Julian Nagelsmann lässt keinen Raum für Interpretationen: Wer in dieser Nacht von Lyon nicht dabei war, wird es sehr schwer haben, sich noch in die EM-Elf der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zu spielen. Dadurch ergeben sich nach dem 2:0 (1:0) gegen Frankreich eindeutige Gewinner und Verlierer:

Der vielleicht größte Gewinner von Lyon: Toni Kroos (Foto: AFP/SID/FRANCK FIFE)
Der vielleicht größte Gewinner von Lyon: Toni Kroos
Foto: AFP/SID/FRANCK FIFE

GEWINNER

Toni Kroos

Nach fast drei Jahren zurück - und wieder die Spinne im Netz, die sofort merkt, wenn die Beute den Faden touchiert. Toni Kroos weiß, was die Gegner tun werden, bevor sie es selbst wissen. Ein Eiswürfel-Pinkler, wie Julian Nagelsmann sagt, das Copyright dafür liegt bei Rudi Völler. Als Kroos vom Platz ging, applaudierten sogar die Franzosen.

Julian Nagelsmann

Ganz ruhig, hatte der Bundestrainer gesagt, keine Weltuntergangsfantasien, es ist nur Fußball - lasst uns kicken! Das tat seine Mannschaft, wurde ja auch Zeit, und wie! Nagelsmann unterstrich, warum der DFB gerade mit einem Strauß Rosen unter seinem Fenster Mandoline spielt. Und zwischen den Zeilen sagte er den Verbandsgranden: Dann zeigt mal, was ihr mir zu bieten habt!

Robert Andrich

Der "Worker" neben Toni Kroos konnte nicht mehr. "Ich bin ganz schön im Arsch jetzt", sagte der Leverkusener Sechser nach seinem Startelf-Debüt, "ein Burger" zur Belohnung - und ab ins Bett. In der Gewissheit, im Vergleich mit Pascal Groß die Nase vorn zu haben. Andrich und Kroos: Das passt.

Die drei Zauberer

Wow. In ständigen Rochaden quirlten Florian Wirtz, welch historisches Blitz-Tor, Jamal Musiala und Kai Havertz auf hoher Stufe die namentlich bestens besetzte Abwehr des Vize-Weltmeisters durcheinander. "Wir verstehen uns gut, und es kann noch besser werden", sagte Musiala. Noch besser?! Gerne.

VERLIERER

Niclas Füllkrug

Der letzte Dortmunder mit realistischen EM-Chancen war angefressen. "Der Bundestrainer hat sich klar geäußert", sagte er auf die Frage, ob es die interne Absprache gebe, dass ihm gegen die Niederlande der Startplatz im Sturm gebührt. Es gibt also keine - und der Mann mit der exzellenten DFB-Torquote ist vorerst nur noch ein Joker.

Leroy Sane

Ein Gedanke, spät in der Nacht: Ach ja, ihn gibt es auch noch. Das sagt eigentlich alles. Mit seinem Ausraster gegen Österreich und der folgenden Drei-Spiele-Sperre hat sich Sane aus der Startelf geboxt. Er wird auch gegen die Niederlande und die Ukraine im Juni fehlen: Es könnte sein, dass danach kaum mehr jemand an ihn denkt.

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Pascal Groß

Die Entdeckung der USA-Reise, tatsächlich. Spät debütierend - und direkt in guter Harmonie mit Ilkay Gündogan. Der aber ist eine Position nach vorne gerückt, weil Kroos der Boss im defensiven Mittelfeld ist. Und zu dem passt Andrich nun mal besser.

Alle Daheimgebliebenen

Hummels, Schlotterbeck, Süle, Brandt, Sane, Goretzka, Gnabry. Wer hat sie vermisst? Wer wird sie vermissen? Nur überragende Leistungen in Bundesliga und Champions League oder, bitte nicht, EM-verhindernde Verletzungen von Konkurrenten können ihnen jetzt noch helfen. Von den kurzzeitig ausprobierten Prömel, Behrens oder Ducksch mal ganz zu schweigen.

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