Iran
Nigeria

Bei seinem Auftaktspiel traf der amtierende Afrika-Cupsieger Nigeria in Curitiba vor fast 40.000 Zuschauern mit dem Iran, glaubt man den Wettquoten, auf einen der größten Außenseiter dieses Turniers. Bis zu diesem Duell zeichnete sich diese WM durch attraktive Spiele auf hohem Niveau mit vielen Toren aus, davon war in dieser Begegnung aber überhaupt nichts zu sehen. Die „Super Eagles“ wurden ihrem Namen zu keinem Zeitpunkt gerecht, vielmehr verzweifelten die Mannen von Stephen Keshi die gesamte Spielzeit über an den taktisch disziplinierten Iranern. Nach den vermutlich bisher schwächsten 90 Minuten bei dieser Endrunde trennten sich beide Teams schließlich mit einem leistungsgerechten 0:0.

Nigeria mit viel Ballbesitz, jedoch kaum Chancen

Irans portugiesischer Trainer Carlos Queiroz verpasste seinem Team ein klares Defensivkonzept, so standen in der Startaufstellung des Außenseiters nicht weniger als sieben nominelle Verteidiger. Die Iraner zogen sich dann auch gleich von Beginn an in die eigene Hälfte zurück und überließen vorerst Nigeria die Aufgabe das Spiel zu machen. Die Westafrikaner waren es auch, die die erste nennenswerte Möglichkeit vorfanden. In der 7. Minute konnte sich Emenike auf der linken Seite kraftvoll durchsetzen, seinen Stanglpass konnte die gegnerische Abwehr in höchster Not gerade noch vor dem einschussbereiten Ahmed Musa klären. Der Nachschuss von Ogenyi Onazi ging letztlich knapp am langen Eck vorbei. Abgesehen von dieser Aktion gab es in der Anfangsphase so gut wie keine einzige vielversprechende Offensivaktion auf beiden Seiten, wobei Nigeria die Partie klar dominierte und der Iran allem Anschein nach zunächst nur darauf bedacht war, keinen verhängnisvollen Fehler zu begehen. Obwohl die Afrikaner aus der eigenen Abwehr das Spiel beinahe ungestört eröffnen konnten, taten sie sich gegen den extrem tiefstehenden Kontrahenten, der seine Hoffnungen ganz klar auf Konter gesetzt hatte, enorm schwer. Somit hatten die „Super Eagles“ zwar ein klares plus an Ballbesitz, Kapital konnten sie daraus aber keines schlagen. In der 30. Minute gab es dann einmal einen Freistoß für Nigeria von der linken Seite, bei welchem sich Irans Torhüter Alireza Haghighi, der offensichtlich mit einer Flanke spekuliert hatte, beinahe von Musa, der den Ball direkt aufs kurze Eck zirkelte, überraschen hätte lassen. Nur kurze Zeit später wäre der gesamte Spielverlauf fast auf den Kopf gestellt worden, als Reza Ghoochannejad nach einem Dejagah-Corner aus kurzer Distanz per Kopf die große Chance auf das 1:0 aus Sicht des Irans hatte. Vincent Enyeama im Tor von Nigeria hielt seinen Kasten dank einer starken Parade jedoch sauber. Ab diesem Zeitpunkt traute sich aber zumindest auch der Iran etwas mehr zu. Kurz vor dem Pausenpfiff wollte Nigeria dann noch ein Handspiel im gegnerischen Strafraum gesehen haben, Schiedsrichter Vera aus Ecuador ließ jedoch vollkommen zu Recht weiterlaufen, wodurch die vielleicht schwächste Halbezeit bei dieser WM torlos endete.

Leistungsgerechte Nullnummer

Nigeria war in der zweiten Hälfte gefordert gegen taktisch extrem disziplinierte und vor allem auch lauffreudige Iraner mehr Kreativität zu zeigen. Den ersten Schuss aufs Tor nach dem Seitenwechsel konnte jedoch „Team Melli“, wie die iranische Mannschaft von seinen Fans genannt wird, für sich verbuchen. Reza Ghoochannejad, der Mann mit dem wahrscheinlich längsten Namen im gesamten Profifußball, schoss jedoch vom 16er aus links am gegnerischen Kasten vorbei. Im Vergleich zum ersten Durchgang verliehen beide Teams nach Wiederanpfiff ihren Angriffsbemühungen etwas mehr Nachdruck, von einem hochklassigen Duell konnte man aber lange noch nicht sprechen. Vor allem das Spiel der „Super Eagles“ war über weite Strecken viel zu statisch und zu ungenau, um den nach wie vor clever verteidigenden Persern gefährlich zu werden. Enttäuschend war auch wie wenig die Nigerianer aus ihren Standardsituationen machten. In der 76. Minute war Ashkan Dejagah dann um einen halben Kopf zu klein um eine gute Flanke von der linken Seite entsprechend verarbeiten zu können. Erst acht Minuten vor Ende der regulären Spielzeit konnte sich Nigeria wieder einmal eine Chance erarbeiten. Die gute Offensivaktion des Afrika-Cupsiegers wurde jedoch zu Unrecht wegen Handspiels zurückgepfiffen, wobei der Schuss vom eingewechselten Peter Odemwingie ohnehin das Tor knapp verfehlt hätte. Der Iran, der kaum etwas in die Offensive investiert hatte, begnügte sich in den letzten Minuten damit das 0:0 zu verwalten. Beinahe hätte sich das noch für die Truppe von Carlos Queiroz gerächt, als Shola Ameobi nach einer Flanke am langen Eck beinahe noch zum Kopfball gekommen wäre. Beim darauffolgenden Corner kam der Stürmer dann tatsächlich an den Ball, seinen wuchtigen Kopfball konnte ein Iraner aber noch vor der Linie abblocken, wodurch es letztlich beim leistungsgerechten 0:0 blieb.

Sowohl Nigeria, als auch der Iran sind nach diesem schwachen Spiel keine wirklich ernstzunehmenden Anwärter auf dem Aufstieg in die K.O.-Runde, dürfte es doch mit ähnlichen Leistungen gegen Argentinien aber auch gegen Bosnien-Herzegowina ungemein schwer werden. Irans portugiesischer Trainer Carlos Queiroz war mit dem Auftritt seines Teams dennoch zufrieden: „Wir müssen einfach realistisch bleiben. Meine Spieler haben gegen einen starken Gegner toll gekämpft, deswegen gilt es ihnen auch ein Lob auszusprechen.“ Auf Seiten von Nigeria konnte man dem Ergebnis weniger abgewinnen, so meinte etwa Torhüter Vincent Enyeama: „Natürlich sind wir enttäuscht, aber wir gewinnen und verlieren als Team gemeinsam. Es gilt jetzt bis zur nächsten Partie die richtigen Lehren aus diesem Remis zu ziehen.“