Bernd Schröder wird bei der Erinnerung an den 9. Mai 1990 noch immer emotional. "Schmerzend war die Art und Weise, wie wir unser erstes und einziges Länderspiel in den Sand gesetzt haben. Das beschäftigt mich heute noch", erinnerte sich der 78-Jährige, der damals als Nationaltrainer der DDR-Fußballerinnen 0:3 gegen die Tschechoslowakei verlor. Nur Monate, bevor der Staat aufhörte zu existieren.
Bernd Schröder war Trainer beim einzigen DDR-Länderspiel

Bernd Schröder war Trainer beim einzigen DDR-Länderspiel

"Es war praktisch der letzte Versuch. Quasi noch einmal die Hand hochgehalten kurz vorm Absaufen", sagte die Trainerlegende im SID-Gespräch zur späten Gründung der Frauen-Auswahl, die dadurch nur Monate vor dem Mauerfall nur dieses eine Länderspiel absolvierte, im Karl-Liebknecht-Stadion von Potsdam vor 800 Zuschauern.

"Uns war damals allen bewusst, dass wahrscheinlich kein weiteres Länderspiel dazu kommen wird", sagte Doreen Meier, die damals über die gesamte Spieldauer auf dem Platz gestanden hatte, rückblickend. Der ambitionierte Frauenfußball wurde aus sportpolitischen Gründen bis kurz vor dem Zusammenbruch der DDR vernachlässigt.

Zu sehr stand der Gewinn von Olympiamedaillen im Zentrum. "Unsere Sportführung hatte immer den Gedanken: Wenn wir den Frauenfußball fördern würden, der nicht olympisch ist, würde das zu Lasten anderer Frauensportarten gehen, weil Fußball sehr populär war", erklärte Schröder, der die Auswahl zusammen mit Dietmar Männel betreut hatte.

Auf dem Feld verloren die Frauen damals deutlich gegen die erfahrenen Spielerinnen aus der Tschechoslowakei. Das Ergebnis war auch ein Resultat der mangelhaften Förderung. Viele Talente gingen verloren und es stand nicht mehr die beste Generation auf dem Platz im Mai 1990.

Unbenommen davon sind die Erinnerungen an diesen denkwürdigen Tag. "Wenn man dann die Nationalhymne hört und das ist das erste Länderspiel, da läuft es einem schon ein bisschen eiskalt den Buckel herunter", sagte Heike Baars zuletzt im Deutschlandfunk Kultur. "Das ist ein schönes Gefühl."

 

SID