Der ehemalige FIFA-Präsident Joseph S. Blatter sieht im Startzeitpunkt seines Engagements im Fußball-Weltverband die "Geburtsstunde von etwas, was so groß geworden ist, dass es außer Kontrolle geriet". Das sagte der 86 Jahre alte Schweizer im Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit". "Ich habe wirklich versucht, dem Fußball immer zu dienen. Wenn ich ihm damit geschadet habe, dann tut es mir leid", sagte Blatter.

Blatter entschuldigt sich (Foto: AFP/SID/FABRICE COFFRINI)
Blatter entschuldigt sich
Foto: AFP/SID/FABRICE COFFRINI

Als FIFA-Direktor für Entwicklungsprogramme sei es 1975 sein Job gewesen, "diesen Sport auch außerhalb Europas und Südamerikas in die Welt zu tragen. Erst als Generalsekretär, dann von 1998 bis 2016 als Präsident habe er "versucht, das Geschäft zu kontrollieren". Doch letztlich sei er "am wirtschaftlichen Wert des Fußballs und an der Politik" gescheitert. Sein Vorgänger Joao Havelange habe einmal zu ihm gesagt: "Sepp, du hast ein Monster geschaffen. Vielleicht hatte er recht."

Die Entwicklung im Fußball kritisierte der ehemalige Top-Funktionär zudem scharf. "Was derzeit geschieht, ist eine Überkommerzialisierung des Spiels. Es wird versucht, immer mehr aus der Zitrone zu pressen – beispielsweise mit der WM-Endrunde mit 48 Teams oder nun mit einer Klub-WM, die als direkte Konkurrenz zur Champions League betrachtet werden muss", sagte Blatter. Die FIFA mische sich "in etwas ein, das sie eigentlich nichts angeht – in den Klubfußball."

 

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