Sportmarketing-Experte Karsten Petry sieht den Online-Riesen Amazon als großes "Schreckgespenst" im Bieterwettstreit um die Medienrechte am deutschen Profifußball. Dass die Deutsche Fußball Liga (DFL) Amazon nach Unstimmigkeiten mit dem eigentlichen Rechteinhaber Eurosport bereits in der laufenden Saison für einige Partien kurzfristig ins Boot geholt hat, bezeichnete Petry im Gespräch mit dem SID als "cleveren Schachzug" und führte aus: "Das hat den Druck auf die sonstigen Bieter wie Telekom, DAZN und Sky erhöht."
Neuer Player im Bieterwettstreit um TV-Rechte: Amazon

Neuer Player im Bieterwettstreit um TV-Rechte: Amazon

Seit Montag läuft die Auktion der DFL um die Medienrechte am deutschen Profifußball für die vier Spielzeiten von 2021/22 bis 2024/25. Das komplizierte Verfahren, bei dem es um die Rechte für den deutschsprachigen Raum geht, wird bis zum 19. Juni dauern.

Nach Ansicht Petrys profitiert Amazon von einem anderen Geschäftsmodell als seine Konkurrenten. "Das Thema Sport-TV-Rechte wird kein eigenes Geschäftsfeld werden, das sie komplett refinanzieren müssen oder wollen", sagte der Geschäftsführer der Agentur Octagon Deutschland. Es sei vielmehr "ein Zusatzgeschäft, das ihnen den Zugriff auf weitere Daten bietet". Über "Big Data" könne der Online-Versandhandel am Verhalten von Streamingnutzern ableiten, was er an "Werbung ausspielen und welche Produktvorschläge" er machen könne.

Möglich geworden waren die aktuellen Amazon-Übertragungen durch den Streit zwischen der DFL und Eurosport. Der US-Konzern Discovery, zu dem Eurosport gehört, will den Vertrag mit der DFL auflösen und beruft sich angesichts der Coronakrise auf eine Sonderkündigungsklausel für den Fall von höherer Gewalt.

 

SID