Hajek: "Ich habe die Frau vom Platzwart öfter gesehen, als den Sportlichen Leiter"

statistikNach nur acht Monaten gingen der ATSV Trimmelkam und Trainer Andreas Hajek vor wenigen Wochen getrennte Wege. Nach einem radikalen Umbau in der Sommertransferzeit liegen die Oberösterreicher derzeit weit hinter den Erwartungen zurück. Im Gespräch mit ligaportal.at/sbg-Chefredakteur Thomas Gottsmann spricht der ehemalige Trimmelkam-Trainer unter anderem über die Kritik von Christian Helminger, die Mängel im Verein und wem er den Titel in der 1. Klasse Nord gönnen würde.

ligaportal.at/sbg: Trimmelkam holte seit Ihrem Rücktritt sieben Punkte aus drei Spielen. Kommt der derzeitige Erfolg für Sie überraschend?

Andreas Hajek: Nein, nicht wirklich. Ich weiß ja was die Mannschaft kann und auch was sie (noch) nicht kann. Aber vor allem auf Grund der individuellen Klasse ist es für mich keine Überraschung. Auf Dauer wird es meiner Meinung nach aber nicht funktionieren. Der Interimstrainer Christian Helminger gibt derzeit drei, vier Spielern das Vertrauen, mit denen ich anscheinend nicht gesprochen habe. Er gibt Smajo Alihodzic alle Freiheiten, dass funktioniert eine Zeit lang. Aber auf Dauer sicher nicht.

ligaportal.at/sbg: Was hat in Ihrer Zeit als Trimmelkam-Trainer gefehlt um ganz oben mitspielen zu können?

Hajek: Gefehlt hat unterm Strich der Teamspirit. Das heißt es waren drei Einzelspieler dabei, welche das Mannschaftsgefüge durcheinander gebracht haben. Konsequenzen konnte ich aufgrund der Personalsituation leider nicht mehr ziehen. Und ich bin froh, dass es im Fußball so ist, dass nur die Mannschaftsleistung zählt. Und da waren wir einfach zu wenig. Wobei ich sagen muss, der Großteil der Mannschaft ist absolut ok. Menschlich und auch fußballerisch.

ligaportal.at/sbg: Was war letztendlich der Hauptgrund, dass Sie ihr Amt zurückgelegt haben?

Hajek: Es gibt eigentlich keinen Hauptgrund. Da hat es viele Dinge gegeben. Mir wurde sehr viel versprochen. Wie zum Beispiel, dass die Kabinen im Sommer fix fertig sind und weitere Infrastrukturmaßnahmen getätigt werden. Die Gesamtsituation hat sich dann so ergeben, dass es mit gewissen Spielern nicht mehr funktioniert hat. Und aus diesen Gründen war für mich kein Weitermachen möglich.

ligaportal.at/sbg: In einem Zeitungsbericht wurde Ihnen vom Sportlichen Leiter Christian Helminger mangelnde Kommunikation vorgeworfen. Was sagen Sie zu dieser Aussage?

Hajek: Diese Aussage kann ich überhaupt nicht verstehen, denn man kommuniziert doch sowieso jedes Training und jedes Spiel mit dem Team, sei es in Einzel- als auch in Gruppengesprächen. Und das war auch bei mir so. Natürlich muss man dazu sagen, dass es teilweise schwierig war, denn über 50 Prozent der Spieler waren der deutschen Sprache nicht mächtig, doch auch diese Hürde haben wir überwunden.

ligaportal.at/sbg: Kann der Spotliche Leiter Helminger eigentlich beurteilen, wie Sie mit der Mannschaft gearbeitet haben? War er oft vor Ort?

Hajek: Ich habe die Frau vom Platzwart in den acht Monaten öfter gesehen, als den Sportlichen Leiter.

ligaportal.at/sbg: Also kann er eigentlich gar nicht beurteilen, ob Sie mit der Mannschaft viel gesprochen haben oder nicht?

Hajek: Genau so ist es. Er kann es nicht beurteilen. Ich habe zwar gehört, dass er bei den Spielern nachgefragt hat. Nur meiner Meinung nach muss sich ein Sportlicher Leiter immer mit dem Trainer austauschen, was sehr selten der Fall war. Der Obmann wollte aber auch, dass der Sportliche Leiter nicht so viel bei der Mannschaft ist. Aber trotzdem muss für mich ein Sportlicher Leiter immer wissen, was gerade los ist, was natürlich schwierig ist wenn dieser selten bei den Trainings und sogar bei manchen Heim- und Auswärtsspielen nicht anwesend ist.

ligaportal.at/sbg: Hat man im Sommer den falschen Weg eingeschlagen? Es wurde komplett auf ausländische Spieler gesetzt? War es im Nachhinein ein Fehler?

Hajek: Der falsche Weg kann man nicht sagen. Wir wollten ja Spieler aus der Umgebung oder aus Stadt holen, aber dieses Unterfangen war sehr schwierig. Es waren bereits viele ausländische Spieler in Trimmelkam, die auch gute Kontakte zu anderen Spielern hatten. So hat sich unsere Transferpolitik im Sommer ergeben. Alle Neuzugänge sind nur von den Spielern geholt worden. Zwei wurden von mir geholt. Der Sportliche Leiter hatte im Sommer Pause, er hat keinen einzigen Spieler geholt. Seine Hauptaufgabe war dann, wo die Spieler untergebracht sind und wie sie versorgt werden. Also er war mehr Gastronom, wie Sportlicher Leiter.

ligaportal.at/sbg: Trimmelkam hat sich vor über zwei Jahren neu aufgestellt und hatte große Ziele. Unter anderem war vom Durchmarsch in die 2. Landesliga die Rede. Jetzt steckt man das zweite Jahr in der 1. Klasse Nord fest. Ist das Projekt Trimmelkam gescheitert?

Hajek: Gescheitert ist vielleicht das falsche Wort. Es muss sich um Umfeld einiges ändern. Zum Beispiel müssen die Kabinen endlich fertiggestellt werden, damit sich die Mannschaft nicht immer in den Containern umziehen muss. Die Rumänen haben gesagt, in ihrer Heimat haben sie solche Zustände nicht. Und das spricht Bände. Es müssen die richtigen Leute arbeiten, ansonsten geht in Trimmelkam nichts weiter. Und in der Mannschaft gehören kleine Veränderungen her: Zwei, drei Leute müssen weg. Das Geld ist da, damit man neue Spieler holt. Ansonsten sehe ich bei der Mannschaft kein Problem.

ligaportal.at/sbg: Wer wird in der 1. Klasse Nord Meister? St. Koloman oder Siezenheim?

Hajek: St. Koloman. Sie halten zusammen und sind eine Mannschaft. Ich würde ihnen den Titel gönnen.

ligaportal.at/sbg: Wie geht es mit Ihnen weiter? Noch heiß auf einen neuen Verein?

Hajek: Ich habe keinen Stress. Heiß bin ich absolut noch, wobei ich sagen muss so schnell sage ich jetzt nicht mehr ja. Das erste, wenn ich zu einem Verein gehe, ich schaue mir die Kabinen an.

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