Marco Klingenschmid: Tiroler Spieler der Hinrunde – das Interview

altÜber 3200 Stimmen konnte Marco Klingenschmid bei der Wahl zum Spieler der Hinrunde 2013/2014 erobern. Ligaportal.at hatte die Freude mit einer großen Fußballerpersönlichkeit ein Interview führen zu dürfen. Dabei sind viele aktuelle Themen des Amateurfußballs zur Sprache gekommen. Die Redaktion von Ligaportal.at gratuliert Marco Klingenschmid nochmals herzlich zum Titel „Tiroler Spieler der Hinrunde“ und bedankt sich bei allen Tiroler Fußballfans für die überwältigende Teilnahme bei unserer Umfrage.


Ligaportal.at:
„Wir und unsere Leser möchten natürlich zuerst gerne wissen wie die Karriere des Marco Klingenschmid begonnen hat?“

Marco Klingenschmid: „Meine Laufbahn als Fußballer ist sehr schnell erklärt. Ich habe bei diesem Verein angefangen zu kicken, wo ich noch immer aktiv bin – beim SC Imst. Es hat keine Zwischenstationen gegeben – auch keine Aktivitäten in einem Leistungszentrum. Als bei uns die U18 aufgelöst wurde, sind alle Spieler in die zweite Kampfmannschaft aufgerückt. Das war auch das erste Tiroler Liga Jahr vom SC Imst. Ich habe dann noch ein Jahr in der zweiten Kampfmannschaft gespielt, aber es gab schon zumindest ein Plätzchen auf der Ersatzbank der Kampfmannschaft für mich und auch gelegentlich einen Spieleinsatz. Ich bin also meist dabei gewesen wenn die Kampfmannschaft zu den Spielen unterwegs war. Ich habe dann bei der Ersten trainiert und langsam hat sich das dann weiterentwickelt – und jetzt bin ich Spieler des Herbstdurchganges der Meisterschaft. Ich möchte mich bei allen, die mir ihre Stimme gegeben haben, sehr herzlich bedanken.“

altLigaportal.at: „Beim SC Schwaz hat man ja im Herbst gesehen, dass der Meister der Tirol Liga locker in der Regionalliga mithalten kann. Wie stark ist die Liga?“

Marco Klingenschmid: „Für mich ist es schwer zu beurteilen, wie sich das Leistungsniveau des Tiroler Fußballs entwickelt hat. Die drei Jahre in denen ich nun in der Tiroler Liga spiele kann ich schon sagen, dass das Niveau zumindest gleich geblieben ist. Mit dem Abstieg von Reichenau und Hall in die Tiroler Liga ist aber sicherlich das Leistungsniveau der Tiroler Liga hinauf gegangen. Es ist eine starke Liga, in der zwar zwei oder drei Mannschaften von der Kaderstärke herausragen, von vornherein fix ein Spiel gewonnen hat man aber gegen keinen Gegner. Wir wissen, dass wir in jedem Spiel 100% geben müssen um zu gewinnen. Unsere Stärke ist sicherlich das Kollektiv mit ein paar sehr starken Einzelspielern. Der Erfolg führt aber nur über eine kompakte Mannschaftsleistung. Ausrasten kann man nach dem Spiel in der Kabine. Von der Qualität der Einzelspieler her ist sicherlich der Kader von Reichenau der beste. Die Kitzbühler Kicker sind robuste Burschen und sehr kampfstark. Spielerisch sind aber sicherlich die Reichenauer stärker.“


Ligaportal.at:
„Immer wieder straucheln Mannschaften die sich sehr viel vornehmen „müssen“. Imst ist sehr locker an die Saison herangegangen und wurde zur großen positiven Überraschung. Ist das der bessere Weg zum Erfolg?“

Marco Klingenschmid: „Der Druck den Titel holen zu müssen, kann sicherlich eine Mannschaft negativ beeinflussen. An uns ist bisher noch nie eine derartige Forderung gestellt worden. Im Sommer gab es bei uns sehr viele Fragezeichen – wir wussten nicht, wohin die Reise gehen wird. Das erste Spiel in Neustift war ein Blindflug. In letzter Sekunde konnten wir das Spiel für uns entscheiden und dann sind wir in Folge in einen richtigen positiven Lauf hineingekommen. Auf einmal geht auf einmal fast alles. Die Vorgabe vom Verein für uns ist ganz grundsätzlich einmal die Klasse zu halten - mit Blickrichtung einen Platz im oberen Mittelfeld zu erreichen. Wo wir jetzt stehen ist absolut sensationell – das hat sich sicherlich niemand erwartet. Ich persönlich finde, dass eine Mannschaft, die unter extremen Erfolgsdruck gesetzt wird, sehr schnell den Faden verlieren kann. Wenn man sich den Titel vornimmt und man verliert ein Spiel, dann steigt der Druck abermals. Das ist eine sehr komplexe Geschichte. Der Erfolgsdruck darf nicht zu hoch sein – wenn die Mannschaft verkrampft, geht im Fußball sowieso nichts mehr. Als Stürmer kann ich das gut beurteilen. Wenn ich mich unter Druck setze Tore schießen zu müssen, wird das nicht funktionieren. Locker drauflos – dann funktioniert es. Das beste Beispiel dafür ist ja unser Auftritt in der Hinrunde.“


Ligaportal.at: „Ein Blick nach oben. Hat Imst Lust in der Regionalliga zu spielen oder regieren finanzielle Probleme und nicht sportliche Belange den Fußball?“

Marco Klingenschmid: „Es ist ganz schwer zu sagen, wie sich der Fußball entwickeln wird. Bundesligamannschaften wie Red Bull Salzburg können sich ganz einfach ausgezeichnete Spieler kaufen. Andere, die nicht so viel Budget zur Verfügung haben, müssen auf den eigenen Nachwuchs setzen und hoffen, dass sich dieser gut entwickelt. Für Imst ist es aus finanziellen Gründen derzeit unmöglich in die Regionalliga aufzusteigen. Als Reichenau auf den Aufstieg verzichtet hat, haben ja auch wir verzichtet. Sportlich wäre es natürlich sehr reizvoll, allerdings muss man dafür den Kader in der Breite aufstocken. Auch das geht meiner Einschätzung nach in der laufenden Saison in imst noch nicht.“


Ligaportal.at: „Warum gibt es nur alle dreißig Jahre einen Hans Krankl oder David Alaba?“

Marco Klingenschmid: „David Alaba hat eine spielerische und physische Qualität, die man nur selten in Österreich finden kann. Natürlich ist es wichtig, zu Bayern München geholt zu werden. Es gehört ein wenig Glück dazu – entscheidend ist aber die Trainingsbereitschaft, der Einsatz und der Wille, überdurchschnittliches zu schaffen. Fußball besteht zu 80% aus Einsatz, Wille und Kampfstärke. Dazu kommt Konzentrationsfähigkeit und technisches Können. Man muss über die 100% hinausgehen – und das ist bei David Alaba der Fall.“


Ligaportal.at: „Schlagzeilen hat der Fußball in den letzten Wochen leider vor allem durch den Wettskandal gemacht. Unterschwellig wurde dem Amateurfußball unterstellt, auf Grund der geringen Entschädigungen besonders anfällig für Manipulationen zu sein.“

Marco Klingenschmid: „Das ist absoluter Unsinn, dass der Amateurfußball besonders anfällig für Manipulationen ist. Es ist sicher kein grundsätzliches Problem, sondern ein persönliches Problem von dem Spieler, der sich in diese Problematik hineinziehen lässt. Wir hatten ja auch in Tirol einen Fall in diese Richtung. Inwieweit die Mannschaft merken kann, dass es bei einem Spieler nicht mit rechten Dingen zugeht, ist schwer zu sagen. Es wird wahrscheinlich nur über längere Zeit auffallen. Jeder Spieler hat einmal einen schlechten Tag und Fehler passieren im Fußball wie überall woanders auch. Wenn ein Spieler drei Jahre lang sehr diszipliniert spielt und auf einmal ein Brutalo-Foul begeht, heißt das auch noch nichts. Es kann passieren. Es wäre höchst problematisch in jeder ungewöhnlichen Spielsituation schon sofort Manipulation zu sehen. Ich kann das praktisch aber schwer beurteilen, weil ich mit diesem Thema noch nie in Berührung gekommen bin. Es ist vor allem eine Charakterfrage des Spielers. Für eine Mannschaft ist es einfach unvorstellbar, dass ein Spieler absichtlich Fehler begeht. Solche Typen haben im Sport einfach nichts verloren. Spieler mit Charakter werden sicherlich nicht einmal in Richtung Wettbetrug angesprochen.“


Ligaportal.at bedankt sich herzlich für das höchst interessante Interview!

Sichere dir bis zu 100€ als Freiwette und wette auf deine Lieblingssportarten.