Die Leidenschaft, die Julian Nagelsmann bei seinen Spielern so vermisste, zeigte er selbst bei seinem Appell an die Fans und Journalisten. "Wir können jetzt schwarzmalen und alles schlecht sehen, da werden wir aber nicht weiterkommen als Fußball-Nation", sagte der Bundestrainer nach dem alarmierenden 2:3 (1:2) gegen die Türkei in Berlin.

Julian Nagelsmann will optimistisch bleiben (Foto: AFP/SID/Ronny HARTMANN)
Julian Nagelsmann will optimistisch bleiben
Foto: AFP/SID/Ronny HARTMANN

Nagelsmann war bemüht, auf dem Weg zur EM weiterhin das Positive herauszustellen. "Wir hatten acht hundertprozentige Chancen. Für mich ist es eher ein Entwicklungsschritt, in letzter Konsequenz das Spiel zuzumachen", betonte er: "Ich bin weit davon entfernt, alles negativ zu sehen. Sinnvoll ist es nicht, schwarz zu sehen, davon werden wir nicht besser."

Allerdings hatte er selbst Emotionen gefordert und den Fokus voll auf die Abwehrarbeit gelegt - von beidem war nicht viel zu sehen. "Wenn wir drei Gegentore kriegen, ist das zu viel", räumte er ein: "Leider spielt beim Fußball immer noch ein Gegner mit. Das erste Gegentor, da waren wir taktisch nicht hundert Prozent richtig. Da versuchen wir, zu aktiv auf den Ball zu gehen, und haben keinen Druck auf den Innenverteidiger."

Allerdings, Optimismus auch hier: "Gut, dass es jetzt passiert, dann kann man es abstellen. Beim zweiten Gegentor waren wir zu gierig auf den Ball. Es ist wichtig, den Ball zu gewinnen, aber noch wichtiger, kein Tor zu kassieren."

Die Emotionen wollte er dann auch nicht der ganzen Mannschaft absprechen. "Einige Spieler" aber "hatten nicht die hundertprozentige Überzeugung, den Willen", kritisierte er. "In der zweiten Halbzeit haben wir uns stark verbessert, was das angeht. Dann kriegen wir einen Elfmeter, der keiner war. Aber das ist müßig."

Deshalb schloss Nagelsmann das entscheidende Gegentor auch aus seiner Abwehr-Analyse aus. Zu viel Schwarzmalerei schließlich wollte er ja nicht zulassen.

 

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