Auch zehn Jahre nach dem Tod von Robert Enke sieht sein damaliger Trainer Andreas Bergmann (60) beim Umgang mit psychischen Erkrankungen viel Verbesserungspotenzial im Fußball. "Nur der Erfolg, der Sieg zählt. In der Bundesliga ist noch kein Platz für Zweifel und Ängste", sagte Bergmann der Sport Bild: "Wir müssen funktionieren, stark sein." Jetzt Fußballreise buchen!
Andreas Bergmann zu psychischen Problemen im Fußball

Andreas Bergmann zu psychischen Problemen im Fußball

Gerade bei Fußball-Profis "heißt es: 'Der verdient Millionen, der muss das aushalten können, das ist Schmerzensgeld'", sagte Bergmann, der Hannover 96 trainierte, als sich Enke am 10. November 2009 das Leben nahm: "Robert hatte unglaubliche Angst zu versagen. Dass er, wenn seine Depression bekannt wird, alles verlieren würde."

Heute hätten sich gewisse Mechanismen noch einmal verstärkt, sagte Bergmann: "Es ist noch mehr Geld im Spiel, die Medienwelt hat sich verändert, die Erwartungen und der Druck sind noch größer." Die Fans wollen "starke und erfolgreiche Persönlichkeiten, die sich durchsetzen können, zu denen sie aufschauen können", sagte er: "Schwäche passt nicht zu diesem Bild. So denken auch viele Verantwortliche in der Bundesliga."

Bergmann hofft, dass es "zur Selbstverständlichkeit wird, bei psychischen Problemen rechtzeitig professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, ohne gesellschaftlichen Vorurteilen ausgesetzt zu sein". Oft würden sich die Menschen nicht eingestehen, "Probleme zu haben und verdrängen bzw. verstecken sie. Viele von uns versuchen – auch Robert hat das versucht –, keine Schwäche zu zeigen, zu funktionieren und hart zu sein", sagte Bergmann: "Was für ein Energieverlust. Jeder hat mal Selbstzweifel und unterschiedliche Ängste. Wir alle sollten das akzeptieren und uns dem stellen."

 

SID