Der Fußball verändert sich

Der Weltfußball entwickelt sich stetig weiter und das in sämtlichen Aspekten, die er umfasst. Die Vergangenheit brachte immer wieder Regeländerungen hervor, die den Sport nach und nach veränderten und weiterbrachten. 1994 wurde beispielsweise die heute bekannte Coachingzone eingeführt, die den Trainern den Raum vorgibt, in dem sie ihren Tätigkeiten nachgehen dürfen. Auch die Regel, dass es für einen Sieg drei Punkte gibt, besteht in dieser Form erst seit 1995, bis dahin waren es zwei Zähler, die dem Gewinner zugeschrieben wurden.

 Fußballrasen

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In der jüngeren Vergangenheit waren es Entwicklungen wie die Torlinientechnik, die sich etablierte, um zweifelsfrei festzustellen, ob der Ball hinter der Linie war. Die letzte ganz große Neuerung kam sicherlich mit dem umstrittenen Videoschiedsrichter, der seit 2017 in den Ligen aktiv ist und nach und nach in immer mehr Wettbewerbe implementiert wird.

Auch abseits des Platzes verändert sich das Geschehen zusehends. Stadien, die in den letzten Monaten und Jahren einen Um- oder Neubau erlebten, legen den Fokus vermehrt auf die Digitalität. Das zeigt sich besonders gut am neuen Santiago Bernabéu, Heimatplatz von Real Madrid, das aller Voraussicht nach zur Saison 2022/2023 fertiggestellt werden soll und allerhand digitale Finessen bietet. Eine 360-Grad-Videoleinwand, WLAN in der ganzen Arena, audiovisuelle Anwendungen auf dem Gelände und ein interaktives Museum sind dabei nur einige der modernen Aspekte, die das neue Stadion bietet. Der Sport wird im Allgemeinen moderner.

Transfermarkt überschlägt sich

Allerdings nicht alle Änderungen allen Fußballfans, da die meisten in einigen Neuerungen eher einen Rückschritt, als einen Fortschritt sehen. Was dabei besonders gerne bemängelt wird, sind die Entwicklungen auf dem Transfermarkt, die in den letzten Jahren unglaubliche Ausmaße angenommen haben. Besonders seit Mitte der 2010er-Jahre knackt dabei ein Rekordtransfer den nächsten.

Gareth Bale war es, der 13/14 erstmals die Marke des 100-Millionen-Euro-Transfers brach. Für 101 Millionen Euro wechselte der Waliser zu den Königlichen nach Madrid. In der Saison 17/18 nahm der Irrsinn langsam Gestalt an, als nicht nur Philippe Coutinho und Ousmane Dembélé für jeweils 135 Millionen Euro zum FC Barcelona wechselten, sondern Neymar gleichzeitig für unglaubliche 222 Millionen Euro zu Paris Saint-Germain ging. Bis heute ist es der teuerste Transfer der Fußballgeschichte. Das Supertalent Kylian Mbappé ließen sich die Pariser ganze 145 Millionen Euro kosten, er folgt auf Platz zwei der Rekordwechsel.

Mittlerweile sind Transfersummen von über 100 Millionen Euro keine Seltenheit mehr. Fünf der zwölf Spieler, die in diese Kategorie fallen, wechselten in den vergangen zwei Jahren den Verein. Allen voran ist dabei die englische Premier League, die mit exorbitanten Summen um sich schmeißt. Allein in dieser Saison belaufen sich die Ausgaben der Liga auf unfassbare 1,35 Milliarden Euro. Die Serie A ist an zweiter Stelle mit rund 585 Millionen Euro in Transferkosten – weniger als die Hälfte. Dabei sei außerdem erwähnt, dass sich die Differenz aller Aus- und Eingaben in England auf negative 697 Millionen Euro belaufen. Mehr als das zehnfache der Serie A, die rund 63,5 Millionen in ihren Transferaktivitäten verlor.

Die deutsche Bundesliga ist vergleichsweise zurückhaltend, was schlichtweg an den geringeren finanziellen Mitteln liegt. Hier liegt der Saldo bei positiven 35,4 Millionen Euro. Um diese Summen in Relation zu setzten, lohnt sich ein Blick auf die Schweizer Super League. 9 Millionen Euro gaben die zehn Vereine in der höchsten Liga der Schweiz in dieser Saison aus, 7,18 Millionen Euro nahmen sie ein.

Kleinere Ligen leiden stark unter der Entwicklung

Und genau hier lässt sich das Problem lokalisieren, dass schwächere Ligen haben, wenn die ganz großen Vereine horrende Summen für Spieler bezahlen. Spielklassen wie die Schweizer Super League gelten – und sehen sich selbst – als Ausbildungsligen. Doch gibt es gewisse Wirtschaftszweige, die Bares in die Kassen dieser Vereine spülen und rund um den Sport Geld generieren. Dazu gehören unter anderem Fernsehgelder, die von Anbietern bezahlt werden, um die Spiele zeigen zu dürfen. Das sind in der Schweiz rund 38 Millionen Euro, die sich die Vereine je nach Leistung und Platzierung aufteilen müssen. In England beträgt diese Summe ganze 3,58 Milliarden Euro – mehr als das neunzigfache und über eine Milliarde mehr als bei der spanischen La Liga auf Platz zwei.

Natürlich verdienen der Branche angehörige Randsektoren mit und setzen ihrerseits hohe Summen um. Auch stationäre Buchmacher und online Wetten in der Schweiz verbuchen entsprechende Gewinne, hängen aber ebenfalls deutlich hinter den großen Ligen Europas.

Diese gravierenden Unterschiede sorgen dementsprechend für ein Ungleichgewicht im internationalen Vergleich. Bei den verfügbaren Finanzen von Vereinen wie Manchester United, Manchester City, Chelsea, Real Madrid oder Paris Saint-Germain fällt die Notwendigkeit für günstigere Talente aus kleineren Ligen weg.

In diesem Sommer lehnte PSG ein Angebot über 180 Millionen Euro von Real Madrid für Kylian Mbappé ab. Andererseits wechselte Jack Grealish innerhalb der Premier League für 117,5 Millionen Euro zu Manchester City. Die großen Vereine mit der entsprechenden Finanzstärke sehen sich nicht mehr nach jungen Talenten in der Schweiz und Co. um, sondern greifen tief in die Tasche, um gestandene Starspieler anderer großer Vereine abzuwerben. Dabei wechselten noch vor wenigen Jahren Talente wie Breel Embolo, Mohammed Salah oder Xherdan Shaqiri aus der Super League in die Top 5 Ligen Europas.

Es war die Haupteinnahmequelle vieler Vereine, die sich dementsprechend auf die Nachwuchs- und Talentförderung fokussierten. Es stellt sich also die Frage, ob Ligen wie die Super League ihr Geschäftsmodell überdenken müssen. Als Ausbildungsliga zu fungieren könnte in der Zukunft nicht mehr reichen. Denn ob die Topklubs der Premier League für fünf Millionen Euro einen Spieler kaufen oder wenige Jahre und Ausbildungsstationen später 50 Millionen bezahlen, kümmert sie scheinbar nicht – das Geld haben sie.