Als einzig verbleibendes österreichisches Team vertritt der SK Sturm Graz im Frühjahr den rot-weiß-roten Klubfußball auf dem internationalen Tanzparkett und prallt in diesem Zuge am Donnerstagabend im Hinspiel der UEFA Europa Conference League-Zwischenrunde auf den slowakischen Meister ŠK Slovan Bratislava (18:45 Uhr, Ligaportal-LIVETICKER). Gelingt der Achtelfinal-Einzug, würde in den Reihen der "Schwoazn" Historisches geschafft werden, das manch langjährigen Anhänger der "Blackies" im Saisonverlauf in Erinnerungen an die "goldene Generation" um die Jahrtausendwende und deren denkwürdige Erfolge schwelgen lassen wird...

Ivica Osim

Der ehemalige SK Sturm-Trainer Ivica Osim am 16. September 2001 mit Lothar Matthäus, damals Trainer beim SK Rapid.

Internationales Überwintern hat historischen Stellenwert

International erreichten die Schwarz-Weißen - mit der damals "goldenen Generation" - dreimal (1998/99, 1999/2000 und 2000/01) die Gruppenphase der UEFA Champions League, wobei im dritten Anlauf gar der Aufstieg in die damalige Zwischenrunde der besten 16 Mannschaften Europas gelang - wenig überraschend unter der Übungsleitung von Vereinsikone Ivica Osim.

Außerdem zogen die "Blackies" 1975/76 und 1983/84 zweimal in ein Europacup-Viertelfinale ein (damals u.a. noch im "UEFA-Cup"). In den Jahren 2009/10, 2011/12, 2021/22 und 2022/23 stand man in Graz-Liebenau in der Gruppenphase der UEFA Europa League.

Auf den Spuren der Saison 1998/99...!

Nicht zuletzt aufgrund dieser geschichtsträchtigen internationalen Sternstunden hätte ein Aufstieg ins Achtelfinale der UEFA Europa Conference League im heurigen Frühjahr historisches Ausmaß, würde man nach dem erstmaligen Überwintern auf internationalem Parkett seit nunmehr 23 Jahren (Spielzeit 2000/01) auch die Möglichkeit wahren, eine von Erfolgen garnierte Saison (wie 1998/99) ins schwarz-weiße Geschichtsbuch zu packen...

Damals schnappten sich die Grazer nämlich sowohl den Meistertitel in der Fußball-Bundesliga (zweiter "Teller" en suite, 2010/11 folgte der bis heute dritte und letzte) als auch den ÖFB-Pokal (der dritte in der Vereinshistorie - mittlerweile sind es ein halbes Dutzend) und katapultierten sich in die Gruppenphase der Königsklasse.

Wer 1998/99 beispielsweise alles im Kader stand? "Libero" Franco Foda, ein 19-jähriger Ferdinand Feldhofer, Linksverteidiger Günther Neukirchner, Roman Mählich im defensiven, Markus Schopp im rechten und Hannes Reinmayr im offensiven Mittelfeld. Dazu Ivica Vastic als hängende Spitze und Mario Haas als Mittelstürmer.

Heuer, ein Vierteljahrhundert später, besteht in heimischen Gewässern neuerdings die Double-Chance, die von außen - mag sie angesichts der "bulligen Konkurrenz" in der Beletage sowie der Auslosung im UNIQA ÖFB-Cup auch unwahrscheinlich daherkommen - merklich größer, respektive realer erscheint, als in der gesamten jüngsten Vergangenheit. Etappen-Ziele wie der Pokal-Halbfinal-Einzug (2:0 vs. FK Austria Wien) sowie ein 1:1 im BL-Schlagerspiel bei FC Red Bull Salzburg ließen die Frühjahrseinkehr durchwegs versöhnlich verlaufen.

Merkur Arena

"...wollen ein bisschen für Furore sorgen"

"Die Chance auf ein Conference League-Achtelfinale ist unglaublich und braucht ein volles Stadion. Solche Spiele kommen in der Regel nur alle 20 Jahre wieder. Jeder muss verstehen, das hat eine historische Dimension", weiß Präsident Christian Jauk.

"Wir wollen im Cup unseren Titel verteidigen. [...] In der Meisterschaft wollen wir versuchen, den Salzburgern auf die Pelle zu rücken und international wollen wir überraschen. Mit guten Leistungen wollen wir im Europacup schon ein bisschen für Furore sorgen", gab Kapitän Stefan Hierländer unlängst in einem Interview das Kommando vor.

Spitzenreiter Slovan souverän siegreich im Schlager

Zu den angepeilten nationalen Erfolgserlebnissen könnte in dieser Spielzeit nun gegen Slovan Bratislava, seines Zeichens amtierender slowakischer Meister, ein internationales Ausrufezeichen hinzukommen, für das am Donnerstagabend in der ausverkauften Arena in Graz-Liebenau vor heimischer Kulisse der Grundstein gelegt werden könnte, bevor in sieben Tagen in fremden Gefilden das Rückspiel wartet.

"Dass wir noch in allen drei Bewerben dabei sind, macht mich und vor allem den Verein schon unglaublich stolz. Das hat es ja jetzt auch 23 Jahre nicht gegeben, dass man international überwintert. Da wollen wir gegen Slovan Bratislava die Hürde schaffen, aus zwei Spielen mehr machen", erklärte Geschäftsführer Sport Andreas Schicker vor kurzem im exklusiven Ligaportal-Interview.

Doch der slowakische Liga-Leader, der am Wochenende sein Spitzenspiel in der "Fortuna Liga" gegen MŠK Žilina dank der Treffer von Tigran Barseghyan (9.), Vladimir Weiss (36.), Jaba Kankava (82.) und Stürmer-Neuzugang Gerson Rodrigues (96.) mit 4:0 für sich entscheiden konnte, kommt mit mächtig Selbstvertrauen in die Murmetropole angereist, hat sich an der Tabellenspitze einen komfortablen Zehn-Punkte-Polster herausgespielt...

Indes hängt der SK Sturm hierzulande dem Liga-Flaggschiff aus der Mozartstadt im Nacken, hat am Sonntag gegen den SK Rapid jedoch bereits das nächste Bundesliga-Topspiel vor der Brust... But first: Slovan!

Fotocredit: IMAGO/Sven Simon und RiPu-Sportfotos