Gebietsliga Nord/Nordwest

FC Klosterneuburg will nachhaltig Erfolg haben

Auch in der neuen Saison 2022/23 gibt es wieder die bereits gewohnten Ligaportal-Interviews. Dieses Mal ist dabei der FC Klosterneuburg mit Obmann Thomas Pils an der Reihe. In der abgelaufenen Spielzeit belegte Klosterneuburg in der Gebietsliga Nord/Nordwest nach zwölf Siegen, vier Remis und zehn Niederlagen mit 40 Punkten den vierten Platz in der Abschlusstabelle. Pils verweist auf die guten Rahmenbedingungen ("Natürlich ist unser Ziel mit dem FCK in höheren Ligen zu spielen. Klosterneuburg, immerhin drittgrößte Stadt in ganz Niederösterreich, hat Potential für weiter oben"), der Erfolg soll aber "mitwachsen" und nicht erkauft werden: "Wir wollen das nachhaltig schaffen. Wir investieren prinzipiell keine Unsummen in Spieler und schon gar nicht in Legionäre die sich nicht mit dem Verein identifizieren."

Ligaportal: Wie zufrieden sind Sie mit der vergangenen Saison bzw. wie fällt der Rückblick aus?

Thomas PilsSeitdem Klosterneuburg wieder in Niederösterreich spielt, war letzte Saison unsere tabellarisch beste bisher in der Gebietsliga. Daher sind wir natürlich sehr zufrieden mit dem Abschneiden. Nach einem perfekten Start in die Rückrunde haben wir fast bis zuletzt ganz oben mitgespielt. Nach vermeidbaren Punktverlusten gegen Ende und dem Ausscheiden aus dem Titelrennen war dann natürlich die Luft nach einer intensiven Saison draußen. Nachdem auch die Abstiegsplätze für uns kein Thema waren, haben wir im Saisonfinish noch mehr jungen Eigenbauspielern aus unserem Nachwuchs die Chance gegeben Erfahrungen in der Kampfmannschaft zu sammeln als wir das ohnehin schon die ganze Saison getan haben.

Ligaportal: Gab es bereits Zu- bzw. Abgänge? Auf welchen Positionen besteht noch Handlungsbedarf?

PilsPrinzipiell hält sich die Fluktuation in unserem Kader immer in engen Grenzen. Das zeigt sich auch am Eigenbauspieler-Anteil im Kader. Letzte Saison hatten wir in einem 30 Mann Kader 28 Eigenbauspieler (und die zwei Fehlenden werden es dieses Jahr). Das sind Werte die von anderen Mannschaften nicht einmal zusammen erreicht werden. Vorrangiges Ziel war und ist es daher für uns den Kader zu halten und gegebenenfalls nur punktuell zu verstärken. Deswegen sind wir in der glücklichen Situation überhaupt keinen Druck am Transfermarkt zu haben, sondern wirklich auf Spieler warten zu können die zu uns passen und von denen wir überzeugt sind. Dieses Mal hatten wir leider mit Miljan Masulovic (Karriereende bzw. DSG Klosterneuburg) und Mathias Szuchony zwei routinierte Abgänge in der Defensive die nur schwer durch Nachwuchsspieler zu kompensieren waren. Deswegen sind wir auch froh, dass wir uns nach mehreren Jahren Kontakt mit Nico Gerak (zuletzt Casino Baden) einigen konnten. Er wird unsere Abwehr verstärken. Ausschau gehalten haben wir speziell in der Offensive (Mittelfeld/Sturm, unsere Defensive zählt seit Jahren zu den Top 3 der Liga) um dort Johannes Mansbart mehr Freiräume geben zu können. Da sind wir mit René Miklautz (Casino Baden), Manuel Grünzweig (ASK Liesing) und Murat Bora (SV Gablitz) fündig geworden.

"Zielsetzung ist wieder eine Rolle im oberen Tabellenbereich"

Ligaportal: Welche Themen haben dem Verein neben dem sportlichen Abschneiden der Kampfmannschaft besonders beschäftigt?

Pils: In Klosterneuburg haben wir derzeit über 300 Burschen und Mädchen, die in 17 gemeldeten Nachwuchsmannschaften bei uns Fußball spielen. Deswegen ist das Thema Nachwuchs automatisch eines der größten und wichtigsten Themen bei uns, dass uns praktisch 365 Tage 24/7 beschäftigt. Zur allgemein vorherrschenden Problematik "Trainermangel", die auch an uns nicht ganz spurlos vorbeigeht, war und vermutlich leider auch ist Corona natürlich auch ein Thema, das in einem so großen Verein andauernd präsent ist. Zusätzlich kommt mit der ÖFB-Nachwuchsreform, gerade auf uns, aufgrund der vielen Kinder pro Jahrgang, ein noch nicht absehbarer Mehraufwand zu.

Ligaportal: Das "Vereinssterben" im Amateurbereich geht leider weiter. Wo sehen Sie die Ursachen dafür und wer ist gefordert um eine Wende zu schaffen?

Pils: Neben dem Mangel an Nachwuchstrainern ist es vor allem die Entwicklung des Fußballs selbst, die dazu beiträgt. Selbst in den untersten Ligen werden die Vereinsstrukturen und Anforderungen an die Funktionäre immer anspruchsvoller und komplexer. Mittlerweile ist es beispielsweise Standard, dass Spieler Trainingswäsche vom Verein gestellt bekommen und es gewohnt sind praktisch nichts selbst zu den Einheiten mitnehmen zu müssen. Bei drei bis vier Trainingseinheiten pro Woche mit durchschnittlich 20 Spielern am Training ist daher ein Zeugwart erforderlich, der praktisch jeden Tag am Platz ist und das auch noch mehrmals, sprich am Vormittag, nur um sich um die Trainingswäsche zu kümmern. An Meisterschaftsspieltagen, speziell Auswärts, ist dann noch mit einem Zeitaufwand von acht bis neun Stunden zu rechnen. Wer tut sich das noch ehrenamtlich an? Für Funktionäre in Vorstandspositionen sieht die Situation ähnlich aus. Hier kommt noch die rechtliche Verantwortung (bzw. Haftung!) für den Verein hinzu. Die finanziellen Standards im Unterhaus was die Spieler betrifft sind mittlerweile fast komplett aus dem Ruder gelaufen und ich kann jeden Funktionär verstehen, der keine persönliche Haftung für dieses finanziell aufgeblasene Konstrukt übernehmen möchte bzw. kann, welches er ehrenamtlich in seiner Freizeit betreut. Um nämlich den sportlichen Standard halten zu können, ist jedes Jahr mehr (finanzieller, zeitlicher, nervlicher) Aufwand notwendig. Mehr Sponsoren müssen gefunden werden etc. Weil das gerade heutzutage kaum noch möglich ist, resultiert das dann im schlimmsten Fall in einem mehr oder weniger wirtschaftlichen Konkurs und einer Haftbarmachung des Vorstandes wie wir es vor ein paar Jahren selbst bei uns in der Gebietsliga hatten. Hier hat die Einstellung des Spielbetriebs verhindert werden können. Leider hat dieses Beispiel aber niemanden zum Umdenken bewegt. Diese Verantwortung/ Haftung bedeutet nämlich auch leider allzu oft großen Stress, und bei der heutigen geopolitischen Situation ist wirklich das allerletzte dass man braucht seinen letzten Funken Freizeit in etwas zu investieren, das einem dann ein Magengeschwür oder Schlimmeres verursacht. Hier kann ich aber den Spielern keinen Vorwurf machen, sondern den Vereinen die bereit sind im Amateurbereich immer höhere Summen zu bezahlen! Gefordert sind da her die Vereine selbst, dass grundlegende Problem zu lösen, indem sie aufhören müssen den Spielern im absoluten Amateurbereich mehr zu bezahlen als diese in ihrem normalen Beruf verdienen. Wir müssen uns mehr bewusst machen, in welcher Liga wir wirklich spielen und dürfen keine Profistrukturen in Amateurvereinen standardisieren, die unbezahlt von ehrenamtlichen Funktionären geführt werden.

Ligaportal: Wie sieht eure Zielsetzung für die neue Saison 2022/23 aus?

PilsNatürlich ist unser Ziel mit dem FCK in höheren Ligen zu spielen. Gerade die Rahmenbedingungen in Klosterneuburg, immerhin drittgrößte Stadt in ganz Niederösterreich, hat Potential für weiter oben. Wir wollen das aber nachhaltig schaffen. Wir investieren prinzipiell keine Unsummen in Spieler und schon gar nicht in Legionäre die sich nicht mit dem Verein identifizieren. Ich glaube keiner unserer Spieler ist ausschließlich wegen der Finanzen bei uns. Das ein Aufstieg mit nur jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs eher nur sehr schwer zu schaffen ist, ist uns bewusst, wir wollen aber dieses Konzept so weit wie möglich ausreizen und beibehalten. Einfach immer mehr Geld zu investieren um eine Mannschaft zusammenzukaufen die vom Papier her um den Titel spielen muss, ist keine Option für uns. Es gibt genug negative Beispiele die nach einem Aufstieg gleich wieder abgestiegen sind und dann auch Gefahr gelaufen sind noch weiter nach unten durchgereicht zu werden. Unsere Zielsetzung ist daher wieder eine Rolle im oberen Tabellenbereich zu spielen, idealerweise wieder ganz oben, dabei aber die jungen Spieler die letztes Jahr schon sporadisch zum Einsatz gekommen sind weiter in die Kampfmannschaft zu integrieren und die neueste Generation an Nachwuchsspielern an diese heranzuführen. Mit Mario Handl haben wir hierfür auch den idealen Mann, der sowohl weiß wie er mit jungen Nachwuchsspielern als auch älteren Routiniers umzugehen hat und das Beste aus Ihnen herausholen kann.

Ligaportal: Wer sind für Sie die Titelkandidaten und welche Vereine können für eine Überraschung sorgen?

PilsTitelkandidaten sind wie jedes Jahr allen voran Hohenau und Wullersdorf. Mannsdorf-Großenzersdorf II ist, auch wegen der Regionalliga Mannschaft, schwer einzuschätzen, wird aber sicher wieder eine talentierte Mannschaft stellen. Ich glaube kaum eine Liga ist so ausgeglichen und eng beisammen wie unsere Liga. Daher kann jede Mannschaft, sowohl im positiven aber auch im negativen Sinn, für eine Überraschung sorgen.

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