Kolumne: "Was nichts kostet, ist nichts wert"

In seiner Kolumne "Franky`s Einwurf" informiert UEFA-A-Lizenz-Trainer Franz Hofer exklusiv auf unterhaus.at über aktuelle und interessante Themen rund um den Fußball. Der derzeitige Cheftrainer von Landesligist St. Martin greift dabei auch das eine oder andere heiße Eisen an und scheut sich auch nicht, den Finger in die Wunde zu legen. In seiner heutigen Kolumne informiert der Professor für Mathematik und Sport unter anderem über den "Gesundheitszustand" der Amateurvereine und erklärt, welche pädagogischen Bereiche die Ausbildungsschiene Fußball bedienen kann.

Die Kampfmannschaft ist meist das Aushängeschild eines Amateurvereins. Genauso verhält es sich mit dem Nationalteam jedes Landes. Ist das Nationalteam gut, so sind auch Spieler, Trainer und Nachwuchsabteilung hoch angesehen. So sind zum Beispiel holländische und deutsche Trainer ein Exportschlager, während österreichische Trainer international eher Ladenhüter sind.

Zurück aber zum Amateurfußball. Die Kampfmannschaft ist das Aushängeschild, aber die Nachwuchsabteilung ist die Visitenkarte jedes Vereins! Der Tabellenstand  der ersten Mannschaft kann jedoch auch ein wenig täuschen und nur eine Momentaufnahme sein. Über den wirklichen sportlichen  „Gesundheitszustand“ eines Amateurfußballvereins gibt jedoch eine funktionierende Nachwuchsabteilung Auskunft. Kratzt man da bei manchen derzeit erfolgreich spielenden Teams an der Oberfläche, so fällt leider da recht oft der Lack ab. Antworten auf folgende Fragen helfen Verantwortliche und Eltern bei der Erstdiagnose:

Wie viele Kinder- und Jugendliche spielen in  wie vielen Mannschaften?
Wie viele (ausgebildete) Nachwuchstrainer und Betreuer kümmern sich um die Talente von morgen?
Wie hoch ist der Prozentsatz des Budgets für die gesamte Nachwuchsabteilung?
Wie viele „Nachwuchsaktionen“, wie Kurztrainingslager, Showtrainings, Ausflüge, Spielbesuche, Schultrainings, Elternabende, interne Fortbildungen und vieles mehr finden pro Jahr statt?

Gut aufgestellte Vereine sollen dabei das  Licht nicht unter den eigenen Scheffel stellen, sondern so wie im Mittelalter die fahrenden Händler auch mit der Ware klappern, also neuzeitlich ausgedrückt mit PR-Aktionen das Umfeld über die Qualität der eigenen Arbeit informieren. In Zeiten von Einzelkinder, Patchwork- Familien und der Berufstätigkeit beider Elternteile ist die Möglichkeit von qualitativ hochwertiger und sinnvoller Freizeitbeschäftigung, in unserem Fall eine gediegene Ausbildung in der Mannschaftssportart Fußball, um so wertvoller. Anders ausgedrückt kann ein Sportverein viele Dinge übernehmen, die von der Gesellschaft und der Schule nicht mehr abgedeckt werden (können).

Also erarbeiten wir gemeinsam für die Eltern, welche pädagogischen Bereiche die Ausbildungsschiene Fußball bedienen kann.

Sportmotorische Ziele
Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit, Beweglichkeit sowie die koordinativen Fähigkeiten werden durch ein vielseitiges Training gleichermaßen geschult. Eine funktionierende Muskulatur schützt in allen Lebenslagen.

Affektive Ziele
Man gewinnt und verliert gemeinsam, wobei geteiltes Leid zum halben Leid  und gemeinsame Freude sogar zum doppelten Glück wird.

Kognitive Ziele
Die geistige Verarbeitung von dem komplexen Gebilde Fußball, mit der ballorientierten Mann im Raum Deckung, Abseitsfallen,  Hinterlaufen und einem Mittelfeldpressing wird durch den Gegner und Zeitdruck immer schwieriger. Also hält Fußball geistig fit, was ja für das Berufsleben kein Nachteil ist.

Ästhetische Ziele
Die Leichtigkeit des Seins ist bei echten Könnern wie Messi und Ronaldo nicht von der Hand zu weisen und der Grund warum ein Fußballgenießer ins Stadion geht. Auch ein kräftiger nackter Oberkörper oder stramme Wadeln können so manche Zuschauerin ins Stadion locken.

Sozialpolitische Ziele
Fußball kann das Leben in der Gruppe und den gegenseitigen Umgang miteinander lehren.

Integrative Ziele
Mitbürger mit ausländischen Wurzeln bekommen die Möglichkeit sich über den Fußball leichter zu integrieren, denn ein guter Spieler wird schneller akzeptiert. Selbst kann man so ein wenig über den eigenen Tellerrand hinausschauen.

Solche erzieherische Komponenten könnte man im Rahmen eines Elternabend skizzieren, aber auch auf gemeindepolitischer Ebene ausführen und so mehr Akzeptanz und Unterstützung zu erhalten. So sind zum Beispiel die Trainingsbedingungen und die Winterhallenzeit für so manche Nachwuchsmannschaft eher dürftig.

Ein etwaiger Elternbeitrag als symbolische Unterstützung wird sowohl auch von den Erziehungsberechtigten leichter akzeptiert werden. In anderen Sportarten, wie Tennis, Reiten, Golf und Tanzen ist eine finanzielle Unterstützung seitens der Eltern selbstverständlich. Hält dann die Ausbildung was sie verspricht, wird man keine schlechte Nachrede haben. Und übrigens, was nichts kostet ist nichts wert, sagt sogar der Volksmund.


Franz Hofer

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