Kolumne: Fußball-Unterhaus - (k)eine Zukunft für Oberösterreich

In seiner Kolumne "Franky`s Einwurf" informiert UEFA-A-Lizenz-Trainer Franz Hofer exklusiv auf unterhaus.at über aktuelle und interessante Themen rund um den Fußball. Der derzeitige Cheftrainer von Landesligist St. Martin greift dabei auch das eine oder andere heiße Eisen an und scheut sich auch nicht, den Finger in die Wunde zu legen. In seiner heutigen Kolumne beschäftigt sich der Professor für Mathematik und Sport mit den generellen Problemen und Defiziten der Kinder und Jugendlichen, deren Auswirkungen auf den Fußball und wirft einen kritischen Blick in die Zukunft.

Fußball ist eine der populärsten und faszinierendsten Sportarten unserer Zeit. Millionen von Zuschauern verfolgen diverse Wettbewerbsspiele aller Leistungsklassen, und im Profifußball werden Millionen Euro umgesetzt.
Als ich 16 Jahre alt war, hatte man als Jugendlicher, der schon in der Junioren-Mannschaft spielte, zu der Kampfmannschaft eine sehr enge Beziehung. Die Junioren- und Reserve-Mannschaft spielten nämlich die Vorspiele zur Kampfmannschaft. Heutzutage können sehr viele Vereine nicht einmal mehr ein  gutes Reserve-Team stellen. Die 1B-Mannschaft ist zumeist eine Mischung aus Junioren-Mannschaft, den Reservisten aus dem Kader der ersten Mannschaft und einigen Idealisten.  Wenn man diese Entwicklung selbst hautnahe miterlebt hat, dann stellt sich schon die Frage nach der Zukunft unseres Amateurfußballs. Wie schaut es wohl in zehn oder 20 Jahren in Fußball-Oberösterreich aus?

Die ganze Situation wird durch spezielle gesellschaftliche Tendenzen noch etwas verschärft! In Zeiten von „Einkindfamilien“ sinkt die Anzahl der Kinder stetig. Zudem werden die Zeiten zum selbständigen Spielen und Herumtoben bzw. die räumlichen Möglichkeiten immer weniger. Dies hat zur Folge, dass die koordinativen Fähigkeiten alle zehn Jahre im Durchschnitt um 10 Prozent schlechter werden. Dies bestätigen mir auch verschiedene Sporthauptschullehrer, die den Eingangslevel vergleichen können. Die Spitze des „Bewegungsvermeidungseisbergs“ bilden dann die übergewichtigen und verhaltensauffälligen Kinder als Spiegel unserer Bewegungs-und Sozialvermeidungsgesellschaft.

Aber ich meine, jede Krise bietet die Chance zur Umkehr bzw. für Neuerungen!

Fortschrittliche und gewinnorientierte Vereine, wie früher Ajax Amsterdam, setzen schon seit längerer Zeit auf langfristige, qualitative, persönliche und fußballerische Ausbildung der Kinder und Jugendlichen.
Bei kleineren Vereinen sind eine solide Ausbildung und ein gutes Zusammengehörigkeitsgefühl Grundlage für einen erfolgreichen Spielbetrieb.

Wie kommen die Kinder heute zu einem Fußballverein?
Kinder und Jugendliche kommen in einen Verein, um ihre Lieblingssportart Fußball zu betreiben. Es wird gleichzeitig das Bedürfnis nach Geselligkeit und jenes nach sportlicher Betätigung erfüllt. Kinder wollen Spaß und Freude am Spiel haben und sich im Verein wohlfühlen.
Beim Fußballverein ist der Zulauf an 6- bis 8-Jährigen am größten. In dieser Phase, dem frühen Schulkindalter, hat das Hirn schon fast seine volle Größe erreicht und zeigt sehr gute Lern- und Leistungsfähigkeit. Die Kinder haben zudem sehr gute körperliche Voraussetzungen, denn sie sind klein, grazil und leicht. Sie zeigen eine optimistische Lebenseinstellung, Unbekümmertheit und eine „kritiklose“ Kenntnisaneignung. Neben einer verbesserten Konzentrationsfähigkeit zeigen Jugendliche präzise Informationsaufnahme- und Verarbeitungsfähigkeit.

Die meisten Kinder kommen nicht durch ihre Eltern (15 %) zum Fußballverein, sondern werden durch ihre Freunde (71 %) motiviert. Auch die Schule (7 %) und Vereinsfunktionäre (6 %) spielen hierbei eine untergeordnete Rolle. (vgl. Zöchling, 92). Demzufolge sollte man möglichst vielen Kindern (Quantität) die Chance geben, das Fußballspielen zu lernen, um später echte Talente (Qualität) zu erhalten.

Das Bewegungsverhalten der Menschen hat sich sehr stark verändert. Legten in der Steinzeit die Jäger und Sammler noch etwa 40 Kilometer täglich zurück, so kommen wir heute durchschnittlich auf rund 2 Kilometer Laufleistung. Dies hat unter anderem zur Folge, dass je nach Statistik heutzutage 50 bis 60 % der Schüler Haltungsschwächen haben.
Außerdem ist es eine Tatsache, dass es innerhalb der ersten zwei Schuljahre einen 70 %igen Anstieg der Haltungsschwächen gibt und im
gleichen Zeitraum der Anteil der übergewichtigen Kinder von 3 auf über 20% steigt. Da dies die Schule wegen der geringen Anzahl der Turnstunden und manchmal auch ob der ungenügenden Ausbildung bzw. dem fehlenden Engagement der Lehrer nicht zu verhindern mag, sollte der Sportverein die Chance nützen und dies kompensieren. (vgl. Weineck, 92).

Durch die Einführung einer zweimaligen Spiel- und Erlebnisstunde pro Woche kann einerseits ein wichtiger Dienst an der Gesellschaft getan, andererseits das Fortbestehen des Vereins gewährleistet werden.

Lächelnd  Spiel und Spaß unter Aufsicht

Lächelnd  Methodisch-didaktische  (Fuß)ballausbildung

Lächelnd  Pädagogische Anleitung  zum Gruppenerlebnis

Lächelnd  Ausgleich von muskulären  Dysbalancen

Lächelnd  Verbesserung der koordinativen Fähigkeit

So gesehen können sich Eltern glücklich schätzen, dass die Jugendabteilung eines Fußballvereines durch sorgfältige Jugendarbeit einen positiven Einfluss auf die Entwicklung und Formung ihres Kindes hat.

Leider spielen in Österreich, im Gegensatz zu Holland (44 %) und Dänemark (51 %), nur 12 % der männlichen Jugendlichen Fußball (vgl. ÖFB, 88).
Es wäre doch dem österreichischen Spitzenfußball, aber auch vielen Erziehungsberechtigten geholfen, könnte man mehr Kinder und Jugendliche, sowohl Burschen als auch Mädchen, zum Fußballspielen animieren!

Ich würde gern auch noch in 15 Jahren Amateurspiele im Fußball-Unterhaus besuchen, in denen einige einheimische Kicker dem Ball nachlaufen. Als Vorspiel sehe ich wahrscheinlich eine U-18 Mannschaft in der vier U-24 Spieler spielberechtigt sind. Schöne Aussichten oder?


Franz Hofer

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