Keine Chancengleichheit in der 2. Klasse - Relegation mit Hindernissen

Endlich! Nach einer über viermonatigen Winterpause rollt das runde Leder wieder, geht es nach zahlreichen Testspielen auf Eis, Schnee oder Kunstrasen wieder um Punkte. Selbst der Wettergott konnte den Frühjahrsauftakt nicht mehr erwarten und zeigte sich an diesem Wochenende (fast) von seiner besten Seite. Während es in der Hinrunde vor allem darum gegangen ist, unabhängig vom Tabellenplatz, so viele Punkte wie möglich zu sammeln, geht es im Frühjahr um die sprichwörtliche "Wurst" - naht die Entscheidung im Kampf um den Meistertitel bzw. gegen den Abstieg. Die Einführung der Relegation sorgt in diesem Jahr für zusätzliche Brisanz, erhalten einige Mannschaften im Aufstiegskampf eine zweite Chance bzw. ist der Abstiegskampf in diesem Jahr noch umkämpfter als ohnehin schon. Die Relegation ist eine tolle Sache, bleibt doch in jeder Liga die Spannung voraussichtlich bis zur letzten Runde gewahrt. Nur in der 2. Klasse sieht es etwas anders aus, kämpfen die Mannschaften unter unterschiedlichen Voraussetzungen um einen Aufstiegs- bzw. Relegationsplatz.

Ungewisses Abstiegsszenario

Aufgrund der verschiedenen Abstiegsszenarien - beginnend in der Ersten Liga und der Regionalliga - ist derzeit noch ungewiss, wie viele Mannschaften in den verschiedenen Ligen im oberösterreichischen Unterhaus absteigen müssen. Fest steht, dass in JEDER Liga maximal (inklusive Relegation) drei Mannschaften absteigen müssen. Besonders interessant ist die Situation in der Radio OÖ-Liga. In der höchsten Liga des Landes könnte es drei Absteiger geben und die Liga auf 16 Vereine aufgestockt werden (spätestens im nächsten Jahr wird die Radio OÖ-Liga ohnehin aufgestockt). Sollten tatsächlich drei Klubs aus der Radio-OÖ-Liga absteigen müssen, entfällt für den besten Zweitplatzierten der beiden Landesligen die Relegation.

Keine Chancengleichheit in der 2. Klasse

Während in der Bezirksliga und 1. Klasse die Relegationsmodalitäten klar sind, da es sich ausschließlich um 14er Ligen handelt, ist in der 2. Klasse - aufgrund der unterschiedlichen Ligenstärke (13er und 14er Ligen) - keine Chancengleichheit gegeben. Während in den Gruppen Mitte und West jede Mannschaft insgesamt 26 Spiele austragen muss, stehen für die Teams in den übrigen zehn 2. Klassen jeweils nur 24 Spiele auf dem Programm. Anstatt eines "Schlüssels" (siehe unten) für Chancengleichheit zu sorgen, schenkt der Oberösterreichische Fußballverband der unterschiedlichen Ligenstärke bzw. Anzahl von Spielen keine Beachtung und ordnet die Zweitplatzierten nach den erzielten Punkten ein - ob sie ihre Punkte in 24 oder 26 Spielen erreichen, ist egal!

"Rechenschieber den Vereinen nicht zumutbar"

"Wir haben die Relegation auf Wunsch der Vereine eingeführt. Nicht nur die Klubs, auch der Verband ist von dieser Neueinführung begeistert. Die Relegation sorgt nicht nur für Spannung, sondern ist auch wirtschaftlich überaus interessant", so OÖFV-Präsident Willi Prechtl bei einer kürzlich stattgefundenen Pressekonferenz. Als ich den Präsidenten mit einer, in hunderten Gesprächen mit Vereinsfunktionären bzw. Trainern erhärteten Feststellung konfrontierte, wonach ich keinen einzigen Verein kenne, der mit der aktuellen Lösung der unterschiedlichen Ligenstärke einverstanden ist, antwortete mir Willi Prechtl: "Wir wollen und können es den Vereinen nicht zumuten, dass sie in der letzten Runde den Rechenschieber zur Hand nehmen müssen, um zu wissen, ob sie die Relegation erreicht haben, oder nicht. Wir haben uns dazu entschlossen, die Reihung ausschließlich nach den erzielten Punkten vorzunehmen. Mit dieser Lösung sind auch alle Vereine einverstanden, scheinbar sprechen Sie mit den falschen Leuten."

"Unterschiedliche Anzahl von Spielen hat keine Relevanz"

In diesem Punkt mag der Präsident im Recht sein, denn während der Verband vorwiegend mit den "VIPS" der Vereine (Präsidenten, Obmänner) kommuniziert, unterhalte ich mich vorwiegend mit den Personen an der "Front", den Trainern, Sektionsleitern und Sportchefs. Aber in Zeiten der PISA-Studie muss keiner den Rechenschieber zur Hand nehmen, denn der tastsächliche Wert der erzielten Punkte - egal ob 13er oder 14er Liga - steht bereits vor der Saison fest (siehe unten). In seiner Begründung erklärte der OÖFV-Präsident: "Anhand den in den letzten Jahren gewonnenen Erkenntnissen, spielt es keine große Rolle, ob eine Mannschaft zwei Spiele mehr oder weniger ausgetragen hat. Auch in der aktuellen Meisterschaft hat die unterschiedliche Anzahl von Spielen bislang keine Relevanz."

85 Prozent der Vereine in schlechterer Ausgangsposition

Auch wenn der Präsident mit seinem letzten Satz derzeit richtig liegt, gehen in der 2. Klasse rund 85 Prozent der Vereine in einer wesentlich schlechteren Ausgangsposition in die Rückrunde - von einer Chancengleichheit keine Spur. Wieder einmal wird auf die Kleinen keine Rücksicht genommen, aber das ist in Österreich nicht neu. Der Trainer und Sportchef von OÖ-Ligist Donau Linz, Gerald Scheiblehner, formulierte in der vergangenen Woche beim Sportstammtisch "Hexenkessel" im Hotel am Linzer Domplatz dieses "Drüberfahren", anhand der Cup-Reform, in der die Amateur-Vereine vom Cup praktisch ausgeschlossen werden, treffend: "Früher haben in Wien die Wiener ihr eigenes Süppchen gekocht. Jetzt kochen in Wien die Oberösterreicher das Süppchen, auslöffeln müssen dieses aber weiterhin die Kleinen - für die Vereine hat sich nichts geändert."


Günter Schlenkrich
Chefredakteur unterhaus.at


"Schlüssel"

(Links steht die erreichte Punkteanzal in einer 13er Liga - rechts steht jene Punkteanzahl, die die Mannschaften einer 14er Liga aufgrund der beiden zusätzlichen Spiele erreichen müssen)

45 Punkte  -  48,88 Punkte (aufgerundet auf 49)
46 Punkte  -  49,92 Punkte (aufgerundet auf 50)
47 Punkte  -  50,96 Punkte (aufgerundet auf 51)
48 Punkte  -  52,00 Punkte
49 Punkte  -  53,04 Punkte (abgerundet auf 53)
50 Punkte  -  54,08 Punkte (abgerundet auf 54)
51 Punkte  -  55,38 Punkte (abgerundet auf 55)
52 Punkte  -  56,42 Punkte (abgerundet auf 56)
53 Punkte  -  57,46 Punkte (abgerundet auf 57)
54 Punkte  -  58,50 Punkte (abgerundet auf 58)
55 Punkte  -  59,54 Punkte (aufgerundet auf 60)
56 Punkte  -  60,58 Punkte (aufgerundet auf 61)
57 Punkte  -  61,88 Punkte (aufgerundet auf 62)
58 Punkte  -  62,92 Punkte (aufgerundet auf 63)
59 Punkte  -  63,96 Punkte (aufgerundet auf 64)
60 Punkte  -  65,00 Punkte

Beispiel: Der ATSV Laab (2. Klasse Süd-West) erreicht am Ende der Saison 53 Punkte, ist der fünftbeste Zweitplatzierte und müsste somit in die Relegation. Die Union Mühlbach erreicht 56 Punkte und ist der viertbeste Zweitplatzierte, wäre also ein Fix-Aufsteiger. Da Mühlbach jedoch in einer 14er Liga spielt und gegenüber Laab, aufgrund der zwei zusätzlichen Spiele, 57 Punkte erreichen müsste, wäre Laab vorzureihen und somit Fix-Aufsteiger, während Mühlbach in die Relegation müsste.

Aktueller Stand der Zweitplatzierten (nach der Herbstsaison):

Die vier besten Zweitplatzierten steigen fix in die 1. Klasse auf, während die übrigen acht Zweitplatzierten über die Relegation eine zweite Chance erhalten.

31 Punkte  39:08  Union Mühlbach (Mitte)*
29 Punkte  27:08  Union Julbach (Nord-West)
28 Punkte  45:19  Union Riedau (West-Nord)
28 Punkte  34:12  Union Reichenthal (Nord-Mitte)

27 Punkte  38:06  SK Amateue Steyr (Ost)
27 Punkte  36:22  ATSV Timelkam (Süd)
27 Punkte  25:13  SC Offenhausen (Mitte-Ost)
26 Punkte  30:17  Union Geboltskirchen (Mitte-West)
25 Punkte  39:20  ATSV Laab (Süd-West)
25 Punkte  36:17  Union Ried/Riedmartk (Nord-Ost)
25 Punkte  28:15  Union Steinhaus (Süd-Ost)
23 Punkte  31:17  UFC Riegerting (West)*

*14er Liga - Mühlbach als bester Zweitplatzierter hätte bei 12 Spielen 28,56 Punkte (aufgerundet auf 29) erreicht und bleibt somit bester Zweiter. Ebenso die Situation für Riegerting, das so oder so schlechtester Zweitplatzierter ist. Am Ende der Saison kann sich die Situation jedoch wesentlich anders darstellen.

Sichere dir bis zu 100€ als Freiwette und wette auf deine Lieblingssportarten.