Neue Kolumne auf unterhaus.at - "Nachgepfiffen"

altNur mehr wenige Tage bis zum Frühjahrsauftakt im oberösterreichischen Unterhaus: 124 Tage eisige Kälte, unzählige Testspiele und leere Laufkilometer stehen am Tacho von Oberösterreichs Unterhauskickern. Auch unterhaus.at hat die lange Pause ohne das nötige Salz in der Suppe, nämlich Wettbewerbsspiele, überstanden und betrachtet ab Frühjahr 2012 in der neuen Kolumne „Nachgepfiffen“ aus dem Blickwinkel der Schiedsrichter die Geschehnisse auf Oberösterreichs Fußballplätzen. Neben der Analyse kritischer Vorfälle, fragwürdiger Entscheidungen und umstrittener Szenen werden wir offenen Fragen nachgehen und auch die menschliche Seite der Männer in Schwarz präsentieren.

Nicht fehlen dürfen hierbei Interviews mit den Betroffenen (Funktionäre, Spieler, Schiedsrichter), regeltechnische Erläuterungen von OÖSK-Regelreferent und ehemaligen FIFA-Assistenten Karl Stöbich und den beiden Kolumnisten und Portraits, die einen Einblick hinter die Kulissen der „Pfeifenmänner“ geben sollen. In der Folge werden Ihnen die beiden Kolumnisten und aktiven Schiedsrichter, Marco Wolfsberger und Lino Heiduck (Näheres zur Person lesen Sie unten), als Appetizer zur bevorstehenden Frühjahrssaison die über viermonatige Vorbereitungszeit eines Schiedsrichters aus den Augen des „Pierluigi Collina“ des OÖSK, Peter Oberlaber, näherbringen. Vom slowenischen Thermalwasser über das Finale des OÖ-Liga-Hallencups in Traun, bis hin zu einem bitteren Rückschlag am Ende der Vorbereitungszeit lesen Sie hier alles...

Schlusspfiff in Stadl-Paura als Anpfiff zur Winterpause

12. November 2011, 15:48 Uhr: Peter Oberlaber beendet mit dem Abpfiff der Partie ATSV Stadl-Paura gegen SV Neumarkt/Pötting die Herbstsaison. Wer nun glaubt, dem Schiedsrichter sind nun Erholung und entspannte Wochen gegönnt, irrt gewaltig. Denn bereits drei Wochen später startetealt Kollege Oberlaber mit dem „LAZ Ernst Weber Futsal Konvent“ in der Tips Arena in die alljährliche Hallensaison. „Nebenbei“ leitete Peter auch noch das Training der Schiedsrichtergruppen Linz und Urfahr, die auch nach der Meisterschaft keine Winterpause kennen und über den Winter hinweg durchtrainieren. Die Schiedsrichter des OÖSK trainieren ein bis zwei Mal wöchentlich und fokussieren sich hierbei auf Ausdauer, Sprintvermögen, Schnelligkeit und Stellungsspiel gepaart mit abwechslungsreichen Gruppenübungen und Spielen. Als die Veranstalter des Thyssen-Krupp-Cups, der für die gute Sache der Kinderkrebshilfe organisiert wurde, bei Nachwuchsbesetzer Oberlaber anklopften, zögerte dieser nicht und organisierte für dieses Wochenende rund 25 Kollegen, die unentgeltlich und trotzdem mit ungebremsten Eifer die anstehenden Partien leiteten. Nach dem Höhepunkt der Hallensaison 2011/12 für Peter Oberlaber, der Leitung des Finales des OÖ-Liga-Hallencups im Trauner Sportzentrum, wurde es langsam ernst. Bereits am 27. Jänner tauschte Peter seine Hallenschuhe mit Funktionsunterwäsche, Handschuhen und Haube, um sein erstes Freiluftspiel im Jahr 2012 zu pfeifen.

Für uns Schiedsrichter startet hiermit eine Zeit, die immer Zeit der „Freundschaftsspiele“ bezeichnet wird. Doch mittlerweile ist jedem von uns klar, dass es „Freundschafts“-Spiele nicht mehr gibt. Nicht nur deshalb, weil diese im Regelbuch nicht definiert sind, sondern weil die Spieler auch hier bereits um „Stammleiberl“ raufen und somit schon ab der ersten Partie 110 Prozent geben, um ihre sportlichen Ziele zu erreichen. Toleranz wird hier nur für die eigene Mannschaft gefordert, denn kratzt der Libero den Ball mit der Hand gerade noch von der eigenen Torlinie, dann kann man den „Elfer“ noch verkraften, ein Ausschluss wäre hier im Regelbuch – auch in der Aufbauzeit – zwar zwingend vorgesehen, aber nicht angemessen. Begeht dieses Vergehen jedoch der Gegner, wird sofort „Rot“ gefordert. Wo bleibt die viel gepriesene „Freundschaft“? Anhand dieses einfachen Beispiels erkennt man die Komplexität der „Freundschaftsspiele“ und den Zwiespalt, in dem sich der Schiedsrichter in diesen Zeiten befindet.


Spitzenspiel zum Auftakt

Oberlabers Highlight in der Vorbereitungszeit war die Partie zwischen Vorwärts Steyr und den Rapid Amateuren, welche den oberösterreichischen altKultklub mit 7:1 regelrecht demütigten. Die Intensität wird in dieser Phase der Vorbereitung von Spiel zu Spiel höher und nun geht es auch schon für uns Schiedsrichter ums Feintunig für die Meisterschaft, welches rund 40 Schiedsrichter in einem Kurztrainingslager in Slowenien versuchten zu erreichen. Neben fünf Trainingseinheiten in drei Tagen, standen hier auch die Kameradschaftspflege und erholsame Thermenbesuche auf dem Programm, um kleine Wehwechen vor dem Start auszukurieren. Der letzte Probegalopp Oberlabers mit Dietach - Seitenstetten soll dann schon die erste Meisterschaftspartie simulieren, denn bereits in dieser ist eine Beobachtung, ein Spitzenspiel, ein Derby oder eine andere interessante Aufgabe bereits vorprogrammiert. Die Regionalligaspitzenpartie Allerheiligen – SAK Klagenfurt am vergangenen Freitag schien diese zu werden, doch ausgerechnet wenige Tage vor dem Saisonstart musste Peter Oberlaber wegen muskulärer Probleme w.o. geben. Wohl doch zu viel trainiert in der Winterpause. Doch mit dem Auftakt im OÖ-Unterhaus kann es auch für den zweifachen Familienvater und Angestellten der Post endlich losgehen: Nach einer zweiwöchigen Erholungspause steht nun Peter Oberlaber am Samstag der Frühjahresstart mit der Spitzenpartie Bezirksliga Süd zwischen dem Tabellenzweiten WSC Hertha Wels und dem Tabellenführer SV Kieninger Bau Bad Goisern ins Haus. unterhaus.at wünscht viel Glück für die interessante Auftaktpartie und alles Gute für die weitere Schiedsrichterlaufbahn!


Marco Wolfsberger und Lino Heiduck

Marco Wolfsberger und Lino Heiduck sind beide Schiedsrichter im Oberösterreichischen Schiedsrichterkollegium (OÖSK), leiten Spiele in den Bezirksligen und sind als Assistenten bis zur Regionalliga tätig. Als Mitglieder des Sichtungskaders des OÖSK haben sie Einblick in den Ausbildungsweg der jungen Schiedsrichter (beide begannen im Alter von 15 Jahren zu pfeifen). Während Wolfsberger früher aktiv als Spieler tätig war und heute neben seinem Jus-Studium als Chefredakteur bei liga3.at engagiert ist, entwickelte Germanistik- und Geschichtestudent Heiduck ebenfalls Interesse für das Schreiben auf liga3.at und sein Hobby als Schauspieler.


Fotos: LUI, Gabor Bota und privat

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