Wochenende der umstrittenen Entscheidungen

Grieskirchen, Ernsthofen, Geboltskirchen – an diesen drei Schauplätzen kam es am vergangenen Osterwochenende zu umstrittenen Entscheidungen der Männer in Schwarz. Neben zwei Gelb-Roten Karten, die jede Menge Diskussionsstoff aufwirbelten, gab es auch noch ein "Phantomtor" zu bestaunen. In unserer Kolumne „Nachgepfiffen“ haben wir dies Situationen näher beleuchtet, die Betroffenen befragt und das Regelwerk sprechen lassen.

Schauplatz 1 – Radio OÖ-Liga, Grieskirchen:

Im Duell Bier gegen Milch zwischen dem SV Pöttinger Grieskirchen und dem SV Gmundner Milch kam es in der 53. Spielminute zu der entscheidenden Szene. Schiedsrichter Günter Alesi schloss nach Rücksprache mit seinem Assistenten Grieskirchens Kristijan Baric mit Gelb-Rot aus. Plötzlich brach Hektik im Fröling-Stadion aus.  Während die Heimelf behauptete, dass der falsche Spieler ausgeschlossen wurde, weil Baric gar kein Foul begangen haben soll, sondern viel mehr Ralph Scharschinger, sah Referee Alesi die Situation anders: „Baric hat zuvor ein Foul begangen, wir haben auf Vorteil entschieden und die gelbe Karte dann in der nächsten Spielunterbrechung nachgereicht. Mein Assistent hat mich nach Zeigen der zweiten Verwarnung darauf aufmerksam gemacht, dass Baric bereits in der ersten Halbzeit verwarnt wurde. Gelb und Gelb ergab somit Rot.“ Grieskirchen-Sportchef Ronald Scharschinger, der während der Partie noch auf einen Protest pochte, sieht dies mit etwas Abstand ähnlich: „Es war eine Tatsachenentscheidung und die ist zu akzeptieren. Unglücklich war nur das verzögerte Zeigen der roten Karte nach der zweiten Gelben. Ich bin nach der Partie zum Schiedsrichterteam gegangen und habe die Situation mit ihnen besprochen. Mir wurde erklärt, dass man sich auf ein vorangegangenes Foul von Baric bezog. Die Sache ist für mich erledigt.“

Regeltechnisch ist diese Entscheidung vom Schiedsrichterteam zu hundert Prozent gedeckt:

Begeht ein Spieler ein gelbwürdiges Vergehen kann der Schiedsrichter zunächst auf Vorteil entscheiden und die Verwarnung in der nächsten Spielsituation nachreichen. In dieser Szene kann es nur durch möglicherweise fehlerhafte Notizen des Schiedsrichtertrios zum verzögerten Zeigen der gelb-roten Karte gekommen sein. In diesen Situationen ist es wichtig, dass die Kommunikation im Unparteiischengespann funktioniert, wie es in dieser Situation letztendlich klappte.

Schauplatz 2 – 1. Klasse Ost, Ernsthofen:

Im Spitzenspiel der 1. Klasse Ost trafen am Samstagnachmittag der drittplatzierte SC Ernsthofen und der überlegenen Tabellenführer Bewegung Steyr aufeinander. In der 30. Spielminute kam es zu folgender Spielsituation: Admir Sahman erleidet nach einem Zweikampf eine blutende Wunde im Gesichtsbereich. Schiedsrichter Markus Hametner schickt den Verwundeten bei laufendem Spiel vom Feld. Plötzlich begeht dieser Spieler ein verwarnungswürdiges Foul. Der Unparteiische zückt zunächst Gelb wegen unerlaubtem Betretens des Spielfeldes und dann die Ampelkarte wegen dem Foulspiel. Bewegung-Trainer Anton Hauser ist mit dieser Entscheidung nicht einverstanden: „Ich verstehe nicht, warum der Schiedsrichter Admir mit Gelb-Rot ausgeschlossen hat. Unser Spieler hat sich nur ein Taschentuch zum säubern der Wunde geholt und dabei das Spielfeld nicht verlassen. Das Foul war eine klare gelbe Karte, ob wir gegen die Gelb-Rote Einspruch einlegen, werden wir noch überlegen. Ich will die Sache aber nicht an die große Glocke hängen.“

Auch in dieser Situation sieht das Regelwerk eine klare Vorgangsweise vor:

Hat ein Spieler eine blutende Wunde, so hat er das Spielfeld zu verlassen. Schiedsrichter Hametner teilte uns mit, dass er Admir Sahman mitgeteilt hat, dass er das Spielfeld zur Behandlung verlassen muss. Das Spiel lief weiter. Es ist unerheblich, ob der Akteur das Spielfeld nun wirklich verlassen hat. Sowohl das Nicht-Einhalten einer Schiedsrichteranweisung, als auch das unerlaubte Betreten des Spielfeldes zieht eine Verwarnung nach sich. Begeht der Spieler dann eine rücksichtsloses Foulspiel in derselben Situation, so muss er das Spielfeld mit Gelb-Gelb-Rot verlassen.

Schauplatz 3 – 2. Klasse Mitte-West, Geboltskirchen:

Am dritten Schauplatz dreht sich alles um ein Phantomtor. Als Florian Mittermaier in der 76. Spielminute beim Spiel Union Geboltskirchen gegen Union Zell am Pettenfirst den Ball im Tor unterbrachte, blieb dieser jedoch nicht dort wo er hingehörte, sondern flog durchs Netz. Die Verwirrung war vorerst groß, weil Schiedsrichter Michael Lindenbauer kurzfristig auf Eckball entschied. „Für mich war es zuerst ein ganz klares Tor. Als aber der Ball plötzlich im Toraus lag, entschied ich auf Eckball. Erst als ich nach Protesten der Gastmannschaft das Tornetz kontrollierte, stellte ich fest, dass dieses löchrig war. Bei der Platzkommission vor Spielbeginn waren die Netze aber noch einwandfrei.“ „Das Tor zu geben war die einzig richtige Entscheidung. Das müssen wir im Sinne des Fairplay zugeben“, sagte Geboltskirchen-Sektionsleiter Gustav Uttenthaler.

Solange das Spiel nicht fortgesetzt ist, kann ein Schiedsrichter seine Entscheidungen noch revidieren. In diesem Fall hat Referee Lindenbauer Gott sei Dank noch rechtzeitig gehandelt und den regulären Treffer anerkannt. Das ein Netz während des Spiels reißt, passiert zum Glück aber nur äußerst selten.


von Marco Wolfsberger & Lino Heiduck

Jetzt Fan werden von www.unterhaus.at

Sichere dir bis zu 100€ als Freiwette und wette auf deine Lieblingssportarten.