Trainereffekt beim FC Stahl Linz - Zweiter Sieg im zweiten Spiel unter Neo-Chefcoach Schmoll

FC Stahl Linz
ASKÖ ESV Westbahn Linz

Nach einem intensiven Kaderumbruch in der Sommerpause mit nicht weniger als 16 Zu- und 5 Abgängen, sowie etlichen verletzungs- und krankheitsbedingten Ausfällen während der Vorbereitungszeit und den ersten Wochen der Meisterschaft war es vorhersehbar, dass dem FC Stahl Linz ein schwieriges zweite Jahr in der 2. Klasse Mitte presented by HDI bevorstehen würde. Nach fünf Niederlagen in Folge entschied Trainer Ernst Kettl, der in den vergangenen drei Jahren wertvolle Entwicklungsarbeit geleistet hatte, nach Rücksprache mit den Vereinsverantwortlichen und seinem Kapitän Manuel Reitstätter völlig uneigennützig, dass es vermeintlich das Beste für beide Parteien sei, wenn man in Zukunft getrennte Wege gehen würde. Die einvernehmliche Auflösung des Vertrages erfolgte im besten Einverständnis schließlich am Montag. Bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger für Ernst Kettl folgten die Linzer den Empfehlungen des scheidenden Fachmannes und der Mannschaft, indem man mit Endrico Schmoll die bisherige rechte Hand des Trainers zum neuen Chefcoach beförderte. Zum Einstand feierte der neue Übungsleiter auswärts gegen den SV Oftering gleich einen 2:1-Auswärtssieg. Auch die Heimspielpremiere von Schmoll sollte gegen den bisherigen Tabellenzweiten ASKÖ ESV Westbahn Linz überaus erfolgreich sein.

 

Von Hobby- zur Ligamannschaft

Offiziell wäre eigentlich Ernst Kettl bis zu den am Montag stattfindenden Vertragsgesprächen mit den Vereinsverantwortlichen noch Trainer des FC Stahl Linz gewesen. Die Aufgaben des routinierten Betreuers, der es in der besonders schwierigen Anfangsphase beim letztjährigen Quereinsteiger geschafft hatte, aus einer Hobby- eine Ligamannschaft zu formen, hatte zuletzt im Auswärtsspiel gegen den SV Oftering jedoch bereits die bisherige rechte Hand von Kettl, Endrico Schmoll übernommen. Den Wechsel begründete Obmann Manfred Wolfsegger folgendermaßen: "Wir haben gewusst, dass unsere Mannschaft Potential hat. Wir konnten unser Leistungsvermögen in dieser Saison aber noch nicht annähernd zu 100% abrufen. Wir wollten dem Negativtrend entgegenwirken und das schwächste Glied in der Kette ist in solchen Situation im Fußball zumeist der Trainer. Unsere Spieler wirkten zuletzt einfach nicht frei im Kopf, deshalb wurde auf Wunsch des Trainers die einvernehmliche Trennung vereinbart. Unter der Führung unseres neuen Chefcoachs und dem Erfolg gegen Oftering ist das Selbstvertrauen bei unserem Team wieder zurückgekehrt. Als durchsickerte, dass Herr Kettl und wir in Zukunft getrennt Wege beschreiten würden, gab es sofort etliche Nachfolgekandidaten, die sich uns anboten. Die Mannschaft hat ihr Vertrauen aber unserem Co-Trainer Endrico Schmoll ausgesprochen. Durch seine langjährige Tätigkeit beim Verein hat er den Vorteil, dass er die Stärken und Schwächen seiner Spieler ganz genau kennt. Wir werden sehen, wie sich die Lage entwickelt und gegebenenfalls wenn nötig auch eingreifen. Bis dato sind wir mit seiner geleisteten Arbeit jedoch mehr als zufrieden. Spezielle Vorgaben oder Ziele haben wir vorerst an den neuen Chefcoach einmal keine ausgegeben. Aus meiner Sicht dauert es drei Jahre, um eine schlagkräftige Truppe zu formieren. Wir befinden uns erst in unserer zweiten Saison, daher ist es mir ein Anliegen nicht zu früh schon zu viel Druck aufzubauen."

Werk soll weitergeführt werden

Als Anerkennung für seine großen Verdienste rund um den FC Stahl Linz wird Ex-Trainer Ernst Kettl im Rahmen des Heimspiels gegen die ASKÖ Neue Heimat Ende Oktober nochmals verabschiedet und geehrt. Der erfahrene Übungsleiter möchte sich trotz einiger Angebote laut eigener Aussage jetzt erst einmal bis zur Winterpause eine verdiente Auszeit gönnen. Die Zukunft seines ehemaligen Teams sieht Ernst Kettl, der sehr froh darüber ist, dass das von ihm mit aufgebaute Werk von seinem über drei Jahre lang ausgebildeten Nachfolger Endrico Schmoll auch tatsächlich nach seinem Abgang weitergeführt wird, recht rosig: "Ich denke, dass die Mannschaft bis zum Ende der Herbstsaison 15 Punkte holen kann. Es war mir von vornherein klar gewesen, dass es einige Runden dauern würde, bis das Team so richtig in Schwung kommt und auch im konditionellen und läuferischen Bereich konkurrenzfähig ist. Spielerisch war ja eine Aufwärtstendenz klar erkennbar gewesen, leider hat uns eine unzureichende Chancenauswertung den einen oder anderen Zähler gekostet. Wenn das von mir entwickelte System weiterverfolgt wird, dann glaube ich fest daran, dass diese Mannschaft am Ende der Saison in der Tabelle einen Platz in den Top-5 belegen kann."

Vertauschte Rollen

Dass Endrico Schmoll, der früher auch als Spieler für den FC Stahl aktiv war, als dieser noch in der DSG-Liga beheimatet war, seine Mannschaft auf den ESV Westbahn und dessen in dieser Spielzeit bislang so torgefährliche Offensive bestens eingestellt hatte, machte sich früh im Spiel bemerkbar. Der Trainerneuling, der offenbar einiges von seinem Mentor Ernst Kettl gelernt haben dürfte, fand das richtige Rezept, um die noch ungeschlagenen "Eisenbahner" vor massive Probleme zu stellen. "Wir waren gut vorbereitet und gegen den Tabellenzweiten zudem hochmotiviert. Mein Team wollte nach langer Zeit endlich wieder einmal einen Heimsieg feiern. Wichtig war, dass wir den Schlüsselspielern des ESV keinen Platz gaben sich zu entfalten. Wir haben wirklich sehr aufgepasst, nicht zu große Räume entstehen zu lassen. In den ersten 20 Minuten wollten wir vor allem einmal gut stehen und uns anschauen, was der Gegner an diesem Tag so hergibt." Die taktischen Vorgaben ihres neuen "Chefs" setzten die Voestler bestens um. So war es nicht die bis dato beste Angriffsreihe der Liga, sondern gerade die schlechteste die dem Spiel ihren Stempel aufdrückte. Die Hausherrn forcierten immer wieder schnelle Angriffe über die Seiten. Der Führungstreffer des FC Stahl Linz kurz vor der Pause durch Besir Rushiti stand demnach auch nicht im Widerspruch zum bisherigen Spielverlauf. Der an diesem Tag extrem auffällige rechte Mittelfeldspieler der Heimelf setzte nur 120 Sekunden nachdem er erstmals ESV-Keeper Marco Lambauer bezwingen konnte, das Spielgerät erneut in die Maschen. Mit Dem Zwischenstand von 2:0 verabschiedeten sich dann auch beide Teams zur Halbzeitansprache, die Neo-FC Stahl-Coach Endrico Schmoll dazu nutzte, um seine Mannschaft zu warnen, mit dem Vorsprung im Rücken nicht zu nachlässig zu werden: "Ich habe meinen Spielern in der Pause gesagt, dass sie noch nicht gewonnen haben. Ein Spiel dauert nun einmal 90 Minuten und nicht bloß 45."

Auf den Spuren von Lewandowski

Die Voestler nahmen sich die Worte ihres neuen Feldherrn offensichtlich zu Herzen und so erhöhte Besir Rushiti, kaum war der Wiederanpfiff verhallt, auf 3:0. Für den Flügelflitzer war es der dritte Treffer innerhalb von nur fünf Spielminuten, wodurch er für seinen Trippelpack im Vergleich nur um eine Minute länger brauchte, als zuletzt FC Bayern-Stürmer Robert Lewandowski in der deutschen Bundesliga gegen Wolfsburg. Die Gäste gaben sich trotz dieses kapitalen Fehlstarts in Hälfte zwei nicht geschlagen und konnten in der 50. Minute durch Abdallah Shahin noch einmal verkürzen. Spätestens mit dem Treffer von Ivan Coric, der die linke Außenbahn in dieser Partie beim FC Stahl beackerte, schien dieses Duell aber endgültig zugunsten des Außenseiters entschieden zu sein. Die Voestler beschränkten sich in der Schlussphase nicht bloß auf das Verwalten des Ergebnisses, sondern schraubten in Person des eingewechselten Selmir Zukic zehn Minuten vor dem Ende den Spielstand nochmals in die Höhe. Nur wenige Augenblicke danach krönte FC Stahl-Kapitän Manuel Reitstätter seine starke Leistung in diesem Match noch mit dem Tor zum 6:1-Endstand.

Die beste Option

Nach dem zweiten Sieg im zweiten Spiel seiner noch jungen Trainerkarriere gab Endrico Schmoll folgende Ursachen für den Erfolgslauf an: "Wir haben uns alle untereinander ausgesprochen. Vom Obmann, über die Spieler, bis hin zu mir haben wir uns miteinander auf die kommenden Aufgaben eingeschworen. Wir haben ja gewusst, dass wir keine schlechte Mannschaft sind, wir haben in den ersten Runden aber viel zu viele Chancen ausgelassen und wenn man keine Tore schießt, dann kann man nun einmal auch nicht gewinnen. Vom System her habe ich jetzt nicht allzu viel geändert. Die eine oder andere Position wurde mitunter neu besetzt, wodurch wir unser taktisches Konzept meiner Meinung nach etwas verbessern konnten. Das Ausschlaggebende für die beiden Siege war jedoch unzweifelhaft der Wille der Mannschaft. Meine Spieler haben wirklich Moral und Charakter bewiesen. Wir wollen jetzt einen Schritt nach dem anderen machen und schauen von Spiel zu Spiel. Nachdem alles etwas schnell gegangen ist, ist es wichtig, dass jetzt erst einmal wieder Ruhe im Team einkehrt. Es steht mir nicht zu, mich zum Trainerwechsel zu äußern, ich denke aber dass ich nach dem beschlossenen Abgang die beste Option für den Verein war."

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