Eidenbergs “Evergreen “ Gabi Eibensteiner zog Fußball dem Faustball vor!

Mit 4 Toren liegt die routinierte Gabriele „Gabi“ Eibensteiner von Tabellenführer Eidenberg/Geng  in der Torschützinnen-Liste der Frauenklasse Nord/Ost hinter ihrer führenden  Teamkollegin Tamara Steininger  im Spitzenfeld Zu Beginn ihrer „ersten“ Karriere musste sich Gabi Ratzenböck, so ihr Name als Unverheiratete, 1996 zwischen der Teilnahme an der Frauen- Bundesliga und der 2. höchsten Österreich- Liga im Faustball entscheiden. Warum „Fußball“ nach Ihrer Familie das Wichtigste im Leben der Vorzeigesportlerin ist, sie auch ihren „zweiten Fußballfrühling genießt und von ihrer „Liga- Konkurrentin“ Simone Raab (ASKÖ Perg/Windhaag) schwärmt, verriet die Vollblut-Kickerin dem Ligaportal im folgenden ausführlichen Interview:

 

Gabi, wie bist Du überhaupt zum Spitzen-Fußball gekommen?

Eibensteiner: „Von Kindesbeinen an war mir ein Ball ganz, ganz wichtig, deshalb haben mich auch meine Cousins und Brüder dann nach Bad Leonfelden mitgenommen und dort habe ich mit Begeisterung mit den Jungs gespielt“.

Kam Dir jemals eine andere Sportart in die „Quere?“

"Ja, ich habe auch 10 Jahre erfolgreich bei der Union Zwettl an der Rodl Faustball intensiv betrieben, wir sind sogar in die 2. Bundesliga aufgestiegen, aber die Teilnahme an der 1. Bundesliga haben die Mädels dann 1 Jahr später ohne mich geschafft, weil ich mich für die Frauen-Bundesliga mit Kleinmünchen entschieden habe"..

Wie bist Du zum Serienmeister Union Kleinmünchen gekommen?

"Im Jahr 1996 wurde ich schulisch in Linz in Kinderpädagogik ausgebildet und habe von einer Kollegin erfahren, dass es da in Kleinmünchen eine sehr erfolgreiche Frauenfußballmannschaft gibt. Ich bin mit der Straßenbahn hingefahren und bin zu einem Probetraining eingeladen worden. Nach 2 Spielen in der Landesliga wurde ich mit 18 Jahren schon für das Bundesligateam nominiert. Da habe ich mich dann vom Faustball schweren Herzens verabschiedet, aber zwei „Herren“ konnte ich nicht dienen".

Welche Erfahrungen hast Du im damaligen Team des oftmaligen Meisters und Cupsiegers gemacht?

„Gleich im ersten Spiel habe ich nach wenigen Minute von der späteren ÖFB-Kapitänin Gerti Stallinger nach einem Fehler aus Routinemangel eine Rüge kassiert, mich dann aber rasch eingefunden und wirklich in einer sehr kollegialen Mannschaft gespielt“.

Hattest Du ein Vorbild?

"Ja,Gerti Stallinger, die für mich mit ihrer Technik, Lauf- und Kopfballstärke und Schusskraft einfach die komplette Spitzenfußballerin war und alles spielen konnte. Später habe ich dann bewundert, wie sie ihren Transfer zu Bayern München bewältigte und sich auch dort durch- setzte. Gerti hat für den Frauenfußball im Bundesland und für ganz Österreich einmaliges geleistet".

Du bist ja mitten in der „goldenen Aera“ in den 90-er Jahren zu Kleinmünchen gekommen?

„Unbedingt, denn da fanden sich so viele Einzelkönnerinnen zu einem perfekten Team zusammen, Trainer Hans Mach konnte aus dem Vollen schöpfen und war nicht nur eine Koryphäe, sondern auch ein sehr angenehmer Trainer“.

Hast Du auch in der Oberösterreich- Auswahl gespielt?

„Damals warst Du als Kleinmünchen-Akteurin fast automatisch auch Mitglied der Auswahl geworden, die Linzerinnen stellten die weitaus meisten Spielerinnen ab, daneben gab es noch weitere liebe Kolleginnen, z.B. Andrea Stadlhuber oder Anni Spitzbart (beide Sattledt) usw.“

Könnte man überhaupt einen Vergleich zwischen der Bundesliga in den 90- er und heute anstellen?

„Nein, mir war etwa gar nicht bewusst, dass ich da so weit oben „Bundesliga“ spiele, das Können, das Spielniveau, Marketing usw. wurden wesentlich gesteigert, aber ich denke , dass der Frauenfußball trotzdem noch immer ein Schattendasein führt. Ich bin deshalb sehr froh, wenn ich in verschiedenen Print- oder der anderen Medien Meldungen über den Frauenfußball finde“.

Verfolgst Du noch das Abschneiden der Mannschaften von Kleinmünchen?

„Gegen die 1 c haben wir ja vor kurzem gespielt, und ich informiere mich auch, aber außertourlich sehe ich mir aus Zeitgründen nicht noch weitere Spiele an. Wenn ich mit Andrea Binder, Christl Holzmüller Eva Wirtitsch usw. zusammentreffe, ist es, als ob die Zeit stehen geblieben wäre, uns verbindet eine große Freundschaft. Und ich staune immer wieder, wieviel Holzmüller und Binder für den Verein leisten, unglaublich, die beiden leben dafür“.

2012 bist Du zu Union Eidenberg/Geng gewechselt, wie kam es dazu?

„Nach der Geburt meiner 3 Söhne: Raphael, Tobias,, Lukas und Tochter Sara wollte ich wieder beginnen, meiner Fußball-Leidenschaft zu frönen und habe erfahren, dass Eidenberg vor 2 Jahren eine Mannschaft gründete. Daraufhin habe ich wie damals in Kleinmünchen aufs Geratewohl hingefahren, wurde anfangs als „Zugereiste“ skeptisch beäugt und konnte den Einheimischen dann beweisen, dass ich doch mit der Kugel umgehen kann. Seither bin ich begeistert dabei und versäume kein Training oder Spiel“.

Du warst aber noch bei der Union Kleinmünchen gemeldet?

„Andy Binder und Christl Holzmüller haben sich da ganz großartig mir gegenüber verhalten und mir einen problemlosen Wechsel ermöglicht“.

Wie wichtig ist Dir Trainer Matthias Kaiser, nachdem er mir verriet: „Gabi lebt Fußball?“

„Nachdem Matthias eine Pause einlegen wollte, haben wir ihn erfolgreich angebettelt, weiterzumachen und ich finde, er macht das sehr, sehr gut. Dabei profitieren wir sehr davon, dass er selbst noch aktiv ist und er überrascht uns immer wieder mit ganz wertvollen inputs“.

Was ist Deine Lieblingsposition im Spiel?

„Die Sechser-Rolle, aber nicht nur defensiv, sondern, wenn möglich, hätte ich auch gerne Optionen nach vorne, was auch im Sinne von Matthias wäre.“

Renate Steininger und Du seid die routiniertesten Spielerinnen bei Eidenberg, hören die Mitspielerinne auf Euch oder seid Ihr Konkurrentinnen für die Jungen?

„Ich denke nicht, dass wir ihnen im Weg stehen, denn sie möchten, dass wir immer dabei sind , auch wenn ich es dem Trainer manchmal freistelle, einer anderen Spielerin statt mir eine Chance zu geben. Die Teamkolleginnen hören auch gerne unseren Rat“.

Wie wichtig ist Dir ein Sieg?

„In erster Linie habe ich größte Freude an einem schönen Spiel, Fußball ist nach der Familie für mich am wichtigsten, ich bin sehr froh darüber, dass ich ein Hobby gefunden, wo ich mich auspowern kann und dabei kommen bei mir echte Glücksgefühle auf. Ich muss nicht um jeden Preis gewinnen, der Ehrgeiz ist nicht meine stärkste Eigenschaft“.

Deine Stärken im Spiel, stärkerer Fuß?

„Kampfgeist, Routine, Stellungsspiel, ich versuche, möglichst „Ruhe“ in unsere Aktionen zu bringen. Der echte Fuß ist eindeutig stärker, obwohl wir in der Bundesliga auch an der Beidbeinigkeit gearbeitet haben.“

Hattest Du je schwere Verletzungen?

„Während der gesamten Spielzeit bei Kleinmünchen von 1996 bis 2009 hatte ich außer einem gebrochenen Finger keine Verletzung, 2013 zog ich mir bei Eidenberg einen Kreuzbandriss zu“.

Hast Du Deinen Kindern Deinen Enthusiasmus vererbt?

„Die Buben spielen alle bei Oberneukirchen, sind gute Fußballer, wir werden sehen, wie lange sie Spaß daran haben. Tochter Sara, die mich auch zu meinen Spielen begleitet, ist ebenfalls ambitioniert, vielleicht tritt sie mit 14 in meine Fußstapfen, bis dahin möchte ich auf jeden Fall noch weitermachen“.

Gibst Du Dein Fachwissen an die Jugend weiter?

„Ich habe mich zur Trainerin ausbilden lassen und bin immer noch an Weiterbildung interessiert. Heuer hat Corona Eva Wirtitsch und mir leider einen Strich durch die Rechnung gemacht. Bei Oberneukirchen trainiere ich jetzt die U12, hatte vorher auch die Altersstufen darunter, auch meine eigenen Jungs unter meinen Fittichen. Jetzt sind sie schon weiter oben engagiert. Ich denke bei einer U15- Trainerin und weiter oben ergäben sich für mich schon gewisse Probleme, ob sie darauf hören, wenn ich als Frau ein Machtwort spreche“.

Wie muss ich mir Deine Woche während der Hauptsaison vorstellen?

„Alle Kinder als „Mama-Taxi“ zu ihrem Training bringen und abholen, selber trainieren und spielen, das bedeute zwar manchmal gerade noch rechtzeitig einzutreffen, aber ich lasse mir kein eigenes Training entgehen und das ist dann für mich wie „Erholung“! Insgesamt steht da halt 6-7 Mal in der Woche „Sportplatz“ auf dem Programm“.

Was habt ihr während Corona gemacht?

„Abwechselnd haben wir online ein Work-out Training abgehalten, wobei jeder dann für die nächste Einheit einen Nachfolger vorschlagen konnte, das hat richtig Spaß gemacht. Vielleicht wird’s ja wieder einmal notwendig sein, so zu üben (lacht)“.

Eure Chancen auf den Aufstieg in die Landesliga?

„Ich erwarte mir mindestens einen Dreikampf zwischen St. Stefan, Hellmonsödt, uns und nicht zu vergessen: ASKÖ Perg/Windhaag. Von deren Torjägerin und Spielmacherin Simone Raab bin ich restlos begeistert bin. In unserem Meisterschaftsspiel war sie mit fairen Mitteln nicht zu stoppen, kaum sauer, wenn sie wieder und wieder nur regelwidrig gestoppt werden konnte, ein äußerst sympathische und vor allem brilliante Fußballerin, die in einer weit höheren Spielklasse spielen sollte und auch dort reüssieren würde“.

Wie siehst Du die Entwicklung im oberösterreichischen Frauenfußball?

„Deshalb auf einem guten Weg, weil das FFZOÖ als sehr gute Einrichtung gegründet wurde, dort werden noch viele Talente für höhere Aufgaben ausgebildet werden.“.

Schafft es das ÖFB- Frauen-A-Team zur EM 2020?

„Wenn es keine gravierenden Verletzungen von Schlüssel-Spielerinnen gibt, denke ich, dass sie an der nächsten Europameisterschaft teilnahmen, die große Hürde Frankreich wartet noch, die bisherigen „Kleineren“ wie Kasachstan waren noch kein echter Gradmesser“.

Verfolgst Du Frauenspiele im TV?

„Eher gar nicht, selber spielen ist mir das allerwichtigste, zuschauen behagt mir nicht, nicht einmal bei den eigenen Kindern.“.

Danke für das ausführliche Gespräch, ich hoffe, Deine große Fußball- Begeisterung steckt noch recht viele Mädchen und Frauen an.

Vorbildliche Fußballerin, die sich in den Dienst der Mannschaft stellt und mit ihrer Fußball-Leidenschaft "infizieren" kann: Gabi Eibensteiner links, (Foto: privat)

Helmut Pichler

 

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