SV Traun im Umbruch: Obmann Gerhard Hackl im Gespräch!

Eines kann man dem SV HAKA Traun in den letzten Monaten nicht vorwerfen – „Schlagzeilenlosigkeit“! Wir erinnern uns zurück an die neunte Runde der LL Ost im Oktober diesen Jahres. Die Trauner empfingen die Amateure des FC Blau-Weiß Linz und kassierten kurz vor Schluss den 2:2-Ausgleich. Die über Wochen angestauten Emotionen verwandelten sich in den folgenden Stunden in einen handfesten Spielerstreik – LIGAPORTAL berichtete. Nun ist einige Zeit vergangen und die Elf von Markus Erbschwendtner konnte sich mit einer komplett verjüngten Mannschaft konsolidieren, ja sogar am letzten Spieltag einen 2:0-Überraschungserfolg gegen Titelmitfavorit Marchtrenk einfahren.

Gerhard Hackl, Obmann SV Traun

LIGAPORTAL bat Obmann Gerhard Hackl zum persönlichen Gespräch, um zum einen die vergangenen Wochen aufzuarbeiten bzw. auch einen Ausblick in die Zukunft des Landesligisten zu wagen.

Gerhard Hackl über die vergangenen intensiven Monate

„Rückblickend muss man sagen, dass wir im Frühjahr 2022 kaum unzufriedene Spieler hatten. Die zweite Saisonhälfte hat dann mit vielen Unentschieden gegen uns gesprochen und auf einmal haben wir uns im Abstiegskampf wiedergefunden. In dieser Phase hat sich dann eine Gruppe um Kapitän Pero Rakusic und Viktor Milos gebildet, welche dann auf die sportliche Leitung und in weiterer Folge auf mich zugekommen ist mit der Aufforderung eines Trainerwechsels. Die Motivation sei verloren gegangen, das Training lustlos und man hätte keine Basis mehr. Ich habe aber für mich keine Veranlassung gesehen, den Trainer, mit dem ich immer ein gutes Verhältnis gepflegt habe, in Frage zu stellen. Insofern habe ich das auch den Spielern mitgeteilt, dass wir sicher nicht in ihrem Interesse handeln werden und sie doch auch zu einem großen Teil selbst für die abgelieferten Leistungen auf dem Platz verantwortlich wären“.

Damit war die Sache für den Trauner Obmann gegessen und konnte der SV Traun die Saison 2021/22 auch positiv zu Ende spielen. Wichtig war es Gerhard Hackl darauf hinzuweisen, dass sowohl mit Rakusic, als auch mit Milos neue Verträge für eine weitere Spielzeit abgeschlossen wurden.

Der entscheidende Wendepunkt

Die entscheidende Wendung ist dann laut Hackl im Gespräch mit LIGAPORTAL so passiert: „Viktor Milos hat dann mitten in der Aufbauzeit, drei Wochen vor Meisterschaftsbeginn, den Trainer über einen kurzfristigen 3-wöchigen Urlaub informiert. Trainer Erbschwendtner hat das natürlich akzeptiert, aber es war klar, dass Milos, ohne ausreichende Vorbereitung und Präsenz im Training, zu Saisonbeginn nicht zur Stammelf gehören kann.“

„Beim SV Traun stehen diejenigen auf dem Platz, welche auch im Training Präsenz zeigen – das ist und bleibt die Philosophie des Vereins“, betonte Hackl im Gespräch mehrfach und analysierte weiter: "Nach einem durchwachsenen Saisonstart sind wir dann immer besser in Tritt gekommen, doch im Hintergrund wurden die Emotionen aus den erwähnten Gründen immer größer. In der 9. Runde, im Spiel gegen die BW Amateure, hat sich der Frust dann entladen. Milos war zu Beginn einmal mehr auf der Bank, Rakusic zeigte eine unzufriedenstellende Leistung. Wir sind im Verlauf der zweiten Halbzeit 1:0 in Rückstand geraten, es ist nichts gegangen. Nach einem Dreifachwechsel war es ausgerechnet Milos, der nach dem 1:1 Ausgleich das Spiel mit seinem Treffer zum 2:1 für uns gedreht hatte. In der Nachspielzeit bekommen wir dann den blöden 2:2 Ausgleich und noch auf dem Platz hat sich der Frust dann entladen und die Dinge nahmen einen unschönen Lauf“, erinnert sich der Obmann noch heute mit Kopfschütteln ungern zurück und legte weiter den Finger in die Wunde.

So kam es zum Streik und dem Versuch einer Reue

„Mehrere Spieler unseres Vereins haben sich dann unmittelbar nach dem Spiel getroffen und sich auf die Entlassung unseres Trainers eingeschworen. Tags darauf wurde unser Sportlicher Leiter von Kapitän Rakusic telefonisch informiert, er möge mir ausrichten, dass wenn Erbschwendtner Trainer bleibt, die Mannschaft nicht weiterspielen bzw. trainieren wird.  Ich habe dann selbst mit dem Spieler gesprochen und er hatte auch mir gegenüber diese Aussagen noch einmal bekräftigt nach dem Motto, entweder der Trainer, oder wir! Ich habe mir das in aller Ruhe angehört und den Spieler aber aufgrund einer persönlichen Beleidigung umgehend suspendiert bzw. auch den anderen Rädelsführern die Rute ins Fenster gestellt. Die Antwort der Spieler (WhatsApp) ist bekannt!“

Über das darauffolgende, ja fast legendäre Training erinnert sich Hackl so: „Lediglich sechs Spieler, davon 3 Tormänner sind aufs Feld gegangen und haben sich für einen weiteren gemeinsamen Weg entschieden. Insofern sind wir im folgenden Ligaspiel gegen Admira Linz mit fast ausschließlich 16- und 17-jährigen Spielern angetragen und haben aus der Not eine Tugend gemacht. Die streikenden Spieler sind großteils auf der Tribüne gesessen und haben die eigenen Mitspieler provoziert und als Streikbrecher hingestellt, das muss man sich einmal vorstellen.“

Die Situation beim SV Traun war vollends eskaliert! Umso skurriler die Tatsache, dass am Montag folgenden wieder alle versammelt waren – der Verein blieb aber hart und blieb bei den Suspendierungen.

Die Trendwende

„Die beiden folgenden Spiele haben wir mit Pech verloren und dann gegen Tabellenführer Oedt sensationell den ersten Punkt geholt und in dieser Zeit haben sich bereits viele Vereine und Funktionäre solidarisch mit uns erklärt“, ist Hackl noch heute positiv überrascht. „Mit dem ersten Sieg jetzt zum Abschluss gegen Marchtrenk hat sich die blutjunge Mannschaft und das Trainergespann für die harte Arbeit belohnt. Wir waren alle sehr, sehr stolz auf diese Leistung und das war jetzt genau das Signal, was die Spieler gebraucht haben,“ ist sich Hackl sicher, dass dieser Sieg nun die Bestätigung war, in der Liga voll mithalten können. Wir werden diesen Weg konsequent weitergehen und uns punktuell verstärken. Beim Aufbautraining können wir auf das Knowhow von Sportwissenschaftler Gerhard Zallinger zurückgreifen. Das wird uns sehr helfen, die Mannschaft auch physisch auf das nächste Level zu heben.“

Die Ziele

„Oberste Prämisse ist weiterhin die Mannschaft in der Landesliga zu konsolidieren, so dass wir uns realistisch gesehen in der Tabellenmitte positionieren können. Zusätzlich wollen wir noch etwas Routine in die Mannschaft bringen und diese dabei punktuell auf 2-3 Positionen verstärken.“

Eine Herzensangelegenheit ist für Gerhard Hackl der Nachwuchs und dabei das Projekt „Fußball sucht Job! „Es ist ein 10 Punkte-Programm wo es unter anderem um Disziplin, Hygiene, Zusammenhalt, Ehrlichkeit, usw. geht. Ich bin nun seit über 10 Jahre Obmann und es macht mich sehr stolz, dass wir aus dem eigenen Nachwuchs so stabil sind, dass wir die Kampfmannschaft jedes Jahr mit 3-5 Spielern verstärken können.“

„Wir wollen in der in der Saison 2023/24 wieder oben mitspielen, das haben wir uns zum Ziel gesetzt. Der SV Traun wurde 1925 gegründet, insofern wäre das 100-jährige Bestehen die Benchmark, den Sprung in die OÖ-Liga zu schaffen. Das ist unser strategischer Plan“, blickt Hackl zum Abschluss positiv in die Zukunft.

Das Interview wurde geführt von Wolfgang Hötzenegger.

Fotocredit: SV Traun

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