Spielberichte

Herzschlagfinale: Sierndorf sichert sich Titel und Wiederaufstieg

Das war nichts für schwache Nerven, der Titelkrimi in der 1. Klasse Nordwest. Der SV Sierndorf war beim SC Muckendorf zum Siegen verdammt und auch dazu, Tore zu schießen. Denn zeitgleich zündete Rivale Bisamberg in Neuaigen ein Schützenfest. Am Ende war es ein Tor, das den Ausschlag gab. Sierndorf darf über die Rückkehr in die Gebietsliga jubeln.

Muckendorfer Abwehrschlacht

"Das war ein Krimi vom Feinsten", atmete Sierndorfs Trainer Martin Haselmayr nach dem Schlusspfiff durch. Gerade hatte seine Elf einen klaren 4:0-Erfolg eingefahren. Über den Sieg gab es nie Diskussionen, schon aber über die Höhe desselben. Denn Muckendorf verlegte sich aufs Verteidigen und machte dem Tabellenführer das Leben schwer. Die Gäste waren jedoch dazu verdammt, Tore zu schießen. Gute Chancen wurden allerdings liegen gelassen, man tat sich schwer, den Abwehrbeton der Muckendorfer zu durchbrechen. Erst in Minute 39 fiel das erlösende 1:0. Andreas Rapp brachte einen Freistoß aus rund 18 Metern direkt im Kasten der Heimischen unter. Zu diesem Zeitpunkt führte Bisamberg in Neuaigen bereits mit 4:0. Das sprach sich natürlich auch bei den Sierndorfern herum. "Als wir gehört haben, dass sie zur Halbzeit bereits 6:0 vorne lagen, haben wir eigentlich nicht mehr damit gerechnet, uns doch noch den Titel zu sichern", gibt Haselmayr zu. Man wusste: Bisamberg würde in Neuaigen einen Kantersieg einfahren. Tore waren also mehr denn je gefragt, was sich aber zunehmend schwierig gestaltete. Die Möglichkeiten waren zwar da, doch es blieb bei diesem einen Treffer.

Sierndorf setzt alles auf eine Karte

So hatten die Gäste auch nicht mehr viel zu verlieren. "Wir haben bereits vor der Pause auf drei Stürmer umgestellt und nach dem Wiederanpfiff alles nach vorne geworfen. Wir wollten uns zumindest mit Anstand in den Sommer verabschieden", erzählt Haselmayr. Denn die Neuigkeiten aus Neuaigen machten die Sache nicht unbedingt besser. Ein zwischenzeitliches 7:0 bestätigte die Sorgen der Sierndorfer Verantwortlichen. "Wir haben uns aber nicht aufgegeben und alles versucht", so Haselmayr, dem sein Topstürmer Thomas Kadlcek fehlte. Sein Ausfall war nur schwer zu kompensieren. Als Nikolaus Schmidt nach rund 70 Minuten das 2:0 markierte brandete aber wieder Hoffnung auf. Nachdem Bisamberg klar mit 8:0 voran lag, benötigten die Sierndorfer zumindest zwei Treffer um sich wieder an die Spitze zu setzen. Und wirklich: Die Gäste zeigten ihre Stärke nach ruhenden Bällen und erhöhten durch Daniel Berger auf 3:0. Da waren 74 Minuten gespielt. Und jetzt war nicht mehr nur Sierndorf, sondern auch der Konkurrent aus Bisamberg unter Druck.

Eine turbulente Schlussphase

Ein Tor, um Sierndorf zum Titel zu schießen. Leichter gesagt, als getan. Denn Muckendorf hielt weiter gut dagegen und gab sich nicht auf. Da aber auch Bisamberg vorerst keinen weiteren Treffer markierte, blieb die Ausgangslage für die Schlussphase die selbe. Ein Tor. Und dann hielten die mitgereisten Sierndorfer Fans den Atem an. Nach einem Zweikampf im Muckendorfer Strafraum entschied der Unparteiische auf Elfmeter für den Tabellenführer. Zum Ärger von Muckendorf-Trainer Ronald Jirout: "Der Elfer war lächerlich. Das war ein Geschenk." Für die Gäste war es jedenfalls die optimale Gelegenheit, Bisamberg doch noch vom Meisterthron zu stürzen. Leonhard Sommerer nahm sich der Aufgabe an, der ganze Druck lastete auf seinen Schultern. Doch der Mittelfeldmann blieb cool und verwandelte. 4:0. Und plötzlich waren es wieder die Sierndorfer, die kurz vor dem Wiederaufstieg in die Gebietsliga standen. Man schaute aber gespannt nach Neuaigen, wo Bisamberg auf einen weiteren Torerfolg drängte, der die Rollen wieder vertauscht hätte. Die Nerven, da wie dort, waren zum Zerreißen gespannt. 

Fotofinish bringt den Titelgewinn

Doch da Bisamberg seine Chancen - darunter einen Elfmeter - liegen ließ, war wenig später klar: Sierndorf kürte sich zum Meister und sicherte sich den Aufstieg in die Gebietsliga. "Das war wirklich ein Herzschlagfinale", fiel Haselmayr ein Stein vom Herzen, "Im Endeffekt haben wir verdient gewonnen. Wir haben Bisamberg zweimal geschlagen und das ganze Frühjahr über die Tabelle angeführt. Es hätten sich beide Teams den Aufstieg verdient gehabt." So ist es aber eben nur Sierndorf, welches in bekannte Gefilde zurückkehrt. Haselmayr will auch dort dem bewährten Kader vertrauen: "Die Mannschaft kann auch in der Gebietsliga mitspielen. Sie hat es sich verdient." Aufgrund der vielen Ausfälle musste der Coach im letzten Saisonspiel sogar selbst von Anfang an ran. In den Schlussminuten wurde er, nach "einer blöden Aktion", mit Gelb-rot vom Platz gestellt. Das konnte den Jubel freilich nicht trügen. Haselmayr und sein Team können sich nach den Feierlichkeiten bereits ihre Köpfe über die kommende Saison zerbrechen. Die Gebietsliga lässt grüßen.

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