Kolumne: Fußballlegionäre - Fluch oder Segen?

altIn seiner Kolumne "Franky´s Einwurf" informiert UEFA-A-Lizenz-Trainer Franz Hofer exklusiv auf unterhaus.at über aktuelle Themen rund um den Fußball. Der derzeitige Cheftrainer von Landesligist St. Martin greift dabei auch das eine oder andere heiße Eisen an und scheut sich auch nicht, den Finger in die Wunde zu legen. In seiner heutigen Kolumne beschäftigt sich der Professor für Mathematik und Sport mit einem ebenso interessanten wie umstrittenen Thema, den Fußballlegionären. Franz Hofer durchleuchtet das Für und Wider und stellt dem Fußball ein durchaus gutes Zeugnis aus, was die Bewältigung der Gratwanderung zwischen Integration und sinnvoller Ausländerregulierung betrifft.


Als Legionär im Bereich des Sports wird laut Wikipedia bezeichnet, wer seiner professionellen sportlichen Tätigkeit außerhalb seines Heimatlandes nachgeht. Die Bezeichnung wird dabei fast ausschließlich für Spieler von Mannschaftssportarten verwendet. Aber auch im Fußballamateurbereich findet man ja wie wir wissen „Fußballfremdarbeiter“. Seit dem Jahr 2005 wechselten durchschnittlich 190 ausländische Mitbürger zu einem oberösterreichischen Verein.

Legionärsschwemme gehören wahrscheinlich der Vergangenheit an
Da der Amateurfußball oft den Berufsfußball als Vorbild hat, kurz ein paar Zeilen zu unserer österreichischen Situation. Standen vor dem "Bosman Urteil" vom 15. 12. 1995 lediglich 33 Ausländer bei Profivereinen unter Vertrag, so waren es 10 Jahre später schon fast 100 Auslandsprofis, von der UEFA „ not homegrown players“ genannt. Dies führte dazu, dass in der Saison 2004/05 von der Präsidentenkonferenz der Bundesliga der "Österreicher-Topf" eingeführt wurde. Die verpflichtende Nennung von damals acht und meines Wissen nach heute zwölf österreichischen Spielern am Spielbericht, eröffnete den einzelnen Bundesligavereinen die Möglichkeit, am finanziellen Fördertopf von rund fünf Millionen Euro mitzunaschen. Statistiken zeigen, dass die Legionärsschwemme wahrscheinlich der Vergangenheit angehören, was für ein Fußballausbildungsland wie Österreich absolut sinnvoll erscheint. Dadurch gibt es für mehr  junge österreichische Spieler  die Möglichkeit, wichtige Erfahrungen zu sammeln und sich so ins Rampenlicht zu spielen. Ein besonderer Punkt zum Schmunzeln ist die Tatsache, dass Österreich in  der aktuellen Saison 2010/11 die drittmeisten Legionäre, nämlich 15 an der Zahl,  in der deutschen Bundesliga stellt. Und das bei unserem Lieblingsnachbarn, der uns ja sowieso nur  als Fußballentwicklungsland sieht.

Was kann und soll sich nun der Amateurfußball im Unterhaus von diesem Modell abschauen?
Naheliegend wäre die gedankliche Forderung  an den OÖFV und die öffentliche Hand, Förderungen nicht mehr nur an die verschiedensten Kriterien wie Ausbildung der Trainer, sondern auch an die Zahl der österreichischen Spieler in der Kampmannschaft zu koppeln. Ich persönlich bin nicht strikt gegen Legionäre im Fußballunterhaus, zumal ich in der Vergangenheit mit tollen ausländischen Mitbürgern zu tun hatte, die wahrlich das Herz und Hirn am rechten Fleck hatten.

Legionäre machen  für mich dann einen Sinn, wenn diese durch eine mindestens  zweimalige Anwesenheit bei den Trainingseinheiten und eine herausragende Leistung am Wettkampftag ihr Know-how an unsere österreichischen Spieler weitergeben und so als positiver multiplikativer Faktor für unsere österreichische Fußballentwicklung  wirken. Dabei sollten sie der deutschen Sprache bis zu einem gewissen Level mächtig sein, den Kommunikation und sich austauschen können ist dafür eine Grundvoraussetzung.


Fußballtouristen, die nur zum Spiel kommen beziehungsweise wo das Abschlusstraining am Tag vor dem Spiel stattfinden muss, damit ein Trainingskontakt mit der Mannschaft gegeben ist, können  sich nicht nachhaltig auf das sportliche Niveau auswirken. Hier geht es ausschließlich um den kurzfristigen Erfolg, fast um jeden Preis. In einer sehr naiven „Milchmannrechnung“  sollte der finanzielle Aufwand eines Amateurvereins für solch einen Spieler pro Jahr  mindestens 5000 Euro (10x500) „all inklusiv“ natürlich ausmachen. Dafür geht sich schon wieder ein schönes Kurztrainingslager für das ganze Team in Österreich aus. Ein Verein könnte aber auch fünf ausgebildete Nachwuchstrainer jeweils 1000 Euro für ihren unermüdlichen Einsatz zukommen lassen. In der freien Marktwirtschaft, wo  alles eine Frage von Angebot und Nachfrage ist, würde man das jedem Verein natürlich selbst überlassen, denn  vieles regelt sich von alleine.

Aber manchmal muss man die Leute, siehe Gesundheitsbereich, zu ihrem Glück zwingen. Daher mein tagträumerischer Gedanke für den oberösterreichischen Fußball. Keine nicht in Österreich wohnenden erwachsenen Fußballer, basierend auf ein Gentlemen Agreement der Vereine,  bis zu den Bezirksligen. Und wenn es unbedingt sein muss maximal ein ausländischer Legionär in den Landesligen bzw. in der Oberösterreichliga, welcher eine zweimalige Trainingsanwesenheit nachweisen muss. Die finanziellen Fördertöpfe sollten vermehrt für solche Vereine geöffnet werden.

Lassen sie mich zum Schluss noch einmal deutlich zum Ausdruck bringen, dass der Fußball jede integrative Funktion von Menschen jeglicher Herkunft unabhängig von Aussehen, Geschlecht, Alter und sozialer Stellung unbedingt erfüllen soll! Ich persönlich bin nur gegen Fußballtourismus in Oberösterreich. Der Fußball bewältigt die Gratwanderung  zwischen Integration und sinnvoller Ausländerregulierung wohl besser, als so mancher Politiker. Fußball als positiver Vorreiter – hört sich gut an!

Franz Hofer

Sichere dir bis zu 100€ als Freiwette und wette auf deine Lieblingssportarten.