Herbstmeister U. ElementsDorf/Pram: „Meisterschaft hatte immer Vorrang!“

Mit 2 Punkten Vorsprung auf den FC Altmünster und St. Stefan/Waldmark holte sich Cheftrainer Harald Hel mit Union Elements Dorf/Pram die „Winterkrone“ in der Frauen-Landesliga. In 10 Meisterschaftsspielen blieb die spiel- und kampfstarke Mannschaft als einziges Team ungeschlagen, zum Abschluss musste sie sich dem LT1-O.Ö. Ligisten SPV Kematen/Piberbach- Rohr-Neuhofen  im o.ö. Ladies Cup mit 1:2 (1:2) beugen. „Ligaportal“ wollte vom erfolgreichen Coach wissen, welche Bedeutung der Cup für ihn habe und ließ ihn Bilanz über das Abschneiden im Herbst sowie ausführlich über seine Betreuertätigkeit ziehen:

 

Harry, wie wichtig wäre Dir ein Weiterkommen im o.ö. Frauen-Pokal gewesen?

Hel: „Ganz stark wird in diesem Bewerb von der Auslosung das Abschneiden bestimmt und dabei spielt das Glück eine große Rolle. Heuer trafen wir gleich in der 1. Runde auf die SPV Kematen/Piberbach- Rohr-Neuhofen und waren schon personell sehr „eingeengt“. Auch deshalb brachten wir Spielerinnen zum Einsatz, die nicht ständig in der Kampfmannschaft auflaufen und so gewannen die starken Gäste am Ende nicht unverdient. Ich möchte aber ausdrücklich betonen, dass alle unsere Mädels bis zum Schluss ihr Bestes gegeben haben und sehr brav kämpften. Wenn man in der 90. Minute noch in extremis ein Tor gegen die eigene Mannschaft verhindern will, stellt das der persönlichen Einstellung zur Mannschaft und den Mitspielerinnen das beste Zeugnis aus, finde ich.

2022/23 möchten wir nach Möglichkeit schon ein wenig weiterkommen, denn das Endspiel 2023 wird bei uns ausgetragen“.

Mit Eurer sehr guten „Zwischen-Bilanz“ In der Meisterschaft wirst Du ja keinen Grund zu Kritik haben, oder?

„Für mich grenzt es fast an ein Wunder, nach dem „Ausfall“ von Schlüsselspielerinnen insgesamt nur 4 Gegentreffer zu erhalten und als einzige Mannschaft ungeschlagen zu bleiben. Wir hatten einen „Lauf“, aber was für mich noch sehr erfreulich war, dass sich Spielerinnen mit ihren prächtigen Leistungen in den Vordergrund schoben, die bisher eher in der zweiten Reihe standen.

 

Trotz „Aderlass“ holte Dorf/Pram 7 Siege und 3 Remis und damit verdient Platz 1! (Foto: H. Pichler)

Gestatte mit bitte einige Fragen zu Deiner Karriere, ab wann hast Du selbst gekickt?

„Ich habe erst mit 14 Jahre das Fußballspielen in meiner ehemaligen Heimatgemeinde Prambachkirchen begonnen“.

Skizziere uns bitte Deine Laufbahn als Spieler und Trainer!

„Als Aktiver habe ich über 30 Jahre gespielt, war bei der Union Prambachkirchen, der Union Thalheim, ESV Wels, Union Hofkirchen/Trattnach , SV Schlüßlberg und ASV St. Marienkirchen an der Polsenz im Einsatz.

Ich kann jetzt bereits auf über 35 Jahre Trainertätigkeit zurückblicken, startete bei der Union Prambachkirchen, dann beim ASV Marienkirchen, SV Schlüsslberg, SV Fenastra Krenglbach und bin eben jetzt schon wieder 4 Jahre bei der Union Elements Dorf/Pram. Dabei habe ich von U-10 bis U-18 alle Nachwuchsabteilungen bis zur Leistungsliga durchgemacht, weiters habe ich einige Kampfmannschaften trainiert und war teilweise auch als Spielertrainer in Aktion“.

Wann und warum bist Du auch zum Frauenfußball gekommen?

„Durch Zufall, ich wurde von Spielerinnen der damaligen Schlüßlberger Frauen-Mannschaft, die in der OÖ-Liga spielte, gefragt, ob ich Interesse hätte. Nach anfänglicher Skepsis merkte ich, dass ich hier eine neue und Interessante Aufgabe vorfinde, startete die Trainertätigkeit im Frauenfußball und bin jetzt bereits 8 Jahre dabei, noch immer mit voller Begeisterung.“

Wo liegt der Unterschied bei der Betreuung von Männern oder -Frauen?

Hauptsächlich in der physischen Voraussetzung und dem persönlichen Umgang. Von der Physis her ist es logisch das z.B. die Athletik der Frauen in einem anderen Bereich als bei den Spielern liegt. Zwar kann ein Herren-Kampfmannschafts-Training 1:1 bei den Mädels durchgeführt werden, jedoch nicht mit derselben Kraft und diesem Tempo. Im persönlichen Umgang ist es im männlichen Bereich manchmal leichter da hier Dinge zum Teil weniger hinterfragt und schneller abgehakt werden. Alle anderen Bereiche, wie z.B. Technik, Taktik sehe ich auf gleicher Höhe. Frauen sind auch öfter fleißiger und lernwilliger und theatralische Aktionen (im Spiel) sind gegenüber den Männern wesentlich seltener. Durch ihren Ehrgeiz hat man als Trainer daher oft sogar Überzeugungsarbeit zu leisten, da sie nach Krankheiten oder Verletzungen sofort wieder spielen wollen, obwohl sie noch gar nicht 100%ig fit sind. Grundsätzlich kann ich sagen, dass man mit einem Frauenteam (wie auch bei uns in Dorf) ein Training durchführen kann, das einem Herren KM-Training gleichzustellen ist.“

Dein Credo im Frauenfußball, wo Dein Team Dorf/Pram nicht nur mit Kondition, sondern mit auch großer spielerischer Eleganz aufwartet?

„Als ich vor 4 Jahren in Dorf diese Mannschaft übernahm, hatte ich das Glück, auf ein junges und ehrgeiziges Team zu treffen, das noch dazu vom Verein sehr stark gefördert wurde und wird. Ich konnte diese Mannschaft nach meinen Vorstellungen formen und dabei als Schwerpunkte: Technik und körperliche Fitness forcieren. Einen 2-Phasenplan zu, den ich auch der Mannschaft mitteilte, verfolgte ich konsequent. Nach 1 ½ Jahren wurde dieser Weg bereits belohnt und wir stiegen, ohne Niederlage, gleich in die Landesliga auf. Auch hier zeigten wir gleich stark auf, spielten sofort im Vorderfeld mit und wurden von unseren Gegnern als die spielstärkste Mannschaft eingestuft.

In der letzten Saison spielten wir bereits voll um den Titel mit. Trotz Corona-Behinderung nahm das Team eine rapide Entwicklung mit einer Top Einstellung aller, die bereit waren, bis an die Grenzen zu gehen und dabei immer noch lernwillig zu sein. Kondition und Spielstärke wurden in einem Guss gesteigert, der Ball durfte fast nicht fehlen“.

Legst Du als Konditions-Phänomen die Latte für Deine Schützlinge sehr hoch?

Meine Vorstellungen für ein spielstarkes Team sind neben Konditionsstärke vor allem technische Qualitäten. Ich gestalte daher die Trainings meist in Kombination beider Komponenten. Auch forciere ich dabei, soweit es möglich ist, dass die Spielerinnen nicht nur eine fixe Position spielen können und das Spiel „ohne Ball“ beherrschen. Ich genieße es, „wenn der Ball läuft“ und nach dem Spiel die Zuseher sagen:“ Das ist schön anzusehen, wie diese Mannschaft spielt“.

Ich lege die Latte aber für mein Team nie zu hoch, fordere aber von jeder Einzelnen, dass sie ihr eigenes Leistungsniveau erreicht und weiter ausbaut. Als (Extrem)-Sportler habe ich gelernt, wie man richtig und zielorientiert, auch im Leistungsbereich, arbeitet und habe darüber zahlreiche Trainingsbücher studiert und mit Sportwissenschaftler zusammengearbeitet. Für mich ist richtiges Gefühl für die Trainingsintensitäten und den Erholungsphasen enorm wichtig“.

Du analysierst Eure Spiele haarklein, zählt das generell zu Deinen Grundprinzipien im Sport?

Zu meinen Prinzipien gehören auch genaue Analysen des Gegners und eine taktikorientierte Spielweise. Ich sehe mir die Gegner zumindest einmal genau an, um dann mein Team darauf einzustellen. Da kann auch schon einmal eine Drohne zum Einsatz kommen, um ein Spiel vollständig aufzunehmen. Meine Mannschaft „saugt“ diese Erkenntnisse richtig auf und ist in der Lage, dies auch dann im Spiel umzusetzen“.

Aktuell liegst Du mit Deiner Mannschaft an der Spitze der Landesliga, weil Du ja gegen die „Verfolger“ Altmünster und Windischgarsten auch auswärts gewonnen hast?

„Trotz der Abgänge stehen wir als Außenseiter plötzlich mitten im Titelkampf. Wir haben z.B. gegen die Titelanwärter Altmünster u. Windischgarsten sogar unsere Spielweise umgestellt. Statt gewohntem Offensiv Fußball wurde auf Konterfußball umgestellt und wir haben versucht, ihren stärksten Spielerinnen die Spielfreiheit zu nehmen. Aufgrund unserer körperlichen Fitness konnten wir jeweils das Spiel in der 2. Halbzeit für uns entscheiden. Man muss aber auch festhalten, dass man dazu „einen Lauf“ haben muss. Trotz allem bleiben wir am Boden und wollen weiterhin die Top-Favoriten ärgern und nehmen, was noch kommt.“

In welchem Alter hast Du mit dem Extrem-Sport begonnen?

„Ab dem 30. Lebensjahr begann ich mit Sport „außerhalb der Norm“, mein Einstieg war dabei das „Winter-Ultra-Mountainbike-Race“ in Alaska. Bei einer Renndistanz über 320km ging es da nonstop bei bis zu minus 30 Graden durch die Wildnis. Dort konnte ich auf Anhieb zweitbester Europäer mit einem Top-Ten Platz unter 100 Startern werden. Später ging ich dann mit meinem Kickbike (früher Tretroller) auf allen bewohnten Kontinenten auf Welt-Rekordjagt. Dabei stellte ich z.B. einen Höhenrekord auf 5602m in Nordindien auf oder durchaquerte bei 52 Grade Hitze das „Death Valley“

Bist Du bei Deinen sportlichen „Abenteuern“ an Grenzen gestoßen, wo nicht mehr die körperliche Konstitution, sondern nur mehr der Wille entscheidet?

„Bei einem Großteil dieser Unternehmen entschied die Willenskraft. Hier habe ich gemerkt, was der Mensch mit mentaler Stärke noch alles leisten kann. Zum Glück hatte ich nur zwei Mal bei diesen zahlreichen Herausforderungen aufgeben müssen, was aber auch zugleich ein Lernprozess war und mir dabei auch klar wurde, nichts erzwingen zu können“.

Ging oft der gesamte Urlaub vom Beruf für Deine Vorhaben auf?

„Mein Glück war, das ich von Intersport EYBL, war auch mein Arbeitgeber, stets unterstützt wurde.

Am Ende meiner extrem-Veranstaltungen genoss ich noch einige Tage an Ort und Stelle, fertigte Filme für Erlebnisberichte und finanzierte mit Vorträgen die nächsten Projekte (lacht). Ich war bis zum 45.Lebenjahr auch immer Single, weil ich dem Sport/Training alles widmete und gezielt auf meine Ziele hinarbeitete. Motivation war für mich dabei die stetigen Leistungssteigerungen in den Vorbereitungen für das Erreichen von neuen Herausforderungen. Bei sportlichen Aktivitäten ist für mich das Erreichen des gesetzten Zieles die Erfüllung. Ohne Ziel hätte ich dies ja sonst nie erreicht“.

Zurück zu Deinem Deinen totalen Einsatz für das Herbstmeisterteam, Deine Motivation?

„Es gibt hier ein Top Umfeld und der Verein steht voll hinter dem Frauenteam. Auch durch Sponsor ELEMENTS genießen wir große Unterstützung, die gerade im Frauenfußball nicht alltäglich ist. Bei den Heimspielen, wo stets zahlreiche Zuseher anwesend sind, darunter auch meist Funktionäre und Spieler der Männerteams, herrscht immer beste Stimmung.

Während meiner „Extremsport-Zeit“ habe ich meine Trainertätigkeit stets nur „Nebenbei“ ausgeübt, seit 4 Jahren ist dieses Frauenteam mein „neues Hauptziel“ und meine Herausforderung, mit dieser Mannschaft die Entwicklung fortzuführen und in die OÖ-Liga aufzusteigen. Phase 2 bedeutet, Kondition und Technik „in einem Guss“ in der Spielstärke so zu steigern, dass wir in der obersten Spielklasse Oberösterreichs mithalten können“.

Danke Dir für das ausführliche Gespräch und ich wünsche Dir und Euch, dass Ihr das größte Anliegen realisieren könnt!

Helmut Pichler

 

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