FCA-Kapitänin Hrouda möchte nach Abschied mit einem „Praktikum“ fortsetzen!

Im Landesligaspiel Peuerbach- FC Altmünster trug Altmünsters Spielführerin Katharina Hrouda zum allerletzten Mal den Dress der Traunsee-Elf. Vor 15 Jahren hatte die Karriere der „Edeltechnikerin“ beim Spiel gegen den SV Taufkirchen dort begonnen, nun zog die 29-jährige einen endgültigen Schluss-Strich unter ihre glänzende Karriere. Was sie aktuell als größten Wunsch hegt, verrät sie dem Ligaportal unter anderem im folgenden ausgiebigen Interview:

 

Ligaportal: Kathi, Du bist im besten Torhüterinnen-Alter, warum hängst Du schon die Fußball-Schuhe an den Nagel?

Hrouda: Körperlich kann ich nicht mehr die Leistung erbringen, wie ich es gerne möchte und für „halbe Sachen“ bin ich nicht zu haben. Außerdem haben wir aktuell große Talente im Kader, die sich eine Chance auf ihren Einsatz verdienen“.

 

2013 auf den Schultern der Teamkolleginnen als Torschützenkönigin der Frauenklasse Ost (Bild Kurt Renner)...

.....2021 Abschied als erfolgreiche Torhüterin, die 320 Minute ohne Gegentreffer blieb  (Foto: H. Pichler)

Wenn Du jetzt Deine Karriere Revue passieren lässt, wann hast Du wo begonnen?

„Mit meinem Bruder Stefan, der früher gespielt hat, bin ich schon mit 4 Jahren auf den Sportplatz mitgegangen, habe dann beim ASKÖ STeyrermühl angefangen, mit 6 oder 7 Jahren bin ich bei Roitham gelandet, habe dort als Torfrau begonnen und war als rechte Verteidigerin und Mittelfeldspielerin tätig, bis mich der damalige Trainer des FC Altmünster, Klaus Fraueneder angerufen hat, ob ich nicht in der Mädchenmannschaft des FC Altmünster mitmachen möchte. Übrigens: in meiner Familie war zuletzt außer mir, kein(e) einzige(r) Fußballer(in) zu finden“.

Erinnerst Du Dich noch an Deinen Einstand in der Kampfmannschaft des FC Altmünster?

„Nicht mehr so ganz genau, ich weiß nur, dass es im Herbst 2006 war und ich gegen den SV Taufkirchen ein Tor zum 2:1 schießen konnte. Dagmar Leiner, die Torjägerin, war für die Gegenseite, bei unserem 3:1-Sieg erfolgreich. Später ist sie dann ja auch bei uns auf Torjagd gegangen und hat in unserer Meistersaison 2012/13 im Herbst so viele Tore geschossen wie ich in der ganzen Saison, nämlich 27.“

Du hast also im Mittelfeld begonnen, bist dann relativ rasch im Abwehrzentrum gelandet und 2019/2020 im Tor gelandet, Deine Lieblingsposition ever?

„Ich war als Mittelfeldspielerin offensiv ausgerichtet und für die Standards zuständig, am liebsten war mir die 6-er odedr 10- er-Position, weil ich von dort das Spiel dirigieren konnte. Es war mir immer lieber, Teamkolleginnen möglichst optimal einzusetzen und ihnen einen Treffer aufzulegen, als selbst erfolgreich abzuschließen. Eine große Ausnahme ist aber ein Tor, das mir unvergesslich bleiben wird: im Oktober 2014 lagen wir gegen den TSV Ottensheim daheim mit 0:1 zurück und Cheftrainer Märzendorfer beorderte mich im Finish in den Angriff, wo mir in der 82. Minute der Ausgleich zum 1:1 gelang. 2 Minute später setzte sich Steffi Pesendorfer auf der rechten Seite durch und flankte an den Sechzehner, wo ich den Ball volley nahm und unhaltbar unter die Latte knallte, das gibt’s nicht so oft.

Immer, wenn unsere Trainer die Abwehr konsolidieren wollten, wurde ich dann wegen der Übersicht im Defensiv-Zentrum aufgeboten“.

Exzellente Schusstechnik, geniale Pässe…… waren einige Deiner größten Stärken, hattest Du überhaupt Schwächen?

„Die Stärken, die Du hier anführst, habe ich selbst nicht als soo große Vorzüge empfunden, meine größte Schwäche war sicherlich, dass ich zu wenig gelaufen bin“.

Du wolltest das Spiel v o r Dir haben, da wäre ein großes Laufpensum möglichweise dem

entgegengestanden?

„So habe ich das eigentlich noch gar nicht betrachte, aber es hat eine gewisse Logik und entschuldigt manches (lächelt).

15 Jahre warst Du dem FC Altmünster treu, haben nicht auch andere Vereine nach Dir Ausschau gehalten und hattest Du Lust auf höhere Aufgaben?

„Soviel ich weiß, war einmal der FC Wels an mir interessiert, aber ich denke, meine geringe Laufleistung hätte eine Verwendung „weiter oben“ verhindert. Deshalb habe mit dem Gedanken, mich sportlich zu verbessern, zwar hie und da gespielt, aber letzten Endes war mir immer die große Kollegialität und die Gemeinschaft in Altmünster am allerwichtigsten“.

Was zählt zu Deinen größten Erfolgen?

Sicherlich der Meistertitel 2013 in der Frauenklasse Ost, da hatten wir wirklich eine ganz tolle Truppe und auch die Ehre als Torschützenkönigin. Aber dazu muss ich gleich anmerken: wenn mir die Teamkolleginnen nicht so gut aufgespielt hätten, wäre ich nicht so erfolgreich gewesen und dann war das eine Saison., wo ich einfach fast aus jeder Lage getroffen habe, da war auch viel Glück dabei“.

Dein größtes Erlebnis im Frauenfußball?

„Es gibt sicher mehrere, aber das heurige Testspiel beim LASK war trotz des ehrenvollen 0:2 schon etwas ganz Besonderes, vor so einer Kulisse, vor Hunderten begeisterten Fans, mit Top-Referees, im Stadion der Männer, ….. einfach großartig. In Erinnerung wird mir auch bleiben, dass ich bei einer Exhibition im Gmundner Stadion in einem gemischten Team mit prominenten Männern als Mädel dabei sein durfte“.

Gab es für Dich größere Enttäuschungen in Deiner Laufbahn, schwere Verletzungen?

„Gott sei Dank bin ich von gröberen Verletzungen verschont geblieben und vor Enttäuschungen war ich größtenteils gefeit. Ich bin Realistin und nehme Niederlagen als Faktum hin, genauso wie den zweimaligen Abstieg, wo wir einfach nicht gut genug für die höhere Spielklasse waren.

Hattest Du je Stress mit den Schiedsrichtern, oder wäre das gar eine Option für Dich in der Zukunft?

„In knapp 260 Pflichtspielen habe ich „nur“ , obwohl die längste Zeit in der Abwehr tätig, nur 3 gelbe Karten kassiert, das könnte den ersten Teil Deiner Frage beantworten. Diskussionen gab es schon, aber die Tatsachenentscheidungen sind von mir stets respektiert worden genauso wie der Spiel-Leiter. Selber Schiri? Ich gebe zu, auch mit diesem Gedanken schon gespielt zu haben, aber die Entwicklung der letzten Jahre gibt mir zu denken. Ich finde, manche Zuschauer wollen, auch durchaus aggressiv, einfach nicht zur Kenntnis nehmen, dass gewisse Entscheidungen die eigene Mannschaft treffen, obwohl sie richtig sind.“

Inwieweit beeinflusst ein Trainer(in) tatsächlich die Leistung einer Mannschaft?

„Zumindest teilweise sicherlich, aber als Wichtigstes erscheint mir, dass ein homogenes Mannschaftsgefüge vorhanden ist, dass Stabilität im Team herrscht und der unbedingte Zusammenhalt gegeben ist. Sonst verpuffen meiner Meinung nach die größten Anstrengungen der fähigsten Betreuer“.

Du konntest ein Spiel lesen wie kaum eine andere Spielerin, hast Du Dir diesen großen Vorteil im Lauf der Jahre erworben oder warst Du damit schon immer gesegnet?

„Anfangs konnte ich es sicher nicht, durch die Beobachtung von Spielen im TV und in natura habe ich mir viel angeeignet und ich bin überzeugt, wenn sich jemand ausreichend mit der Materie beschäftigt, dann ist das bis zu einem gewissen Grad sicher „erlernbar“. Für mich war es ganz besonders spannend, Akteurinnen beim „Spiel ohne Ball“ zu verfolgen“.

Gab es je ein Vorbild für Dich im Frauenfußball, wer hat Dich am meisten beeindruckt?

„Vorbild eher nein, sehr imponiert hat mir aber die US- Amerikanerin Abby Wambach hinsichtlich ihrer Schnelligkeit, Taktik, Torinstinkt usw….

Hast Du auch für Mannschaften im Frauenfußball geschwärmt?

„Die Hochblüte der deutschen Nationalmannschaft mit den beiden Weltmeistertiteln 2003 und 2007 habe ich ganz genau verfolgt und dann natürlich die USA, die sich aber derzeit auch in einem Umbruch befinden. Frankreich, Spanien und England ziehen nach, aber die USA stehen noch immer voran“.

Wohin steuert der Ladies-Soccer?

„Eine interessante und schwierige Frage, wobei klar ist, dass auch im Frauenfußball das Geld zunehmend eine weit größere Rolle spielt. Es bleibt abzuwarten, inwieweit z.B. Männervereine in Österreich per Dekret dazu verpflichtet werden, auch ein Frauenteam zu organisieren, wobei es klappen könnte, wenn dann noch genügend „Freiraum“ für die im Frauenfußball typischen Eigenschaften, wie Ehrlichkeit usw. bleibt“.

Wie siehst Du die Entwicklung des FF in Oberösterreich den letzten 1 ½ Jahrzehnten?

„Die Qualität wird höher, die Trainer versuchen sehr intensiv und mit einem hohen Level, die Mädels individuell zu verbessern, das Leistungsniveau wurde nach meiner Ansicht enorm gesteigert.“

Ist die Wertschätzung des Frauenfußballs beim FC Altmünster in den letzten 15 Jahren gestiegen?

„Ja, wir sind auf jeden Fall besser integriert, es geht in die richtige Richtung, junge Funktionäre bringen sehr gute Ideen und es geht in die richtige Richtung. Dieser Prozess sollte keinesfalls unterbrochen werden, weil auch noch „einige Luft nach oben“ bleibt“.

Dein allerletztes Spiel mit dem FC Altmünster in Peuerbach, wie denkst Du mit einigem zeitlichen Abstand darüber?

„Ein Remis wäre fair gewesen, denn wir haben durch Julia Spießberger ein reguläres Freistoßtor erzielt. Vom „Ersatz-Referee“ wurde der Treffer aber mit der Begründung aberkannt, er müsse erst die Mauer einrichten; der Ball war aber nicht gesperrt, sondern „frei“, weil keine gelbe oder rote Karte vorher verhängt wurde, was eine automatische Sperre nach sich zöge. Aber auch hier gilt für mich: das Spiel wurde nach Protest endgültig mit 0:1 gewertet und diese Entscheidung ist zu akzeptieren“.

Welcher Trend zeichnet sich sportlich bei den FCA- Mädels ab, ab, nach Eurem Abschneiden im Herbst?

„Grundsätzlich gibt es eine sehr positive Entwicklung, wir haben nur im Herbst weniger abgeliefert, als eigentlich an Spielstärke in unserer Mannschaft vorhanden wäre. Dazu muss man aber auch berücksichtigen, dass nach der Corona-Phase im Frühjahr etliche junge Spielerinnen neu zu uns gekommen sind, der Umbruch und die Erneuerung sind noch voll im Gange. Wenn die aktuellen Spielerinnen zusammenbleiben, traue ich ihnen bei selbem Ehrgeiz noch sehr viel zu“

Deine Mitspielerinnen haben Dir vor dem letzten Heimspiel gegen Aspach/Wildenau einen herzlichen Abschied bereitet, wäre trotzdem ein Comeback für Dich möglich?

„Von diesem emotionalen Adieu war ich sehr berührt und dafür bin ich allen sehr dankbar. Als Spielerin werde ich aber nicht mehr aktiv sein, wohl aber zum Beispiel bei Bedarf den Trainern zur Hand gehen, wenn sie in Zeitnot sind oder der Kader sehr groß wird“.

„Vor einigen Jahren hast Du mit Teamkolleginnen die Mannschaft mangels Trainer gecoacht, wäre das für Dich in Zukunft denkbar?

„Ich möchte auch weiterhin mit dem Frauenfußball verbunden bleiben und später auch in irgendeiner Funktion mitwirken, peile aber vorher zur Vorbereitung einen Blick hinter die Kulissen der Vereinsgeschehens woanders an, um mich dementsprechend vorzubereiten. Daher wäre es mein größter Wunsch, bei einem (ober-)österreichischen Spitzenklub ein „Praktikum“ zu absolvieren!“

Was möchtest Du Deinen Nachfolgerinnen beim FCA ans Herz legen?

„Dass alle Spielerinnen bedenken sollten, dass sie gemeinsam weit mehr Möglichkeiten und Potential haben, als jede Einzelne glaubt“.

Vielen herzlichen Dank, dass Du Dir so viel Zeit genommen hast für das ausführliche Gespräch und alles Gute für Deine Zukunft!

Helmut Pichler

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