„Heimkehrerin“ Rausch: „Habe meinen „lehrreichen“ Ausflug nicht bereut!“

Im Jänner war Geretsberg-Kapitänin Sarah Rausch zum Planet-Pure-Liga Aufsteiger First Vienna FC gewechselt. Wenige Wochen später kehrte die Vollblutfußballerin wieder zu ihrem Stammverein zurück. Warum die 24- Jährige diesen spontanen Rückzieher unternahm, schildert sie im Ligaportal:

 

Sarah, Du bist leihweise in der Winterpause zur Vienna übersiedelt, mit welcher Überlegung?

„Nachdem ich schon länger darüber nachdachte, ob für mich nicht doch noch mehr drinnen wäre, ich also höherklassiger spielen könnte, suchte ich eine neue sportliche Herausforderung. Dazu gibt es auch eine kleine Vorgeschichte: wir spielten ja in der Vorsaison 2 x gegen den späteren Meister in der 2. Frauen-Bundesliga und dann Aufsteiger in die höchste Spielklasse Österreichs, wobei mir der Spielstil des Gegners gefiel. Nach der Retourbegegnung in Wien fragte mich deren Cheftrainer, ob ich mir vorstellen könnte, zu ihnen zu wechseln. Er wusste, dass ich in Wien Medizin studiere und machte mir dieses „Angebot“. Es sagte mir zu und außerdem liegt der Trainingsplatz der Vienna nahe meiner Wohnung in Wien, ein weiterer Vorteil. Für einen Wechsel war es für mich auch „höchste Zeit, denn nächstes Jahr beende ich mein Studium und da werden andere Prioritäten zu berücksichtigen sein.“

Wie schwer ist Dir der Abschied aus Geretsberg gefallen?

„Natürlich sehr schwer, denn nach 10 Jahren geht man nicht so einfach, weil ich beste Freundinnen und Freunde gefunden habe, aber es hat mir auch geholfen, dass mich im Verein alle verstanden haben“.

Worauf hast Du Dich am meisten gefreut?

„Auf die neue Herausforderung, auch deshalb, weil ich immer bestrebt bin, das Beste aus mir herauszuholen, ich bin sehr ehrgeizig“.

Was waren Deine ersten Eindrücke, wie wurdest Du aufgenommen?

„Mit Zustimmung der Trainer durfte ich ja schon im Herbst 2 x pro Woche am Training teilnehmen, als ich noch für Geretsberg gespielt habe. Deshalb habe ich schon vorher alle kennengelernt, wurde auch dementsprechend akzeptiert und gut angenommen.“

Wie groß ist die Konkurrenz im Kader des Tabellendritten, wurdest Du in Testspielen eingesetzt?

„Was ich ursprünglich nicht wusste: bei den Transfers im Winter wurden von der Vienna mit Linda Tuschek, der Ex- ÖFB-U 19-Internationalen Lena Kovar (Austria Wien) und Ex- Spanien-Legionärin Sarah Wronski (ebenfalls Austria Wien) „hochkarätige“ Konkurrenz für die Defensive geholt, wodurch meine Chancen auf häufigere Einsätze minimal wurden. Ich war zwar auf einiges gefasst, aber mit so großen Schwierigkeiten habe ich nicht gerechnet. Teilzeiteinsätze mit 20 – 45 Minuten habe ich in der Vorbereitung absolviert, das hat mir aber nicht gereicht, ich war nicht 100 %-ig zufrieden“.

Was hat Dich letztendlich zur raschen Rückkehr bewogen?

„Es war eigentlich ein „Schnellschuss“: am letzten Wochenende, bevor die Transferzeit endete, habe ich den Rat von Geretsberg-Cheftrainer Andy Meindl eingeholt: er hat mir vorgeschlagen, ich solle darauf achten, dass ich nicht den Spaß am Fußball verliere. Der enorme Aufwand von 4 Trainings pro Woche und einem Spiel „irgendwo“ in Österreich am Wochenende sollte ja auch einigermaßen belohnt werden. Nachdem ich das alles reiflich überlegt hatte und außerdem wusste, dass die Personalsituation in Geretsberg gerade nicht rosig ist, habe ich mich zur Rückkehr entschlossen“.

Wie hat die Vienna reagiert?

„Das Betreuerteam und Team-Managerin Nina Burger haben mir verständnisvoll nichts in den Weg gelegt und ich bin dankbar, dass ich fußballerisch so viel dazulernen durfte. Außerdem zeigen sie sich nach wie vor entgegenkommend: Ich darf nämlich aktuell während der Woche beim Future League Team mittrainieren, was mir als „Edelpendlerin“ aus Michaelbeuern schon sehr zugute kommt“.

Dein erstes Gefühl nach der endgültigen Entscheidung zur Rückkehr?

„Anfangs ist es mir richtig schwergefallen, es zu akzeptieren, dass ich entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten einmal ein Vorhaben nicht bis zum Ende durchgezogen habe. Mittlerweile weiß ich aber, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe“.

Wurde Deine Rückkehr in Geretsberg gebührend gefeiert, schließlich hast Du jahrelang für das erfolgreiche „Gallische Dorf“ gespielt?

„Außer dem Cheftrainer und mir wusste keiner Bescheid, Andy hat dann beim ersten gemeinsamen Testspiel nur die Kabinentür geöffnet und angekündigt, „wir haben jetzt einen Neuzugang aus der Bundesliga…Die Wiedersehensfreude war riesig und hat mir auch bestätigt : es war richtig“.

Würdest Du noch einmal bei einem höherklassigen Verein andocken, bzw. was würdest Du einem jungen Talent in einer ähnlichen Situation raten?

„Zum ersten Teil Deiner Frage: Kaum, weil bei mir persönlich in Zukunft auch Berufserfordernisse, private Verpflichtungen usw. zu berücksichtigen sind. Ad 2) Junge Talente sollten zu Geretsberg wechseln (lacht herzlich), im Ernst: wenn ein Mädel sich fit genug fühlt und eine Chance sieht, sich höherklassig zu engagieren, sollte es die Chance auf jeden Fall nützen. Wenn man jung ist, kann man auch 1 /2 Jahr oder 1 Jahr als Ergänzungsspielerin diese Phase „durchdrücken“. Man lernt viel im Training, kann sich fußballerisch weiterentwickeln und hat genügend Zeit, um sein wirkliches Ziel zu erreichen. In späteren Jahren kommt dann der Druck von Studium, Beruf oder Partnerschaft……dazu. Ganz wichtig ist es, ja den Spaß am Fußball nicht zu verlieren und sich wohlzufühlen in der Gemeinschaft, denn diese Faktoren machen ja im Frauenfußball hauptsächlich den „Benefit“ aus, von den finanziellen Vorteilen einiger ganz weniger Ausnahmekönnerinnen abgesehen“.

Wie geht es Dir jetzt beim „neuen“, alten Verein?

„Wirklich sehr gut. Im Frühjahr wollen wir uns mit den Jungen konsolidieren und dann in der nächsten Saison noch einmal vorne voll angreifen!“

Im Zweikampf kaum vom Ball zu trennen: Sarah Rausch (vorne, Foto: Herbert Redhammer)

Helmut Pichler

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