"Ich bin wirklich kein Schmeichler" - Erwin Spiegel im Wordrap

Erwin Spiegel
Im Linzer Vorort Pasching geht es in den letzten Tagen und Wochen heiß her. Nach dem endgültigen Rückzug von Präsident Franz Grad steht dem Verein eine Umstrukturierung bevor. Inmitten dieser Entwicklung befindet sich auch (Neo-)Coach Erwin Spiegel, der gemeinsam mit Präsident Nussbaumer und seinem Team dem Verein eine neue Handschrift verleihen soll. Spiegel ist mit den Gepflogenheiten in Pasching vertraut, so trainierte er doch seit Oktober die 1b-Mannschaft der Paschinger. In einem ausführlichen Gespräch mit ooeliga.at spricht Erwin Spiegel über seine Vorstellungen, Ziele und Ideen:

 


Erwin Spiegel erzählt über ...

... die Umstrukturierung des Vereins und die Perspektiven für die Zukunft

Mit dem sehr bedauerlichen Ausstieg Franz Grads wurde in Pasching auf einen Schlag das Profitum abgestellt. Jetzt sind junge Spieler am Werk, die sich durch gute Leistungen empfehlen und schließlich auch profilieren müssen. Natürlich ist dieser Schritt nicht einfach, wir werden sehen, wie sich das in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren entwickelt. So ein Prozess geht logischerweise nie von heute auf morgen, sondern ist nur „step by step“ möglich.

... die bisherige Saisonvorbereitung

Das Testspiel am Dienstag gegen einen starken Regionalligaverein aus Niederösterreich, den SKU Ertl Glas Amstetten, war für alle Beteiligten sehr aufschlussreich und deshalb auch sehr bewusst zu diesem frühen Zeitpunkt gewählt. Die klare 0:6-Schlappe verdeutlichte, dass es nicht möglich ist, in der Regionalliga eine Mannschaft, die größtenteils aus einer 1b-Mannschaft, die in der Bezirksliga spielt, und Akademie-Spielern besteht, ohne routiniertere Führungsspieler zum Erfolg zu führen. Wichtig sind so genannte „Alphatiere“, die die jungen Spieler lenken und leiten, die das Heft in die Hand nehmen und so vielleicht durch Motiviation der Jungen das Ruder nocheinmal in die andere Richtung reißen. Das ist keineswegs eine Kritik an den 16- bis 18-jährigen Burschen, nein, es ist ein ganz natürlicher Entwicklungsprozess, der bei der Zusammenarbeit mit einer Mannschaft auftritt.

... die Kaderplanung für die kommende Saison

Abgesehen von der obengenannten, wichtigen Homogenität der Mannschaft gibt es für mich keine jungen und alten Fußballer, schließlich gibt es doch nur gute und schlechte. Zur Kaderplanung ist zu sagen, dass es auf jeden Fall unser Ziel ist, noch auf jeder Position ein Alphatier zu bekommen. Während Stadlbauer, Hodzic und Nuridini von der „alten“ Mannschaft noch da sind, kann bereits jetzt die Verpflichtung von Patrick Pircher bekanntgegeben werden. Doch ich bin sicher, dass sich da in den nächsten Tagen bis zum 15.Juli noch so einiges tun wird. Schließlich sollen dann rund 18-20 Spieler ein kompaktes Gefüge bilden, so dass jeder zum Zug kommt und genügend Spielpraxis bekommen kann.

... seine Ziele mit der Mannschaft

Unser primäres Ziel ist ganz klar durch ein Wort formuliert: Klassenerhalt. Da brauche ich nicht lange am Brei vorbeireden, das ist oberste Prämisse. Die Jungs sind eine sympathische Truppe, es herrscht eine nette Zusammenarbeit, aber im Vordergrund steht immer der sportliche Erfolg und dieser bedeutet für uns nicht abzusteigen.

... die Konkurrenz in der Regionalliga Mitte

Die Regionalliga ist in den letzten Jahren – vor allem im körperlichen Bereich – viel stärker geworden. Mittlerweile nähert sie sich vom Niveau sehr stark der „Heute für Morgen Ersten Liga“ an. Für die nächste Saison erwarte ich wieder eine Art Zweiklassengesellschaft, wobei auch starke Aufsteiger wie Villach, die eine tolle Mannschaft und Infrastruktur haben, eine wesentliche Rolle spielen werden.

... Franz Grad

Hochachtung vor diesem Mann. Ich bin wirklich kein Schmeichler, habe ihm das aber auch schon mehrfach selbst gesagt. Man muss nur zum Waldstadion fahren und sich anschauen was da geschaffen wurde. Eine Infrastruktur, von welcher so mancher Bundesligaclub nur träumen kann. Das fängt bei einem Kunstrasenplatz an, geht über eine tolle Kraftkammer und endet beim einheitlichen Kleidung aller Mannschaften und das alles hauptsächlich aus der eigenen Tasche finanziert, Wahnsinn! Ich habe nie ein Problem mit Franz Grad gehabt, im Gegenteil, mir tut es wahnsinnig Leid, dass er nicht mehr dabei ist.

 ... Helmut Nussbaumer

Was soll ich sagen? Er ist unser Präsident, führt den Verein, dirigiert, so dass alles in geraden Bahnen verläuft. Kenne ihn bereits seit 20-25 Jahren und kann nichts Negatives über ihn berichten. 

... seine persönliche Situation

Nach dem Engagement bei Blau Weiß Linz war ich zu einer gesundheitlichen Pause gezwungen, musste in einem „Seuchenjahr“ mehrere Operationen über mich ergehen lassen. Seitdem ich hier in Pasching bin, macht es mir wieder unheimlich Spaß. Es ist mit Abstand die schönste Station in meiner Trainerlaufbahn, die Arbeit mit den jungen, zielstrebigen Leuten macht unheimlich Spaß. Mittlerweile ist es soweit, dass mir an jedem trainingsfreien Tag die Arbeit mit den Jungs schon wieder abgeht. 

 

Fragen von Lino Heiduck
Slide-Foto: LUI

 

 

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