"Jedes Talent soll seine Chancen erhalten"

Mit einem 2:0-Sieg im Kleinen Finale gegen Wacker Innsbruck holte Union Kleinmünchen Platz drei beim „PUMA-Lady-Cup um den Salzburger Stier". Teresa Knauseder und Aurelia Zeilinger waren für den Bundesligisten erfolgreich. ÖFB-U19-Stürmerin Knauseder wurde mit vier Volltreffern als Torschützenkönigin, gekürt, die ÖFB-A-Team-Torhüterin Anna Carina Kristler (Sturm Graz) wurde als beste Torhüterin des Turniers ausgezeichnet. Mit dem Podiumsplatz unterstrichen die Linzerinnen ihre gute Form für den Meisterschaftsauftakt in Innsbruck. Zuvor hatten sie das Duell mit dem späteren Turniersieger und Ligakonkurrenten SK Sturm Graz knapp mit 0:1 verloren. Helmut Pichler sprach exklusiv für Ligaportal mit dem neuen und alten Cheftrainer Gerald Reindl über Kaderveränderungen, sein „Juniorinnen-National-Team“,  die Vorbereitungsphase und seine Ziele für die kommende Meisterschaft.

 

Gerald, Deine Tätigkeit an der Fußballakademie Ried ist ebenso vorbei wie die Männer-WM, welche Erfahrungen kannst Du jetzt für den Frauen-Bundesligisten verwerten?

"Prinzipiell ist jede Erfahrung in irgendeiner Form verwertbar, allerdings ist bei den Frauen auf die körperlichen Besonderheiten zu achten".

Bedeutet konkret?

"Nun, das derzeit praktizierte Pressing der Männer setzt Schnelligkeit und Athletik voraus, hinsichtlich derer die Frauen im Nachteil sind. Wir haben uns aber mit dem Kader überlegt, welche Spielphilosophie wir verfolgen wollen und an der konsequenten Umsetzung arbeiten wir jetzt gemeinsam".

Ihr habt in der Vorbereitung recht gute Ergebnisse erzielt, 6:0 gegen Wolfern, 10:2 gegen Frauenbiburg komb. (BRD), beim Keine Sorgen Lady-Cup oder gerade gestern  in Salzburg?

"Die Resultate besitzen nur eingeschränkten Wert,  a) weil die Gegner nicht allzu stark waren, und b) die Matches gegen die Bundesligisten Sturm Graz und ASK Erlaa (0:1) haben wir ja verloren".

Welche Veränderungen ergeben sich in Eurem Kader?

"Von St. Pölten /Spratzern ist ÖFB-U19-Teamkeeperin Carolin Grössinger zu uns gestoßen, weiters ein großes Versprechen für die Zukunft, Vanessa Hartl (Antiesenhofen/Weilbach), die Talente Viktoria Strasser und Lisa Feilmayr, beide sind wegen des Alterslimits aber noch nicht im A-Team einsetzbar. Im Spätherbst wird auch ÖFB-U19-Teamspielerin Gabriela Leimhofer nach ihrem Kreuzbandriss wieder zur Verfügung stehen. Auf einige Stützen müssen wir leider verzichten. Anke Brunner übersiedelt aus beruflichen Gründen ins Ausland, Sarah Galler wechselt in die USA und Iris Moser legt eine Karrierepause ein".

Es fällt mir auf, dass Ihr mit Ossmann, Pesendorfer, Grössinger, Bachler und Minichmayr über fünf Torhüterinnen verfügt?

"Diese Situation  hat sich rein zufällig ergeben. Da vier dieser Gruppe im Nationalkader stehen oder standen, werden wir versuchen, durch Rotation annähernd gleich viele Spielminuten für jede von ihnen zu erreichen. Wir stehen hier in großer Verantwortung für die Gleichbehandlung. Es ist unsere grundsätzliche Auffassung im Verein, dass jedes Talent zum Spielen kommt, wie sich auch in der Vergangenheit gezeigt hat".

Worin genau?

"Wenn der Klassenerhalt  früher gesichert ist, kommen die Talente verstärkt zum Einsatz, um ihnen Spielpraxis zu vermitteln. Dadurch ist aber auch voller Einsatz bis zur letzten Runde garantiert. Wir benützen das Etikett Ausbildungsverein nicht als Schlagwort, sondern l e b e n diese Einstellung, die den Talenten größtmögliche Entfaltungsmöglichkeiten sichern soll".

Würdest Du lieber eine gute Legionärin als zwei Jugend-Nationalspielerinnen im Kader haben?

"Sagen wir so, wir setzen bei Kleinmünchen in erster Linie auf die Jugend, nicht umsonst weisen wir derzeit ein Durchschnittsalter von 18 Jahren auf. Eine Legionärin wäre nur interessant, wenn sie kein Geld kostet, unseren jungen Spielerinnen weiterhelfen könnte und vor allem einem jungen Talent nicht den Weg verstellen würde. Legionärinnen machen meines Erachtens nur Sinn bei den Top-Zwei, die auch international in der Champions-League agieren und sich dementsprechend verstärken müssen".

Mit Knauseder, Krammer, Leimhofer, Hartl, Mairhofer, Wasserbauer, Wiener, Wienroither, Meßthaler und Minichmayr weist Ihr derzeit zehn U19- bzw. U17-Internationale auf, mit  der früheren U19-Internationalen Aurelia Zeilinger und Denise Pesendorfer (A-Team) käme schon eine verstärkte Jugend- Nationalelf zusammen, eine Genugtuung für Dich?

"Diese Zahl beweist nur, dass der Weg richtig ist, den wir eingeschlagen haben".

Deine Ziele für 2014/15?

"Mit einer derart jungen Mannschaft kann vorrangiges Ziel nur der Klassenerhalt sein. Sollte sich nach einem guten Start eine andere Situation ergeben, würden wir die Zielrichtung neu überdenken. Man darf nicht übersehen: Talente ab 15 Jahren sind gegenüber gestandenen Bundesligaspielerinnen sowohl von der Körpergröße als auch der Muskelmasse benachteiligt, was sich insbesondere im Zweikampfverhalten verdeutlicht".

Wie schätzt Du den Verlauf der Meisterschaft ein?

"Ich denke, dass Neulengbach und St. Pölten den Titel unter sich ausmachen werden. Um die Plätze drei und vier sollten Wacker Innsbruck und Sturm Graz kämpfen, dann Altenmarkt, Landhaus, Südburgenland, Kleinmünchen, LUV Graz und ASK Erlaa".

Du schätzt Sturm Graz so stark ein?

"Im gestrigen Turnier haben sich die Grazerinnen als sehr kompaktes, physisch und spielerisch starkes Team präsentiert. Dazu kommen sehr gute Legionärinnen, ideale Trainingsbedingungen und vor allem die volle Unterstützung durch den Trägerverein, SK Sturm Graz-Männer"!

Herzlichen Dank für das ausgiebige Gespräch und Alles Gute für Dich und Dein Team in der kommenden Meisterschaft!

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