"Doppelte" EM-Finalistin Nina Wasserbauer sagte Adieu!

Vor wenigen Wochen beendete eine der erfolgreichsten oberösterreichischen Fußballerinnen ihre Karriere: die zweifache ÖFB- EM-Endrundenteilnehmerin Nina Wasserbauer, die zuletzt bei der SPG Weilbach/Antiesenhofen engagiert war. Für das Ligaportal zog die Welserin Bilanz über ihre Laufbahn und nahm auch zu ihren Zukunftsplänen Stellung:

 

Ligaportal: Nina, warum beendest Du im zarten „Alter“ von 23 Jahren Deine aktive Karriere?

Wassserbauer: „In erster Linie ist der Grund meine Gesundheit, denn mein Knie ist den sportlichen Herausforderungen nicht mehr gewachsen. Dazu kommt, dass die Fahrten zu den Trainings und Spielen auch immer beschwerlicher werden. Eigentlich wollte ich ja schon vor 1 Jahr die „Notbremse“ ziehen und aufhören, aber nach dem Ausfall unserer Standard-Torfrau habe ich mich überreden lassen, mich wenigstens ins Tor zu stellen und dadurch der Mannschaft noch einmal zu helfen“.

Wurde von der SPG Weilbach/Antiesenhofen nach 2 erfolgreichen Jahren herzlich verabschiedet: Nina Wasserbauer (Bildmitte),

Vanessa Hartl (links), Stephanie Winklhofer-Ranftl (rechts), Foto: Verein

 

Mit wieviel Jahren hast Du mit Fußball begonnen und wie verlief Dein weiterer Werdegang?

„Schon mit 3 Jahren habe ich mit meinem Papa und meinem Bruder im Garten gespielt, habe dann bei Blaue Elf Wels mit 7 Jahren meinen Spielerpass bekommen, bin zwischen FC Wels und Blaue Elf Wels gependelt, war im LAZ Wels und bin mit 14 Jahren vom FC Wels zum Bundeligisten Union Kleinmünchen übersiedelt. In der OÖ-U14 Auswahl habe ich einige Male „ausgeholfen“, hauptsächlich war ich in der damaligen U16- Mannschaft Oberösterreichs im Einsatz.“

Was war Deine Lieblingsposition, abgesehen von Deinem Karriere-Ende im Tor?

„Zu Beginn war ich bei „Blaue Elf „Freigeist“, habe auch öfter getroffen, dann wurde ich in der Innenverteidigung eingesetzt, habe bei der Union Kleinmünchen im Mittelfeld gespielt und nach mehreren Abgängen und Ausfällen bin ich auch wieder in die Innenverteidigung beordert worden.

In der U17- Nationalelf war ich anfangs auch im rechten Mittelfeld tätig, bin ebenfalls in die Innenverteidigung „zurückgekehrt“ und bei der SPG Weilbach/Antiesenhofen wurde ich von Cheftrainer Daniel Weissteiner dann im Sturm eingesetzt. Das hat mich dann überrascht und ich habe mich sehr wohl gefühlt, den Abschluss mit der Endstation „Tor“ habe ich ja schon geschildert.

Welche Vor- oder Nachteile hat eine „gestandene“ Feldspielerin gegenüber einer Standard-Keeperin?

„Von meinem Stellungsspiel habe ich sehr stark profitiert, war auch viel außerhalb des eigenen Sechzehners unterwegs (lächelt), weil ich viele Bälle schon vorher „ablaufen“ konnte. Gegen den Lask oder die SPG Steyr Damen konnte ich mir natürlich solche „Ausflüge“ nicht erlauben. Zwischen dem Zugriff mit der Hand oder der Abwehr mit dem Fuß musste ich mich fast nie entscheiden, weil ich mich meistens außerhalb unseres Strafraumes aufgehalten habe. Mein Nachteil war, dass ich eine Parade nur auf der rechten Seite (?)ausführen konnte, weil ich ja mit meinem desolaten Knie stark eingeschränkt war, auf der anderen Seite hat auch das geklappt“.

Dein Credo im Fußball?

„Hat sich im Lauf der Jahre insofern geändert, als auch die Anforderungen anders waren: in der Frauen-Bundesliga bei Union Kleinmünchen spielten wir immer auf Sieg und waren auch mit Spitzenplätzen in der Tabelle erfolgreich.

Zur SPG Weilbach/Antiesenhofen bin ich im Februar 2019 deshalb nach gutem Zureden von Daniel Weissteiner und Vanessa Hartl gelkommen, weil ich wieder Spaß am Fußball haben wollte, dort der Teamgeist großgeschrieben wird und der Konkurrenzkampf nicht im Vordergrund steht wie bei einem Bundesligisten oder in der U17- oder U 19-Nationelf. Ich musste nicht mehr unbedingt gewinnen“.

Gab oder gibt es auch andere Sportarten, die Dich begeistern?

Früher habe ich zur Abwechslung gerne mit meinem Bruder Squash gespielt, ab und zu macht mir auch Tennis Spaß.

Rückblickend: was waren Deine schönsten Erlebnisse?

Sicher die beiden gelungenen Qualifikationen in der U 17 und U 19 EM, mein Tor gegen England bei der U17 EM und der Meistertitel mit der SPG Weilbach/Antiesenhofen 2019 in der Landesliga.

Erinnerst Du Dich noch genauer an Deinen „historischen“ Treffer gegen England (1:2), damals die 1:0-Führugn und gleichzeitig das erste Tor einer Österreicherin bei einer Frauen- Endrunde?

„Ja, ich lief zwar als Innenverteidigerin ein, und habe mich dann wie immer bei einem Eckball auch nach vorne orientiert, der Ball lag plötzlich vor meinem Fuß und ich habe einfach draufgehalten, zwischen 2 oder3 Gegenspielerinnen fand die Kugel den Weg ins Netz“.

Und die Kehrseite der Medaille: womit hast Du Dich wieder nach schwerer Verletzung motiviert?

2017 habe ich mich im September in der Bundesliga bei Sturm Graz schwer am Kreuzband und Meniskus verletzt, wurde im Oktober operiert, im Februar 2019 hat mich „Weissi“ nach Antiesenhofen geholt und mich bestens motiviert, auch mit Individualtraining aufgebaut. Dazu war dort auch „Vani“ Hartl, meine beste Freundin, aktiv und die übrigen Mädels haben mir auch sofort das Gefühlt der Zusammengehörigkeit vermittelt. Ich hatte wieder Spaß am Fußball“.

Inwieweit hat sich der Frauenfußball im letzten Jahrzehnt in OÖ verändert?

„Ich meine, dass er sich gut entwickelt, finde es aber schade, dass immer weniger Mädels zum Mädchen- und Frauenfußball kommen, vielleicht liegt das aber auch am zweimaligen Abbruch der Meisterschaft wegen Corona. Ich hoffe sehr, dass sich das bessert und der Zustrom wieder größer wird“.

Du warst bei der Endrunde 2013 der U17-EM in England dabei, auch bei der U 19 in der Slowakei (2016), war ein Auslandstransfer für Dich nie eine Option?

„Ja, schon, aber da hat mir die schwere Verletzung im Herbst 2017 einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht“-

Hattest Du auch Ambitionen für das A-Nationalteam?

„Dafür gilt dasselbe wie für ein eventuelles Auslands-Engagement.“

Wie lauten Deine weitere Pläne?

„Mein berufliches Fortkommen bei der Welser Firma zu forcieren und mich weiter als Trainerin zu verbessern“.

Du bist aktuell schon Co-Trainerin beim WSC Herta Wels für die U8- Teams aktiv, wie ist es Dir zu Beginn Deiner Tätigkeit bei den „Youngsters“ ergangen?

„Die erste Schwierigkeit war, dass ich den Kids nicht mit dem „Fußball-Chinesisch“ der Erwachsenen kommen durfte, die Umstellung ist mir ehrlich nicht leichtgefallen, aber es wird schon wesentlich besser. Bei den Kids muss ich mit anderen Worten erklären, worum es mir geht, und darf nicht weiß Gott was erwarten. Gewinnen ist sicher nicht das Wichtigste, sondern sie spielen lassen und ihnen mit lustigen Übungen den Spaß am Fußball erhalten. Ganz wichtig: Jeder und jede erhält die gleiche Einsatz-Zeit, darauf muss man ganz genau achten, um ja kein Kind zu benachteiligen.

Abschließend: was wünscht Du Deinen Teamkolleginnen vor der SPG Weilbach/Antiesenhofen für die Zukunft?

„Natürlich nur das Allerbeste, ich verlasse das Team mit einem großen Gefühl der Dankbarkeit, denn ohne die SPG hätte ich nicht wieder den Spaß am Fußball gefunden. Wir bleiben natürlich weiterhin in engem Kontakt und ich werde ihnen bei so manchem Spiel auf die Beine schauen.“

Danke für Deine Zeit und Deine Geduld, ich wünsche Dir für Deine Zukunft Alles Gute und dass Du Deine Vorhaben auch verwirklichen kannst !

Helmut Pichler

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