Waldl's Herbstanalyse - "Bis Sierning kann es alle Mannschaften erwischen"

waldl_markus.jpgMit umfassenden Spieltaganalysen hat ooeliga.at-Experte Markus Waldl im Nachhinein einer jeden OÖ-Liga-Herbstrunde zumeist das auf den Punkt gebracht, was viele Fans dachten. Interessante Statements sorgten auch Tage danach für Gesprächsstoff. Auch seine Herbstanalyse hat Potenzial dazu. ooeliga.at hat mit dem ehemaligen OÖ-Liga-Trainer über Aufsteiger und Herbstmeister SV Zaunergroup Wallern, dem er zugute hält "sehr weitblickend ausgerichtet" zu sein, gesprochen. Weitere Themen waren die Krise etablierter OÖ-Liga-Mannschaften sowie die Flut an Schützenfesten in der höchsten Spielklasse des Landes, die Waldl unter anderem auf die "Konzentration auf die eigenen Stärken" der Vereine zurückführt. Hier geht's zum ausführlichen Interview:


ooeliga.at: Zunächst wollen wir auf den Herbstmeister eingehen. Wallern schafft als Aufsteiger Platz eins nach 13 Runden, hat zehn Spiele gewonnen. Wie hoch ist diese Leistung einzustufen? 

Waldl: "Ich schätze diese Leistung wirklich sehr hoch ein. Man muss dem Trainer, dem Verein, ja dem gesamten Verein dazu gratulieren. Als Aufsteiger in eine neue Liga zu kommen und über den Großteil des Herbstes so zu dominieren ist schon beeindruckend. Es hat ja nur ganz wenige Einbrüche gegeben, da kann man nur den Hut ziehen. Das Umfeld muss einfach perfekt gearbeitet haben, denn der Schritt von der Landesliga in die OÖ-Liga ist ein großer, das hat man in den Jahren zuvor gesehen, als die meisten Aufsteiger große Probleme hatten. Wallern hat sich aber gut verstärkt, vor allem mit jungen Spielern, aber auch mit gestandenen wie Herwig Drechsel. Ich habe es aber schon während der Saison gesagt, ein Drechsel allein gewinnt keine Meiserschaft. Er und auch ein Werner Topf können die jungen Mitspieler aber gut führen und auch weiterführen. Wallern ist absolut verdienter Herbstmeister, noch einmal, Gratulation an den Verein.

ooeliga.at: Trauen Sie der Mannschaft auch den Meistertitel zu?

Waldl: "Absolut. Ich denke, wenn eine Mannschaft Herbstmeister wird und etwa 85 Prozent der Spiele konstant stark über die Bühne bringt, zudem Spiele gewinnt, in denen die Leistung nicht optimal ist, dann ist ihr auch zuzutrauen, am Ende ganz vorne zu stehen. Wallern wird im Winter vielleicht noch etwas nachjustieren, womöglich noch weitere junge Spieler mit in den Kader aufnehmen. Der Verein ist allgemein sehr weitblickend ausgerichtet, was ich sehr gut finde. Ihnen ist deshalb sehr viel zuzutrauen.

ooeliga.at: Gleich dahinter steht mit Edelweiß schon der nächste Aufsteiger. Müssen sich da die etablierten OÖ-Liga-Mannschaften selbst etwas hinterfragen? 

Waldl: "Die Situation, dass zwei Aufsteiger nach der Hinrunde an der Spitze stehen, ist sicherlich einzigartig. Ich möchte die etablierten OÖ-Ligisten aber nicht schlechtreden, sondern vielmehr den beiden Aufsteigern ein Riesenkompliment aussprechen. Edelweiß ist aber auch keine No-Name-Truppe. Die Mannschaft wurde in den letzten Jahren gezielt verstärkt, da sind einige Regionalligaspieler drin, erfahrene Spieler, aber auch sehr gute junge Akteure. Edelweiß ist sehr gut in die Saison gestartet, klar, dass man dann unbekümmert drauf los spielen konnte. Alles konzentrierte sich auf Grieskirchen und Donau, was Edelweiß und Wallern sehr gut ausgenutzt haben. Wenn man dann ständig für positive Schlagzeilen sorgt, kann es schon mal sein, dass man sich in einen Rausch spielt. Deshalb ist auch Edelweiß zu gratulieren, auch sie haben das Zeug bis zum Saisonende ganz vorne zu bleiben."

ooeliga.at: Schlechtreden möchten Sie die etablierten OÖ-Ligisten nicht, dennoch stehen mit Sattledt und Bad Schallerbach zwei von ihnen im absoluten Tabellenkeller. Worauf ist das Ihrer Meinung nach zurückzuführen? 

Waldl: "Bei Sattledt habe ich die Vermutung, dass die Tatsache, dass es in der OÖ-Liga ganz schwer ist mit einem Spielertrainer zu arbeiten, etwas übersehen wurde. Nachdem man sich von Hans Halter getrennt hatte, spielte die Mannschaft unter Spielertrainer Venelin Petkov die Saison ganz gut zu Ende. Man hat dann wohl geglaubt, dass es mit dieser Version ganz gut klappen würde. Zudem verstärkte man sich im Sommer mit namhaften Spielern wie Rainer Kührer und einem Istvan Vituska, den ich vorher schon kannte und wusste, dass er locker in der OÖ-Liga mithalten kann. Außerdem wurde weitere ehemalige Sattledter geholt, was sehr positiv war. Unter diesen Umständen peilte man einen Platz zwischen eins und fünf an, aber auf jeden Fall einen Cup-Platz. Nun, nach einem guten Start gab es schnell den Einbruch, von dem man sich auch nicht erholen konnte. Dazu kamen Unstimmigkeiten in der Mannschaft, es kam zu Gruppenbildungen. Petkov kassierte in dieser Zeit auch zwei Platzverweise, was seine Position auch nicht stärkte. Er ist ein absoluter Fachmann, doch das dürfte ihm auch nahegegangen sein. Nach seinem Abtritt als Trainer hat man dann wieder eine interne Lösung gefunden, woraufhin die Mannschaft auch nicht wirklich in Tritt gekommen ist. Jetzt wird es wichtig sein alle Kräfte zu bündeln, sich an einen Tisch zu setzen und alle möglichen negativen Schwingungen anzusprechen und aus der Welt zu schaffen. Dann hat Sattledt auch die Möglichkeit, sich selbst aus dieser Situation zu spielen, denn genügend Qualität ist sicherlich vorhanden. Dennoch wird es nicht leicht, mit Gmunden und Bad Schallerbach sind weitere etablierte Mannschaften im Keller. Sattledt kommt aber womöglich zugute, dass sie in den letzten Jahren etwas mehr Erfahrung mit Abstiegskämpfen haben als die anderen beiden Teams. 

ooeliga.at: Welche Erklärung haben Sie für Bad Schallerbach's schlechte Hinrundenleistung?

Waldl: "Bad Schallerbach hat seit Jahren schon das Problem, eine sehr gute Offensive zu haben, aber anfällig für viele Gegentore zu sein. Mit Daniel Haderer und Martin Hegedüs haben sie ein einzigartiges Stürmerduo, das sehr gut kombiniert und schon viele Spiele für die eigene Mannschaft entscheiden konnte. Heuer ist die Hegedüs-Elf aber sehr wankelmütig in die Saison gestartet, mal hat man gut gespielt, mal schlecht. Die kritischen Phasen hat man aber mit guten Resultaten, die keiner erwartete gut kompensieren können. Zum Ende hin gerieten sie aber in eine Schwächeperiode, aus der sie sich nicht mehr retten konnten. Doch auch bei ihnen ist eigentlich genügend Qualität vorhanden, um sich aus dieser Situation heraus spiele zu können. Entscheidend wird aber sein, wie sie mit der ungewohnten Aufgabe umgehen werden. Es kann gut sein, dass sie bis zum Schluss im Abstiegskampf verwikelt sein werden."

ooeliga.at: Sattledt und Bad Schallerbach waren nicht unmittelbar betroffen, doch so genannte Schützenfeste waren im Herbst schon an der Tagesordnung. Bestes Beispiel ist das 9:1 zwischen Grieskirchen gegen Weißkirchen. Aber auch Wallern kassierte sechs Gegentore gegen Sierning. Wie erklären Sie sich die Regelmäßigkeit solcher Ergebnissen? 

Waldl: "Erklären kann ich mir das auch nicht, grundsätzlich sind solche Ergebnisse in der OÖ-Liga auch nicht üblich, es dürfte eigentlich nicht passieren. Für die Zuschauer ist es aber wohl sehr interessant, viele Tore animieren auch viele Fans sich die Spiele anzusehen. Man kann daraus aber auch den Schluss ziehen, dass sich die Mannschaften vor allem auf die eigenen Stärken und nicht zu sehr auf den Gegner konzentrieren, was auch sehr positiv ist. Würden sie sich nämlich nur auf den Gegner einstellen, wäre das Spiel davon geprägt, den Spielfluss des Gegenübers zu unterbinden und dessen stärkste Spieler auszuschalten. Wäre das der Fall, würden solche Ergebnisse nicht zustande kommen. Unglaublich ist aber, dass es sehr viele Mannschaften erwischt hat, ja sogar den Herbstmeister, der gegen Sierning unterging. Interessant war, dass sich alle Mannschaften eine Runde später wieder einigermaßen fingen und gute Leistungen boten. Jene Mannschaften, die Schützenfeste feierten, boten dagegen eine Woche später mäßige Leistungen. So holte Grieskirchen nach dem 9:1 gegen Weißkirchen nur ein glückliches 3:3 gegen den Tabellenletzten Traun. Das alles war schon sehr spannend zu beobachten.

ooeliga.at: Bleiben wir gleich beim Tabellenletzten Traun. Die Mannschaft liegt noch hinter Bad Schallerbach und Sattledt, aber auch Eferding, Weißkirchen und Gmunden müssen sich womöglich für den Abstiegskampf rüsten. Doch welcher der Vereine ist überhaupt in der Lage dazu? Für wen sehen Sie schwarz? 

Waldl: "Ich habe es schon öfter erwähnt, so gerne ich den Verein SV Traun auch mag und schätze, hat er die schlechtesten Karten in Sachen Abstiegskampf. Geht man davon aus, dass man keinen spendablen Sponsor auftreibt, ist Traun einfach nicht in der Lage diese wirklich bissige und tadellos kämpfende, junge Mannschaft zu verstärken. Im Gegenteil, sie laufen sogar Gefahr, Spieler, die sich ins Rampenlicht gespielt haben, abgeben zu müssen. Ein Verantwortlicher des Vereins hat zu mir kürzlich gemeint, dass man sicherlich zehn Punkte mehr auf dem Konto hätte, wären Sinisa Markovic und Patrick Gatterbauer, die die Jungen führen könnten, weiterhin in der Mannschaft wären. Diese Spieler gehen ihnen jetzt aber ab. Mit dem Sieg gegen Sattledt gab es zwar einen kleinen Lichtschimmer, doch Vereine wie eben Sattledt oder Gmunden werden die Mannschaft womöglich verstärken, Traun eher nicht.

ooeliga.at: Mal abgesehen vom SV Traun, welche der anderen genannten Mannschaften wird es besonders schwer haben, die Liga zu halten?

Waldl: "Hier jemanden herauszuheben wäre unfair, das steht mir nicht zu. Ich denke aber, dass es für all die genannten Vereine sehr eng wird, vorausgesetzt keiner startet von Beginn an einen super Lauf. Bis Sierning kann es alle Mannschaften erwischen, zumal ja auch noch nicht sicher ist, wieviele Teams wirklich absteigen müssen. Fünf Punkte sind in dieser Liga doch schnell aufgeholt. Gmunden hat 14 Punkte auf dem Konto, was sich nicht ganz so schlecht anhört, doch der Vorsprung kann sehr schnell verspielt sein."



Fragen: Milan Vidovic

Foto-Slide: Harald Dostal

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