Herbstanalyse Teil 1: SV foli-pack Traun

traun_big.jpgNachdem wir diese Woche schon mit dem Rückblick auf drei ausgewählte Herbstsaisonphasen begonnen haben, wollen wir nun auch mit den umfassenden Analysen zu den einzelnen Vereinen starten. Neben Interviews mit Verantwortlichen des jeweiligen Vereins, finden Sie auch eine Bilanz, die unter anderem Heim-und Auswärtsbilanzen, die Kartenspieler der Mannschaft und den Zuschauerschnitt enthält. Zudem analysiert ooeliga.at-Experte Markus Waldl die Leistung der Vereine. Den Start macht der Innhaber der Roten Laterne, der SV foli-pack Traun. Die Elf von Trainer Stefan Kuranda liegt nach 13 Spielen auf dem letzten Tabellenrang, hat sieben Punkte auf dem Konto. Mit einer komplett neuen Mannschaft in die Saison gestartet, dauerte es lange, bis sich eine wirkliche Einheit fand. Zum Ende der Herbstsaison hin war die Elf den Gegnern dann auch gleichauf, ja dominierte in vielen Matches sogar. "Was ich aus dem Ganzen gelernt habe ist, dass man auch mit wenigen finanziellen Möglichkeiten eine konkurrenzfähige Mannschaft aufbauen kann", sagt Trainer Kuranda. 


ooeliga.at: Nach 13 Spielen steht Traun, wie von den meisten OÖ-Liga-Trainer vorhergesagt, auf dem letzten Tabellenplatz. War über die gesamte Herbstsaison gesehen einfach nicht mehr drin? 

Kuranda: "Wir haben nach 13 Spielen acht Punkte auf dem Konto. Meine optimistische Zielsetzung waren zwölf, im Nachhinein betrachtet, kann ich sagen, dass zehn Punkte möglich gewesen wären. Man muss das Ganze ja von der Vorbereitung weg aufrollen. Nach 13 Abgängen und zwölf Neuverpflichtungen stand ich mit einer komplett neuen, bunt zusammengewürfelten Mannschaft da. Viele Spieler hatten nicht einmal Kampfmannschaftserfahrung, lediglich Serkan Arslan spielte schon einmal OÖ-Liga. Jeder Trainer weiß, wie schwer es ist, überhaupt eine konkurrenzfähige Mannschaft aus dem nichts aufzubauen. Kollegen hatten mir prohphezeit, dass es ein Jahr dauern würde. Ich habe daraufhin viele Formationen ausprobiert, Arslan auf allen möglichen Positionen spielen lassen. Für jeden einzelnen Spieler habe ich eine Stärken-Schwächen-Analyse duchgeführt, habe mich lange mit ihnen befasst. Taktische Maßnahmen mussten mit diesen Spielern einstudiert werden, gleichzeitig mussten sie aber auf das Zweikampfverhalten und die Spielschnelligkeit in der OÖ-Liga vorbereitet werden. Das war ein Prozess, der wirklich lange dauerte, sich aber auszahlte. Zum Ende der Herbstsaison hin haben wir es Mannschaften wie Grieskirchen, Micheldorf oder Wallern wirklich schwer gemacht, waren gleichauf oder sogar besser. Was ich aus dem Ganzen gelernt habe ist, dass man auch mit wenigen finanziellen Möglichkeiten eine konkurrenzfähige Mannschaft aufbauen kann, man muss sich nur mit den Spielern beschäftigen."  

ooeliga.at: Drei der acht Punkte verdanken Sie aber auch unter anderem einer umstrittenen Szene, Stichwort: Schiedsrichterball-Tor. Rückblickend, würden Sie sagen, dass ein Wiederholungsspiel fair gewesen wäre? 

Kuranda: "Ein Schallerbach-Tor als Ausgleich wäre fair gewesen, also eine Korrektur im Spiel. Der ungerechtfertigte Elfmeter für Bad Schallerbach war eine Art Ausgleich, dennoch bleibt ein fahler Beigeschmack. Ich werde auf jeden Fall mit der Sportlichen Leitung und dem Vorstand darüber reden, das im Frühjahr in irgendeiner Form zu korrigieren. Es wäre nur fair, sich zu revanchieren. Das Rückspiel findet in der vierten Frühjahrsrunde statt, Bad Schallerbach wird also sehr wahrscheinlich immer noch hinten drin stecken. Eine faire Geste wird ihnen also sicherlich helfen. Zu einem Wiederholungsspiel sage ich aber Nein."

ooeliga.at: Nach diesem Sieg folgte jedoch gleich wieder eine Niederlagenserie. Am Ende war man oft nah dran an Punkten, verpasste sie aber meist knapp. Was hat in dieser Phase gefehlt, nur das Glück?

Kuranda: "Die Mannschaft befand sich noch in der Entwicklung. Gegen Gmunden und Weißkirchen dauerten die guten Spielabschnitte schon 30 Minuten, danach eine Halbzeit, 70 Minuten und schließlich 90 Minute, als wir über das gesamte Spiel besser als der Gegner waren. Das Problem war auch, dass wir nach Gegentoren zu unroutiniert agierten, dem Gegner ins offene Messer liefen und hohe Niederlagen kassierten. Das hat sich später zum Glück geändert."

ooeliga.at: In der letzten Runde gab es dann ja auch immerhin einen Sieg gegen Sattledt, der zweite der Hinrunde. Wieviel Hoffnung hat Ihnen dieser Dreier gegeben? 

Kuranda: "Im letzten Spiel zu gewinnen war für das Selbstvertrauen natürlich immens wichtig. Es geht aber vor allem darum, dass der jungen Mannschaft klar wurde, dass sie gewinnen kann. Es hat nicht geheißen, hätte, wäre, sondern war wirklich geschafft. Ob es am Ende reichen wird, weiß ich nicht, doch wir wissen nun, dass wir in der OÖ-Liga Mannschaften schlagen können. Dieser Sieg lässt uns trotz allem optimistisch ins Frühjahr gehen, die Chance lebt noch und für mich als Trainer wird es leichter sein, die Jungs zu motivieren. Hätten wir auch gegen Sattledt verloren, hätte der Verein wohl schon für die Landesliga geplant und nur gespielt weil man eben muss."

ooeliga.at: Wird der Abstieg mit dieser Mannschaft zu verhindern sein? Muss man nicht nachjustieren bzw. kann man das überhaupt? 

Kuranda: "Nach dem Ende der Herbstsaison habe ich zum Sportlichen Leiter gesagt, dass ich die Mannschaft halten will. Ich vertraue diesem Team, es hat mich bisher nicht enttäuscht. Vielleicht kann man sich punktuell verstärken, wobei die wirtschaftlichen Zustände dies wohl nicht zulassen werden. Ich bin froh wenn keiner weggeht."

Bilanz

Platzierung: 14
Punkte: 7
Torverhältnis: 14:38 
bester Torschütze: Marcel Schmidt (vier Tore)
Heimspiele (Sieg - Unentschieden - Niederlage): 2 - 1 - 4 
Auswärtsspiele: 0 - 0 - 6 
höchste Niederlage: 0:7 gegen Edelweiß Linz 
höchster Sieg: 3:2 gegen Bad Schallerbach
Fair-Play-Wertung: 14. Platz (52 Punkte) 
Kartenspieler: Marcel Schmidt (Rote Karte/5 Spiele Sperre); Leon Buchegger (Gelb-Rot)
Zuschauerschnitt: 250 (Heimspiele: 230)


Markus Waldl, ooeliga.at-Experte
"Traun war im Sommer in der Situation, einen neuen Trainer und eine komplett neue Mannschaft auftreiben zu müssen. Sie haben daraufhin junge Spieler aus der Umgebung geholt, lauter No-Names. Die Verantwortlichen dürften schon gewusst haben, dass dies die schwierigste Saison der letzten Jahre werden wird. Sie sind dann auch so in die Meisterschaft gestartet, wie es alle erwartet haben, mit einer Niederlage nach der anderen. Irgendwann haben sie sich aber gefangen, an die Liga gewöhnt, gekämpft und sich den Respekt der Gegner erspielt. Jeder hat von einer Mannschaft mit Herz gesprochen, was ja am Ende auch noch einige wenige Punkte einbrachte. Die Chance den Ligaerhalt zu schaffen ist klein aber lebt noch. Zusätzlich hat die Mannschaft mit dem Schiedsrichterball-Tor gegen Bad Schallerbach für die größte Kuriosität der Saison und wohl auch viel Schmunzeln gesorgt. Bad Schallerbach war weniger zum Lachen zumute, der Aufruhr rund um dieses Thema war doch sehr groß. Es war eine turbulente Herbstsaison für die Kuranda-Elf, ich bin gespannt wie sich die Mannschaft im Frühjahr weiterentwickelt."


Fragen: Milan Vidovic

Foto 1 + 2 + Foto-Slide: Harald Dostal
Foto 3: Klaus Haslinger

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