27-Jähriger "Nobody" übernimmt Weißkirchen-Traineramt

Die Weißkirchener Kampfmannschaft wird die erste sein, die Ervin Begic betreuen darf. Trotz seiner 27 Jahren ist er aber schon in gewisser Weise ein alter Hase, wenn auch nur im Nachwuchsfußball. Da die eigene Fußballkarriere wenig vielversprechend war, stellte sich der Wesler schon sehr bald hinter die Linie. "Ich habe schon mit 17 Jahren eine Nachwuchsmannschaft bei WSC Hertha Wels übernommen. Mit Anfang 20 habe ich dann meine eigene Fußballkarriere beendet, um mich voll und ganz auf das Trainergeschäft konzentrieren zu können.  Dabei konnte ich auch einige Erfolge aufweisen, wechselte später zum FC Wels, wo ich meine Mannschaft erneut zum Meistertitel in der Leistungsklasse, also der höchsten des Landes, führte. Außerdem wechselten viele meiner Schützlinge in die LASK-Akademie", führt Begic einen der Gründe für das Weißkirchener Interesse auf. Denn wie es der Zufall will, stießen die Mannschaften des Jungcoaches immer wieder auf Teams, in denen unter anderem die Söhne von Weißkirchen-Sektionsleiter Peter Reisinger aktiv waren. "Ich kenne Ervin aufgrund dieser Nachwuchsspiele schon seit einigen Jahren. Er schaffte sowohl mit dem 94er- als auch mit dem 98er Jahrgang den Meistertitel in der Leistungsklasse, was schon beachtlich ist. Er ist ein hungriger junger Trainer, der etwas erreichen will. Da wir auch vermehrt auf die Jugend setzen wollen, ist er der perfekte Mann für uns. Das ist jetzt wieder etwas ganz anderes, neue Impulse werden gesetzt, moderner trainiert", ist Reisinger vom neuen Coach, der nur halb so alt ist wie die ehemaligen Weißkirchen-Trainer Bohensky und Meister, überzeugt.

Spricht man mit dem jungen Welser, ist die Begeisterung regelrecht zu spüren, da weiß einer was er will. Diese Zielstrebigkeit überzeugte auch die Funktionäre des OÖ-Ligisten. "Ervin ist sehr motiviert und mit 100 Prozent bei der Sache. Am Donnerstagabend haben wir uns auch mit einigen Spielern und ihm zusammengesetzt, alle waren von seiner Persönlichkeit und seiner Art, diese Aufgabe angehen zu wollen, begeistert. Dass er nur 27 Jahre alt ist, ist dabei eigentlich unerheblich, ist er auch im Besitz der UEFA-B-Lizenz, die er mit ausgezeichnetem Erfolg absolvierte. Um ein guter Trainer zu sein, muss man auch nicht unbedingt Profifußballer gewesen sein, wichtig ist, dass er hungrig auf Erfolg ist. Wir planen langfristig mit ihm", will der Sektionsleiter seinem neuen Übungsleiter auch Freiraum zur Entfaltung geben. Auch Begic ist trotz fehlender Kampfmannschaftserfahrung von sich überzeugt: "Ich traue mir das absolut zu. Die Unterscheidung zwischen jung und alt ist hier unerheblich, es zählt nur, ob jemand gut oder schlecht ist. Was die Fachkompetenz betrifft, liege ich nicht weit hinter anderen Trainern, der Unterschied zum Nachwuchsfußball ist einfach nur, dass man Erwachsene anders behandeln muss. Außerdem wird viel mehr auf die taktische und physische Komponente Wert gelegt. Es ist sicherlich ein Sprung ins kalte Wasser, aber kein Sprung ins Ungewisse. Ich weiß genau, was auf mich zukommt, habe die OÖ-Liga auch lange verfolgt, habe viele Spiele gesehen", betritt Begic nicht absolutes Neuland.   

Weißkirchen überwintert an zehnter Tabellenposition, hat 14 Punkte auf dem Konto. Da aufgrund der Konstellation in der Regionalliga immer noch nicht sicher ist wieviele Mannschaften nun wirklich absteigen, will man sich lieber so schnell wie möglich aus den hinteren Tabellenregionen entfernen. "Das wird schwer genug, wir haben nur zwei Punkte Vorsprung auf einen möglichen Relegationsplatz. Gut möglich, dass es in der nächsten Saison eine sehr attraktive 16er-Liga gibt, in der wir auf alle Fälle dabei sein möchten", nennt Begic seine kurzfristigen Ziele. Auch Reisinger ist damit d'accord, stellt den Klassenerhalt über alle anderen Ziele. Langfristig sieht er seinen Verein aber in einer anderen Rolle: "In Zukunft möchten wir nicht unbedingt von Beginn an als Abstiegskandidat abgestempelt werden. Wir wollen uns in Richtung Cup-Plätze orientieren, um die Chance zu bekommen, attraktive Gegner in Weißkirchen empfangen zu können." Nach dem Klassenerhalt in dieser Saison will auch Neo-Coach Ervin Begic etwas aufbauen, er weiß auch schon wie. "Ich habe den Verantwortlichen mein Konzept bereits geschildert. Es soll nicht einfach nur von Training zu Training, von Spiel zu Spiel gedacht werden, ich will, dass wir attraktiven und modernen Fußball zelebrieren. Es gibt einige Punkte, die man dazu umstellen muss, was wir auch tun werden", hat der 27-Jährige schon ganz klare Vorstellungen. 

Beim Testspiel gegen den FC Wels kann sich Begic am kommenden Samstag schon einen ersten Eindruck von seinen neuen Spielern verschaffen. Am Montag folgt dann das erste gemeinsame Training mit der Mannschaft.

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von Milan Vidovic