Extra-Blick: Die Landesliga-Analyse mit Christian Waldl

Die erste Runde der Frühjahresrunde in der steirischen Landesliga ist gespielt. Es gab gleich die eine oder andere Überraschung. Wir haben für das Frühjahr einen Analytiker für die höchste steirische Spielklasse gewinnen können, nämlich Christian Waldl, zuletzt Trainer beim SV Ilz, in der Vergangenheit aber auch schon Coach beim SV Lafnitz, mit dem er auch in die Regionalliga aufgestiegen war. Wir haben mit ihm nun den Rückrundenauftakt analysiert. 

LIGAPORTAL: Voitsberg gewinnt in Bruck, Mettersdorf verliert in Liezen – und schon sind es 7 Punkte Vorsprung: Titelrennen entschieden?

Christian Waldl: "Ich denke, das war bereits ein entscheidender Schritt für Voitsberg. Nur wenn Mettersdorf im Gleichschritt mit Voitsberg punktet, könnte das direkte Duell möglicherweise für Spannung im Titelkampf sorgen. Obwohl Mettersdorf in fremden Stadien eine bislang beeindruckende Statistik vorzuweisen hatte, konnten die Liezener auf ihrer Kunstrasenplatz knapp mit 1:0 gewinnen. Voitsberg hat sich nach zweimaligem Rückstand nicht verunsichern lassen, das zeugt von Siegermentalität und Qualität in der Mannschaft. Der starke Neuzugang, Philipp Schellnegger, hat mit 2 Treffern seine Visitenkarte bereits im ersten Spiel abgeben können. Er bereichert den Titelaspiranten mit seinem Spiel."

LIGAPORTAL: Liezen gewinnt gegen Mettersdorf: Eine Überraschung, auf die noch mehrere folgen?

Christian Waldl: "Eine von mehreren Überraschungen gleich in der ersten Frühjahrsrunde. Liezen hat im Sommer einen großen Kaderumbruch vorgenommen und einige sehr interessante Spieler in ihren Reihen verpflichten können. Sie spielen einen sehr schnellen Umschaltfußball, haben eine gute Mischung zwischen Jung und Alt, Spieler mit physischer Präsenz, aber auch technisch begabte Spieler im Team. Neben teilweise spektakulären Ergebnissen in der Hinrunde fehlt Liezen noch etwas die Konstanz. Mit dem 1:0-Sieg, gegen favorisierte Mettersdorfer, konnte Liezen sicher Selbstvertrauen tanken und sie wissen aus den vergangenen Spielzeiten wie Abstiegskampf funktioniert und man die Liga halten kann. Meine Einschätzung: Überraschungspotenzial ist gegeben!"

LIGAPORTAL: Themenwechsel: Wie wichtig ist eigentlich die Wintervorbereitung und warum?

Christian Waldl: "Die Wintervorbereitung ist die wichtigste Übergangsperiode im Spielkalender. Hier werden die physischen, aber auch die taktischen Basis und Grundprinzipien gelegt, von denen die Mannschaft lange Zeit profitieren kann. Obwohl für meinen Geschmack die Saisonpause zwischen November und März zu lange ist, und ich für eine längere Herbstsaison plädieren würde. Dadurch könnte die Frühjahrsaison möglicherweise früher enden und die Übergangszeit im Sommer wäre länger und dies wäre im Amateurbereich wünschenswert. Aber zurück zur Wintervorbereitung. Hier hat der Trainerstab die Möglichkeit längere Trainingszyklen zu planen, ohne auf Meisterschaftsergebnisse Rücksicht zu nehmen. Zudem ermöglicht diese Phase auch Systemanpassungen auszutesten und gezielt darauf hinzutrainieren. Automatismen können erst nach zahlreichen Wiederholungen entstehen. In dieser, von Spielern meist ungeliebten, langen Wintervorbereitung ist die Trainingssteuerung. Eine entsprechende Periodisierung, also Verhältnis von Belastung und Entlastung ist entscheidend, um Verletzungen von Spielern gering zu halten. Mittlerweile nützen viele Teams die Wintervorbereitung, um auf Trainingslager zu fahren. Bei meist angenehmeren Temperaturen, besseren Bodenverhältnissen, in meist südlicheren Gefilden, bieten Trainingslager die Möglichkeit als Verein näher zu rücken. Hier finden Trainer die Zeit vor, in Mannschaftssitzungen neue Ziele mit dem Team zu vereinbaren, die Spieler können sich untereinander besser kennenlernen und im Trainerstab können neue Inputs besprochen werden. Ich habe, mit meinen bisherigen Mannschaften, in der Wintervorbereitung meistens die Grundlage für ein erfolgreiches Frühjahr schaffen können."

LIGAPORTAL:Wie bitter ist die Niederlage für Ilz zum Start?

Christian Waldl: "Es tut mir für mein ehemaliges Teams sehr leid, weil sie wieder ein gutes Spiel in den letzten Minuten verloren hat. Bereits im Herbst ist man dadurch nach starkem Saisonbeginn hinten reingerutscht. Ähnlich wie auch Liezen können die Ilzer Abstiegskampf und werden alles in die Waagschale werfen, um die nötigen Punkte zu holen. Ich denke, wenn die Mannschaft von zahlreichen Ausfällen verschont bleibt, anders als im Herbst, dann hat dieses junge Team viel Potenzial. Allerdings benötigt auch ein talentiertes Team am Ende des Tages Punkte, will man die Liga halten. Gerade nach der langen Wintervorbereitung unter dem neuen Trainerduo Scheer/Seidl wäre ein Punktezuwachs zum Saisonauftakt auch psychologisch wichtig gewesen. Ich denke aber, dass das Team gut mit Rückschlägen umgehen kann und bereits den Fokus auf das Heimspiel gegen Gamlitz gerichtet hat. Da hat Ilz die Möglichkeit, Punkte im Abstiegskampf gut zu machen, da Liezen und Bruck/M. schwierige Auswärtsspiele in Gnas und Fürstenfeld zu bestreiten haben."

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