2. Landesliga West

SC Gmünd: Nach Abgangs-Welle drohte das Chaos!

Die gmuend scNegativ-Serie des SC Gmünd in der 2. Landesliga West hat gravierende Konsequenzen: Am Dienstag früh gab der Verein auf seiner Homepage bekannt, dass Trainer Markus Hackl, Obmann Rainer Poppinger und Sektionsleiter Gerald Simon nicht mehr im Amt sind. Die Gmünder hatten 2012/13 das Ziel verfolgt, um den Titel mitzuspielen. Nach einem viel versprechenden Herbst kam es im Frühjahr zu Einbruch. Das Traineramt übernimmt vorerst der bisherige "Co" Hermann Kreindl.

 

Der Absturz des SC Gmünd hatte im Frühjahr besorgniserregende Ausmaße angeommen - in elf Matches der Rückrunde reichte es nur zu neun Punkten. Die jüngste Niederlagenserie (drei Pleiten in Folge) und das sonntägige 1:5-Debakel in Haitzendorf (0:4-Rückstand nach 35 Minuten) brachten das Fass offenbar zum Überlaufen. Dem waren monatelange interne Machtspiele im Klub-Vorstand voraus gegangen. Am Dienstag Morgen verkündete der Klub auf seiner Homepage die Konsequenzen.

 

Karl Bauer neuer Obmann, Armin Drach neuer Sektionsleiter

Trainer Markus Hackl, erst im Sommer installiert, ist schon wieder Geschichte, mit ihm verabschieden sich auch Obmann Rainer Poppinger und Sektionsleiter Gerald Simon. Die beiden waren in den letzten 5 Jahren für die sportlichen Belange zuständig. An ihrer Stelle werden Karl Bauer als designierter Obmann und der langjährige Spieler Armin Drach als Sektionsleiter die Geschicke beim SC Gmünd führen.

Trainer Markus Hackl nahm die Trennung gefasst auf: "Mir wurde am Sonntag mitgeteilt, dass meine Amtszeit im Sommer zu Ende geht. Ich habe den Weg gleich für meinen Nachfolger frei gemacht." Dieser heißt vorerst einmal bis zum Saisonende Hermann Kreindl, bislang Co-Trainer. "Wenn kaum mehr Punkte machen, musst jederzeit damit rechnen, dass es Dich erwischen kann. Wir wollten im Sommer die Mannschaft umbauen, das hat sich nun erledigt", meinte Hackl.

 

Hackl will nun fürs Erste einmal "durchschnaufen"

Warum es im Frühjahr dermaßen bergab ging, erklärt Hackl so: "Das hat mehrschichtige Gründe. Einige Leistungsträger waren völlig außer Form, außerdem passierten im Umfeld der Mannschaft Dinge, welche sich negativ auf die Stimmung im Team auswirkten." Hackl will nun mal "nach vier anstrengenden Jahren im Trainer-Geschäft" durchschnaufen. Ein neues Engagement im Sommer will er nicht ausschließen, auch wenn ab Juli zusätzlich das Thema Hausbau ansteht. "Ich schließe nicht aus, zu Beginn der nächsten Saison wieder auf der Trainerbank Platz zu nehmen."

Rainer Poppinger ist "seit Sonntag, 10.03 Uhr" nicht mehr Obmann des SC Gmünd - zu Beginn einer Sitzung, deren Thema eigentlich das Budget für kommende Saison sein sollte, war er nach wenigen Minuten Geschichte. "Ich hätte am Ende dieser Periode im Frühjahr 2014 ohnehin aufgehört, nun wollte ich nicht mehr", teilte der 56-Jährige mit.

 

Poppinger: "Seit 1 1/2 Jahren Spaltung auf der Funktionärsebene"

Poppinger war seit Neugründung des SC Gmünd im Jahr 2001 an Bord, zuletzt sechs Jahre in der Funktion als Obmann. Warum er nun Geschichte ist, dafür hat Poppinger eine Erklärung: "Seit 1 1/2 Jahren ist auf Funktionärs-Ebene eine Spaltung in zwei Lager zu erkennen. Gewisse Funktionäre wollten ihre Söhne in die Kampf-Mannschaft hineinpressen. Dies begann unter Hackls Vorgänger Karl Plank und setzte sich nun bei Hackl fort. Beide Trainer meinten, die betreffenden Spieler seien noch nicht reif dafür, Gerald Simon und ich waren der selben Ansicht."

Diese Spaltung bekam auch das Team mit, was sich laut Poppinger "auch negativ auf die Leistung der Mannschaft ausgewirkt hat." Poppinger nahm seinen Abgang auch mit Galgenhumor: "Der SC Gmünd ist nun ein Fall fürs Buch der Rekorde. Dass Trainer, Obmann & Sektionsleiter binnen zehn Minuten Geschichte sind, kann noch nicht oft vorgekommen sein." Der nunmehrige Ex-Obmann schließt damit sein Funktionärs-Kapitel: "Die Art und Weise meines Abgang schmerzt. Der Name Poppinger war seit 1946 mit dem Fußball in Gmünd verbunden."

 

Simon: "Das Ganze war in meinen Augen ein Putsch"

Klare Worte fand der nunmehrige Ex-Sektionsleiter Gerald Simon: "Das Ganze war in meinen Augen ein Putsch, absolut stillos. Ich war nun acht Jahre Funktionär im Klub, habe mir überhaupt nichts vorzuwerfen." Der sportliche Absturz im Frühjahr hätte "mannigfaltige Gründe", hätte auch mit der Unruhe im Vorstand zu tun gehabt: "Für den jetzigen Abschied gab es keine sportlichen Gründe, es handelte sich vielmehr um persönliche Motive. Diese möchte ich aber nicht weiter kommentieren."

Was bleibt, ist die Verbundenheit mit dem SC Gmünd: "Mein Herz wird auch weiter für den SC Gmünd schlagen, ich bleibe ein Fan des Klubs, werde weiterhin die Spiele besuchen und wünsche vor allem der Mannschaft alles Gute. Es wird aber eine schwierige Zeit auf den SC Gmünd zukommen", prophezeit Simon.

 

Kapitän Bayer: "Wir fühlten uns wie vor den Kopf gestoßen"

Die große Frage ist, wie es in Gmünd nach dem Ende dieser Saison weitergehen wird. Poppinger meint, "das Gros der Spieler wäre auf unserer Seite gestanden." Am Montag verabschiedeten sich Hackl, Poppinger & Simon geschlossen von der Mannschaft - ein sehr tränenreicher Abschied, mit einigen Emotionen im Spiel: "Die Mannschaft war mit unserer Ablöse überhaupt nicht einverstanden, wollte in einer ersten Reaktion zu den letzten beiden Saison-Matches nicht mehr antreten. Wir haben sie gebeten, die Meisterschaft ordnungsgemäß fertig zu spielen", so Simon.

Dies bestätigte auch der Noch-Kapitän des Gmünder Teams: "Wir fühlten uns im ersten Moment wie vor den Kopf gestoßen, dachten an Protest-Maßnahmen wie Trainings- oder Spiel-Verzicht. Nachdem uns der neue Obmann Bauer die Situation erklärt hatte, waren für uns die getroffenen Entscheidungen einigermaßen nachvollziehbar. Die Wahrheit wird wohl irgendwo in der Mitte legen", glaubt Daniel Bayer. Vor Rainer Poppinger zieht er den Hut: "Ich habe selten einen besseren Obmann gesehen." Mit seinem Abschied - Bayer wechselt im Sommer zum Kremser SC  - hätten die jüngsten Vorgänge nichts zu tun. "Ich bin seit 14 Tagen mit Krems einig." Der Kapitän räumt allerdings ein: "Wäre ich jetzt noch nicht fix beim Kremser SC, dann stünde nach diesen Vorfällen fest, dass ich Gmünd im Sommer verlassen werde."

 

Neo-Obmann Bauer: "Von einem Putsch zu reden, halte ich für übertrieben"

Der neue Obmann Karl Bauer meinte im Gespräch mit ligaportal.at: "Von einem Putsch zu reden, halte ich für übertrieben. Ich möchte mich bei Poppinger, Simon und Hackl für die geleistete Arbeit bedanken. Mit Poppinger wurde eine einvernehmliche Lösung erzielt, Hackl hat wörtlich gemeint: ´Ich verstehe, wenn ich gehen muss.´ Ich wollte Leute in meinem Team haben, denen ich zu 100 Prozent vertrauen kann." Der neue Coach Hermann Kreindl soll auch in der kommenden Saison das Trainerzepter schwingen, außerdem werden Uwe Kubat, Andreas Kowarsch und Armin Drauer stärker in die kommenden Aufgaben eingebunden.

Bauer machte kein Hehl daraus, dass es um den SC Gmünd auch wirtschaftlich nicht zum Besten steht: "Ich hoffe, wir sind am Tiefpunkt der Sponsoren-Ausfälle angelangt. Wir werden uns die regionalen Stars der aktuellen Kategorie künftig nicht mehr leisten können. Erste Umstellungen wird es vielleicht schon im nächsten Spiel geben." Auf Hackl setzt Bauer auch in Zukunft: "Wir planen ein Nachwuchs-Projekt mit der Hauptschule Gmünd, da würde ich ihn gerne einbinden."

 

Christian Reichel

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