"Goalumne" Runde 14: Boni dank Toni

Es ist durchaus verständlich, dass  manchen Spielern, Fans und Funktionären hinter vorgehaltener Hand die Trainerbestellung von Toni Polster sauer aufstößt. Und die Kritiker raphael-oberndorfinger.jpgdabei vor allem vom Tam-Tam, das um den neuen Coach der LASK Juniors herrscht, die Nase voll haben. Auf den ersten Blick muss ich Ihnen Recht geben, wenn man die Entstehungsgeschichte und die Hintergründe Revue passieren lässt. Ein purer Zufall führt den einstigen Weltklasse-Torjäger im Spätherbst des vergangenen Jahres mit LASK-Boss Reichel zusammen. In kürzester Zeit ist die Verpflichtung des neuesten schwarz-weißen Marketing-Gags perfekt.

Um tatsächlich nach Hans Krankl & Co. als solcher in die LASK-Klubgeschichte einzugehen, schien vor allem dadurch untermauert, dass Toni als neuer Super-Wundiwuzzi-Alleskönner-Superlativgeneralist im Kluborganigramm leicht übertrieben gesagt so gut wie alle Posten außer den des Präsidenten und neuen Mayrleb-Sturmpartners besetzen durfte. Und selbst Letzteres hielt so manches Scherzkeks – oder waren es doch Kenner des präsidialen Erfindungsreichtums in Sachen Marketing – nicht für unmöglich.

Es hatte jedenfalls den Anschein, Toni soll um des klingenden Namen Polsters wegen mehr können und machen als er machen kann und sollte. Vom persönlichen Reichel-Berater bis hin zum Nachwuchskoordinator und Individualtrainer für Stürmer. Und eben auch als Trainer der Amateurmannschaft, wobei sein mitunter sehr erfolgreicher Vorgänger unsanft Platz machen musste. Während man landauf, landab damit spekulierte, dass Toni ohnehin nur auf dem Papier als Coach angeführt werde, damit er das verpflichtende Praxisjahr für seine Trainerausbildung absitzen kann. Ja, und nach dieser Vorgeschichte und diesen Vorahnungen ist es nicht verwunderlich, dass sich andere Klubs um die Anerkennung ihrer harten Arbeit bestohlen fühlen, wenn sich in den letzten Wochen fast ausschließlich alles um die LASK Juniors drehte. Um ein Team, das bisher skurrilerweise selbst klubintern in puncto Umfeld und Aufmerksamkeit stiefmütterlich behandelt worden war und ein Zuschauerinteresse wie bei einem Schachduell im Altersheim evoziert hatte. Nun aber plötzlich sogar in überregionalen Medien Schlagzeilen und Sendezeit beanspruchen durfte.

Im Monat drei „nach Polster“ sollte nun aber ein Umdenken einsetzen, denn mit dem LASK-Messias kann auch die gesamte OÖ-Liga strahlen. Dank Polster sonnt sich keine andere vierthöchste Spielklasse in Österreich derart im medialen Interesse. Ein Umstand, von dem eben auch alle anderen Klubs profitieren. Wie auch jene Teams, die den Tabellendritten noch zu Hause empfangen und bei entsprechender Fanmobilisierung ein Stück vom Polster-Kuchen abschneiden. Während sich die anderen dreizehn Trainer vor dem Duell mit den LASK Juniors entspannt zurücklehnen dürfen, weil der Faktor Polster die beste Motivation für die eigene Elf ist.  Das sind die Boni dank Toni! Der die Zweifler im Übrigen verstummen lässt: Mit seiner tatsächlich professionellen Arbeitseinstellung, die ihn täglich auf dem Trainingsplatz stehen lässt, zweimal wöchentlich sogar um acht Uhr früh! Mit seinem Auftreten bei öffentlichen Terminen im Dienste der Juniors, bei denen er nicht den Dancing-Star, Barden oder Marketing-Gag verkörpert, sondern einen verblüffend seriösen 46-Jährigen, der bewusst darauf achtet, seine obligaten Schmähs auf die Ersatzbank zu verbannen. Mit eben dieser Ernsthaftigkeit, mit der er sich binnen kurzer Zeit vom Laien zum Kenner der OÖ-Liga beförderte. Mit ehrlicher Freude und Bodenständigkeit, die er nach seinem Einstandserfolg beim 6:1 gegen Gmunden zeigte. All das macht den Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens der Republik, Gewinner des Goldenen Schuhs, Rekordtorjäger des ÖFB-Teams und WM-Torschützen zu einem OÖ-Liga-Trainer wie jeden anderen.

von Raphael Oberndorfinger

zum Interview mit Toni Polster

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