Altmünsters Abwehrstütze McDonald steigerte sich zur Vize-Weltmeisterin im Tischfußball!

75 Pflichtspiele (1 Tor)  absolvierte Ellen McDonald für den FC Altmünster und landete mit ihrem Team 2 x als Dritte auf dem Podest der Landesliga. Vor 3 ½ Jahren entdeckte die 20- jährige Wirtschaftsinformatik- Studentin wieder ihre Leidenschaft für das „Geschicklichkeitsspiel, das dem Fußball nachempfunden ist“, so schlau dank Wikipedia. Wie weit sie es schon in diesem Leistungssport gebracht hat, erzählt die Gmundnerin im umfangreichen Ligaportal-Interview:

 

Elli, wann und wie bist Du zum Tischfußball gekommen?

„Wie auch im Fußball habe ich verhältnismäßig spät begonnen, in einem Verein zu spielen. Hobbymäßig stand ich schon in der Volksschule fast in jeder Pause am Tischfußballtisch. In der Unterstufe waren wir dann nur mehr zwei, die Lust hatten, jede Pause zu „wuzeln“ und in der Oberstufe hörte sich das leider ganz auf, weil es in meiner Schule keinen Tischfußballtisch gab. Erst als wir in der dritten Klasse mit der Schule auf Skikurs gefahren sind, entdeckte ich mein früheres Hobby wieder für mich. Weil mir nach und nach die Gegner ausgingen, musste ich mir eine Lösung suchen und so startete ich 2018 in einem Verein“.

Was begeistert Dich an dieser Sportart?

„Ich liebe am Tischfußball, weil es ganz egal ist, mit wem man am Tisch steht. Das kann ein Freund sein oder jemand, den man vielleicht gar nicht kennt, aber am Tisch ist immer Spaß garantiert. Etwas ganz Besonderes im Tischfußball ist die Community, in der Breite ist sie vielleicht klein, aber sie ist insgesamt wie eine große Familie. Jeder ist für den anderen da und jeder versucht, den Tischfußballsport irgendwie voranzubringen. Die Profis kommen teilweise auf einen „Amateur“ zu, um Tipps zu geben oder zu sagen, was man verbessern kann, ohne dass man nachgefragt hätte, aber dafür bin ich dankbar. Außerdem sind die Superstars der Tischfußballszene keine Unantastbaren, sieht man sie auf einem Turnier, sind sie genau wie alle anderen und einfach nur glücklich, Tischfußball zu spielen. Man kann mit ihnen über Gott und die Welt reden und auch einmal mit den ganz Großen einspielen oder aufwärmen.

Beeindruckend ist auch der Altersfaktor, denn Im Fußball oder einer anderen Sportart wird man wohl nie erleben, dass ein 10-jähriger einem Erwachsenen einen Tipp gibt oder dass gar ein 14- jähriger einer der Besten der Welt ist, aber im Tischfußball ist das anders. Egal, ob SpielerInnen noch körperlich so klein sind, dass man ein Stockerl braucht, um in den Tisch gut hineinzusehen oder sich vielleicht sogar als Senior bereits in der Pension befindet: Tischfußball ist etwas für jeden und das Alter entscheidet nicht, wer die Besten sind“.

Ist inzwischen zeitlich eine echte Konkurrenz zwischen dem Feldfußball und dem „Kickern“ bei Dir entstanden?

„Ja, anfangs war das wirklich ein Problem. Die Trainings überschnitten sich teilweise, aber vor allem die Termine der Fußball Meisterschaft und der Tischfußball Turniere, weil beide an Wochenenden stattfinden. Im Moment liegt mein Fokus nur auf Tischfußball, das liegt daran, dass ich als Studentin in Wien nicht mehr beim FC Altmünster in Oberösterreich spielen kann und ich gerade an einer Knieverletzung laboriere, weshalb ich mir noch keine Fußball-„Ersatzstation“ gesucht habe. Wobei es mir sehr schwerfällt ,mir vorzustellen, woanders zu spielen, als dem besten Team der Welt, den FCA-Mädels“.

Kollidieren gar Deine Trainings- und Wettkampfzeiten manchmal mit Deiner Vorbereitung für das Studium?

„Das ist die wohl einzige“ positive“ Auswirkung von Corona, ich mich voll auf das Lernen konzentrieren kann, weil es keine Turniere gibt, Aber natürlich möchte ich mich für jedes Turnier im Vorfeld bestmöglich vorbereiten, um das Maximum herauszuholen, was nicht immer ganz einfach ist, wenn man die Zeit zum Lernen nutzen soll“.

Für welchen Verein bzw. für welche Teams gehst Du an den Start?

„Mein Verein ist das CULT-Wuzelteam in Klaus, der älteste Tischfußballverein Oberösterreichs. Hier habe ich den perfekten Mix zwischen Spaß am Tischfußball und Vorbereitung für anstehende Turniere gefunden und bin umgeben von einem super -Team. Auch wir im Verein haben eine bunte Mischung an Spielern. Die jüngsten im Verein sind noch Junioren, die ältesten sind Senioren im Ruhestand. Zwischenzeitlich hatten wir sogar einmal Enkel und Opa gleichzeitig im Verein“.

Welche Kategorien gibt es bei Euren Meisterschaften, gegliedert nach Junioren, Erwachsenen oder nur ein einheitliches StarterInnen-Feld?

„Es gibt offene Bewerbe, Damen-, Junioren- und Senioren Bewerbe, Junioren- und Senioren Bewerbe sind zur Förderung unserer jüngsten und ältesten Akteure installiert. Zusätzlich gibt es Damen Bewerbe, durch diese besondere Möglichkeit soll der Tischfußballsport für Damen attraktiver gemacht werden. Weil Tischfußball ein Männersport ist, gibt es mehr Männer in unserer Szene, also auch stärkere Konkurrenz bei den Männern. Im offenen Bewerb kann tatsächlich jeder mitspielen, Junioren, Senioren, Damen und natürlich Herren. Ein weiterer Bewerb ist bei fast jedem Turnier das Mixed Doppel. In jeder Kategorie gibt es immer Einzel und Doppel-Wettbewerbe, wobei die meisten StarterInnen beide Wettkämpfe bestreiten. Mittlerweile gibt es sogar „Disabled- Bewerbe“, wo Spieler in Rollstühlen im Sitzen an für sie optimierten Tischen spielen können“.

Welche Grundvoraussetzungen sollte man außer Talent mitbringen, um erfolgreich zu sein?

„Von Vorteil ist sicher eine gute Hand-Augen-Koordination und gute Reflexe. Außerdem verlangt es mentale Stärke. Da der Gegenspieler keinen Meter von Dir entfernt steht, bekommt man jede kleinste Emotion mit. Das kann sowohl ein Vorteil als auch ein Nachteil sein. Wer bei den Besten der Welt mitspielen möchte, benötigt wie jeder Spitzensportler eine sehr gute Technik. Technik, von der man nicht einmal weiß, dass es sie gibt, bevor man im Verein anfängt oder beginnt Turniere zu spielen. Das kann man aber alles im Verein lernen. Bevor ich zum CULT-Wuzelteam gestoßen bin, dachte ich auch, ich spiele schon gut, aber dann habe ich gesehen, was wirklich gut spielen bedeutet "(lacht).

Hochkonzentriert und jederzeit entscheidungsstark zählt Ellen McDonald  zu Österreichs Spitzen-„Kickern“ (Foto: privat)

 

Beim FC Altmünster bist Du immer durch große Nervenstärke aufgefallen, hilft Dir das auch bei Deiner neuen Disziplin?

„Ja, sehr. Die knappen Spiele gewinnt man oft im Kopf. Nur wer hier die richtigen Entscheidungen trifft und es schafft, sich von Gegner oder Spielstand nicht negativ beeinflussen zu lassen, der wird am Ende als Sieger vom Tisch gehen“.

Foto Elli

Sind Frauen wegen ihrer genetischen Vorzüge hinsichtlich Geschicklichkeit und Koordinationsfähigkeit eher bevorzugt?

„Das könnte man annehmen, aber es ist sogar eher umgekehrt. Unter den besten 20 Tischfußballern der Welt befindet sich (noch) keine einzige Frau. Es verhält sich halt wie im Fußball: da viel mehr Männer spielen, muss ein Mann viel mehr können, um gegen die Besten zu gewinnen, folglich ist das Niveau bei den Herren höher als bei den Damen. Aber: immer mehr Damen versuchen sich in den offenen Bewerben zu profilieren und so manch eine hat schon Top- Ergebnisse erzielt“.

Inwieweit spielen Reflexe oder eine gute Technik eine besondere Rolle?

„Vor allem, wenn der Gegner im Ballbesitz ist, spielen Reflexe eine ganz wichtige Rolle. Will man dem Gegner den Ball wieder abnehmen, hat man mit guten Reflexen leichteres Spiel. Für alle Spieler mit zu langsamen Pässen oder Schüssen kommt sehr schnell die Endstation. Hier kommt die Technik ins Spiel. Nur wer eine herausragende Technik besitzt, kann auch bei reaktionsschnellen Gegnern durchspielen und ihnen Tore erzielen. Reichen die Reflexe des verteidigenden Spielers nicht mehr aus, muss er sich wieder auf seine Technik im Verteidigen verlassen“.

Welche größten Erfolge, ob national/international, konntest Du bisher feiern?

„2019 war ein erfolgreiches Tischfußball Jahr für mich, national wie auch international. Damals noch Juniorin, qualifizierte ich mich für die Tischfußball Weltmeisterschaft in Murcia/Spanien. Im Einzel kam ich als beste Dame im U19 Bereich in die Top 10 und am letzten Spieltag wurde ich mit dem Junioren Nationalteam von Österreich Junioren Vizeweltmeisterin.

National wurde ich Landesmeisterin in Oberösterreich im Junioren- wie auch im Damen Bereich und auch die Staatsmeisterschaft verlief gut. Im Junioren Doppel wurden mein Partner und ich entgegen allen Erwartungen Junioren Doppel Staatsmeister und im Damen Einzel kam ich ebenfalls bis ins Finale. Nachdem ich im Halbfinale noch die Einzel- Vizeweltmeisterin schlagen konnte, zog ich im Finale leider den Kürzeren“.

Hat Dir Corona bisher für die Ausübung Deiner Sportarten übel mitgespielt?

„Ja, doch sehr. Nach der Staatsmeisterschaft gegen Ende des Jahres 2019 wäre ich in Topform in die neue Saison gestartet, aber dann kam Corona dazwischen und warf alle gesetzten Ziele für 2020 über Bord. Nun gilt es in 2022 wieder voll anzugreifen, sofern Corona dies zulässt, um bei der kommenden Weltmeisterschaft vielleicht im Damen Bereich auf Medaillenjagd zu gehen“.

Deine sportlichen Wünsche und Ziele für die Zukunft?

„Ich hoffe, dass ich bald wieder ganz fit bin, um neben Tischfußball auch wieder Fußball spielen zu können, das fehlt mir sehr. Im Tischfußball ist mein aktuelles Ziel die Qualifikation für die Tischfußball- Weltmeisterschaft 2022 in Nantes/Frankreich. Da Österreich eine Tischfußball Nation ist und weltweit zu den 5 besten Nationen zählt, heißt es nun, die Zeit im Lockdown neben dem Lernen auch für Tischfußball zu nutzen, um im Jänner bestmöglich wieder durchzustarten“.

Herzlichen Dank für Deine sehr interessanten Einblicke in diesen Spitzensport und viel Glück und Alles Gute für Deine weiteren Pläne!

Helmut Pichler

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