"Goalumne": Das Ende einer Muster-Ehe

Er hatte lange zugesehen. Oder – korrekt ausgedrückt – mitgelitten. Doch nun wurde esraphael-oberndorfinger.JPG mit Hans Thalermaier schließlich auch dem Polstermöbel-Riesen zu unbequem – und zog Thomas Gerstorfer den Trainersessel weg. Was nach dem bisherigen Saisonverlauf nur mehr eine Frage der Zeit war. Dabei war es der finanzstarke sedda-Boss und Bad Schallerbach-Präsident selbst, der so lange an seinem Trainer festgehalten hatte. Als andere Gerstorfer schon längst über die Trattnach hätten fliegen sehen wollen. Nun musste die Reißleine aber gezogen – und damit das Ende einer ungewöhnlich langen Zusammenarbeit besiegelt werden, die nicht nur in der OÖ-Liga das Prädikat „bemerkenswert“ verdient.

Perfekt hatte die Ehe Gerstorfer – Schallerbach funktioniert. Jahrelang. Ein junger, ambitionierter Trainer bei einem Klub, der damit zufrieden war, wo er in den letzten Jahren stets stand. Etabliert im vorderen Tabellendrittel, bekannt für eine erfolgreiche Mischung von erfrischendem Offensivfußball und leidenschaftlicher Laufarbeit. Tugenden, die Haderer & Co. bekannt und stark machten. Was Bad Schallerbach für mich darüber hinaus aber besonders sympathisch machte? Die Kontinuität, die von der Klubführung praktiziert, vor allem aber ermöglicht wird. Das zeigt sich etwa in der ungewöhnlich niedrigen Spielerfluktuation in den Übertrittszeiten. Oder eben im Festhalten an einem Trainer. Bei allen Auf und Abs.

Etwas, das im Fußball selten geworden ist. Zu oft verfallen Klubs in den Irrglauben, mit ständigen Personalrochaden Positives zu bewirken. Aber was sind die Folgen? Ein neuer Trainer hat neue Vorstellungen, neue Methoden und will vor allem neue Spieler. Wenn die Zusammenarbeit dann nach einem Jahr oder gar schon früher zerbricht, fängt der Kreislauf wieder von vorne an. Siehe Salzburg. Jaras Fokus auf im Karriereherbst befindliche Kicker born in Austria befand Nachfolger Trapattoni nicht multo bene. Und international schon gar nicht für konkurrenzfähig. Die Defensiv-Philosophie des Italieners verhielt sich komplett konträr zu der Spielanlage von Adriaanse. Was aber war stets gleich und wird sich auch unter dem künftigen Bullen-Dompteur fortsetzen? Es kamen schlechte Fußballer für teures Geld, viele gute wurden aufgrund angeblicher Systeminkompatibilität über Nacht aussortiert, und international schaute erst recht nichts heraus.

Weil eben Kontinuität fehlt. So wie eine Linie und eine Philosophie, die vom Präsidenten bis zum Platzwart durchgezogen wird. Wobei es sogar auf der großen internationalen Bühne mit Bremen und Arsenal noch Ausnahmen gibt, die am Hire-und-Fire-Spielchen von Trainern nicht teilnehmen. So wie bis zuletzt auch Hans Thalermaier. Der seit Jahren nicht nur Herzblut, sondern auch einen kolportierten sechsstelligen Euro-Betrag in den Klub pumpt. Und zuerst eine schlechte Hinrunde – und nun ein katastrophales Frühjahr sah. Was der letzte Platz in der Rückrundentabelle unterstreicht. Womit aber klar ist: Mit Gerstorfer wurde der Dino unter allen OÖ-Liga-Trainern nicht aus Marketing-Gründen, wegen einer besseren Alternative oder persönlichen Differenzen entlassen. Ausschlaggebend waren einfach die nackten Fakten, die in der Tabelle schonungslos transparent sind. Die Abstiegszone ist bedrohlich nahe gerückt. Zu nahe . . .

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! an Raphael Oberndorfinger
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