An´s ?Favorit sein? muss man sich erst gewöhnen

andreas_richter_copy.jpgDie Zeiten, in denen der SV Flexopack Sierning mit einer gewissen Regelmäßigkeit als Außenseiter in Partien der Radio Oberösterreich Liga gegangen ist, liegen in der Vergangenheit – ebenso wie der letzte volle Erfolg in der 4. Runde beim Titelanwärter Vöcklamarkt. Nach dem überraschenden 4. Platz in der Endabrechnung der Saison 2008/2009 konnte man zu Beginn dieser Spielzeit den tollen Lauf fortsetzen und plötzlich waren die Blau-Weißen auf vielen Meisterschafts-Favoritenrechnungen aufgeschienen. Auch der Trainerwechsel vom nunmehrigen „Sängerknaben“ Willy Wahlmüller zu Andreas Luksch schien keineswegs Instabilität zur Folge zu haben. Doch nun schweben langsam erste dunkle Wolken über dem sonst so freundlich blauen Fußballhimmel der Sierninger.

Diese Wolken entluden sich am vergangenen Samstag in Form eines heftigen Donnerwetters: 0:5-Pleite beim „großen“ Nachbarn und eigentlichen Lieblingsgegner Vorwärts Steyr! Wie ist der aktuelle Rückfall zu erklären – wo ist die Sierninger Unbekümmertheit geblieben? Ich denke jedenfalls nicht, dass die Luksch-Elf in den letzten Runden einen schlechteren Fußball gespielt hat, vielmehr hat sich das Bild der Mannschaft aus Sicht der anderen Teams verändert. In der Vergangenheit ging man einfach oft als Underdog ohne großen Druck in die Spiele und die Gegner waren gegen die „kleinen Vorstadt-Steyrer“ letztes Jahr auch meist offensiv ausgerichtet – gegen Sierning sollte man ja schließlich doch 3 Punkte holen.

Die Blau-Weißen mit ihrer kompakten Spielweise und der bärenstarken Defensive um Kapitän Andi Rosenegger konnten jedoch  hinten dicht machen und fanden immer wieder genug Platz für gefährliche Offensivaktionen vor. Das hat sich nun schlagartig geändert – Sierning wird in immer mehr Spielen als Favorit gesehen, die Gegner stellen sich darauf ein und laufen nicht mehr ins offene Messer. Es zeigte sich in den vergangenen Wochen, dass es plötzlich nicht mehr so rund läuft, wenn man aufgrund der passiveren Gangart der Kontrahenten das Spiel machen muss.

Bei aller Kompaktheit und taktischer Disziplin fehlt dann eben doch der letzte Funke Kreativität im Spiel nach vorne. Ich will zwar keinesfalls das Wort „Krise“ in den Mund nehmen, aber die letzten Ergebnisse haben gezeigt, dass die neue Situation eine große Herausforderung für Trainer Andi Luksch darstellt. Er muss den Spagat zwischen dem geradlinigen Power-Fußball, der ohne Zweifel auch beibehalten werden sollte, und spielerischer Raffinesse schaffen, um auch die Abwehrreihen defensiv ausgerichteter Gegner auszuhebeln – und das ohne einen echten 10er in den Reihen, obwohl etwa der junge Himmelfreundpointner durchaus Potenzial dazu hätte.

Eine andere Möglichkeit, die ich den Sierningern jedoch nicht wünsche, ist, in den weiteren Matches noch mehr Punkte liegen zu lassen, um dann erneut in die Paraderolle des gefährlichen Außenseiters zu schlüpfen und das Feld wieder von hinten aufrollen zu können.

Gastkommentar von Andreas Richter

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