"Goalumne": Der Erfolg ist der Gradmesser

Es gibt einige ungeschriebene Gesetze im Fußball: Wer zahlt, schafft an. Tore, die man nicht schießt, bekommt man. Der Trainer geht als erster über Bord, wenn raphael-oberndorfinger.jpgsich nicht der erwünschte Erfolg einstellt. All das sind Behauptungen, Erklärungsversuche, Tatsachen und mitunter auch Ausreden, die schon so abgedroschen sind wie Unschuldsbeteuerungen von Karl-Heinz Grasser. Wobei vor allem das zuletzt angeführte Beispiel die Meinungen spaltet – oder zumindest Diskussionsstoff liefert. Fakt ist: Erfolg ist im Fußball ein temporärer Zustand resultierend aus dem optimalen Abschöpfen eines Leistungsvermögens vieler Individuen.

Aufgrund dieses Potentials sowie weiteren Parametern wie Infrastruktur, Budget und Klubumfeld wird der Erfolg aber bei jedem Verein unterschiedlich definiert. Letztendlich lässt sich der Erfolg am besten mit dieser „Formel“ messen: Inwieweit deckt sich die Realität mit der Zielsetzung des Klubs, die nicht ausschließlich sportliche Aspekte inkludieren muss?

Unter diesem Gesichtspunkt werden Maßnahmen gesetzt. Vorab von der Klubführung, die für Umfeld und Budget verantwortlich ist. Dann einen Trainer beziehungsweise ein Betreuerteam installiert, dem die sportliche Verantwortung übertragen wird. Und der Trainer wiederum setzt entsprechend den finanziellen Voraussetzungen eine Mannschaft zusammen, mit der er glaubt, die Vorgaben der Klubführung erfüllen zu können. Aus diesem Grund sind Trainer in den meisten Fällen das erste (oder einzige) Opfer, wenn sich die Realität nicht mit der Zielsetzung deckt. Zum einen, weil es einfacher ist, eine Position zu ändern als elf. Zum anderen, weil man aufgrund der befristeten Transferzeiten oft nur den Coach auswechseln kann. Oder eben, weil der Trainer auf falsche Spieler oder eine erfolglose Taktik  gesetzt hat. Bis es aber zu diesem finalen Schlussstrich kommt, hat der Trainer die Möglichkeit, eben jenes Szenario zu verhindern, indem er seine Maßnahmen setzt, um die Zielsetzung zu erfüllen.

Mehr noch: Er hat nicht nur die Möglichkeit, es ist auch sein gutes Recht. Weshalb ein Paul Gludovatz einen Herwig Drechsel vom Kapitän zum Bankdrücker degradieren kann. Weshalb ein Albert Huspek – wie es im Winter in Sattledt geschehen ist – zahlreiche Routiniers und etablierte Stammspieler in die Wüste schicken kann. Und nun auch mit Bauer den verdienstvollsten Spieler des OÖ-Ligisten zu verstehen gab, dass er sich von ihm mehr erwarte. Um ihm zwischen den Zeilen zudem mitzuteilen, dass es ohne ihn auch gehen wird – weil er auf seine teils sehr jungen Kämpfertypen vertraut. Das sind legitime Maßnahmen! Ob es allerdings die richtigen sind, zeigt letztendlich der Gradmesser namens Erfolg. Haben sich Rieds junge vielversprechende Talente weiterentwickelt, hat Gludovatz den vorgegebenen Weg des Bundesligisten erfüllt. Werden die Innviertler vielleicht auch noch Pokalsieger, hat er die Zielsetzung sogar übertroffen. Schafft Sattledt den Klassenerhalt, wird Huspek der Gewinner sein. Schlagen zudem auch seine Neuzugänge voll ein, die sicher günstiger sind als die aufs Abstellgleis geschobenen Routiniers,  wird er wohl als Meister des Nulldefizits verehrt werden. Werden die Vorgaben aber nicht erfüllt – dann sitzen die Trainer am kürzeren Ast. Dies kann allerdings zu einem Zeitpunkt passieren, an dem es für einen Drechsel oder Bauer schon zu spät ist.

von Raphael Oberndorfinger

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