Traiskirchen: Erich Obermayer löst Schlosser ab!

Details: Sonntag, 15. September 2013 14:00

Knalleffekt beim FCM Traiskirchen: Nach einem Fehlstart mit nur einem Punkt aus fünf Spielen zog der Tabellen-Vorletzte der 2. Landesliga Ost, die Reissleine, trennte sich von Trainer Marcus Schlosser. Die Trennung erfolgte Sonntag früh in beiderseitigem Einvernehmen, die Nachfolge wurde bereits geregelt: Austria-Legende Erich Obermayer übernimmt mit sofortiger Wirkung das Traineramt. Erich Kroboth überlässt außerdem Werner Trost das Amt des sportlichen Leiters.

Marcus Schlosser hatte in Traiskirchen in den vergangenen drei Jahren starke Arbeit abgeliefert: Erst bewahrte er den Verein vorm Abstieg aus der Gebietsliga Süd-Südost, um ihn im Sommer 2012 zum Meistertitel und zum Aufstieg in die 2. Landesliga Ost zu führen. Dort lief es im Herbst auch noch tadellos, im Frühjahr nicht mehr: Der Klub geriet in Abstiegsnöte, schaffte im letzten Abdruck den Klassenerhalt.

Auch personelle Rochaden brachten keinen Umschwung

Der Verein stellte sich hinter Schlosser, nahm im Kader einige Veränderungen vor und holte sechs neue Spieler an Bord. Die sportliche Wende stellte sich nicht ein, Traiskirchen holte aus fünf Spielen nur einen Zähler und ist derzeit nur Vorletzter. "Schlosser wirkte auf mich schon sehr angeschlagen, das Ganze hat ihn sehr mitgenommen", sagte der sportliche Leiter Erich Kroboth.

Beide Seiten erbaten sich nach dem freitägigen 1:5 gegen Eggendorf Bedenkzeit, am Sonntag Vormittag löste man die Vereinbarung mit Schlosser in beiderseitigem Einvernehmen auf. Da sich der Rücktritt von Schlosser bereits am Samstag abzuzeichnen schien, wurde der Klub aktiv: Bis spät am Abend vehandelten die Klub-Verantwortlichen mit Erich Obermayer und Werner Trost.

Obermayer leitet am Montag erstmals das Training

Kurz vor Mitternacht erzielten beide Seiten eine Einigung: Obermayer übernimmt ab sofort das Traineramt in Traiskirchen, leitet am Montag Abend erstmals das Training. "Das Ganze war auch mit Zufall verbunden: Obermayer kommt aus Traiskirchen, sah sich unsere Matches immer wieder an. Jetzt ist er in Pension, hat mehr Zeit und wollte auch wieder ins Fußball-Business einsteigen", erläuterte Kroboth.

Der 60-jährige Obermayer spulte für Austria Wien von 1971 bis 1989 544 Bundesliga-.Spiele ab, erzielte 15 Tore. Ferner trug der Libero 50-mal den ÖFB-Teamdress, nahm an den Weltmeisterschaften 1978 und 1982 teil. Mit Austria Wien stand er 1978 im Finale des Europacups der Cupsieger (0:4-Niederlage gegen RSC Anderlecht), gewann acht Mal den Bundesliga-Meistertitel und fünfal den ÖFB-Cup. Im Jahr 2001 wurde Obermayer in Austria Wiens Jahrhundert-Elf gewählt.

Schlosser: "Die richtige Entscheidung für beide Seiten"

Auch Erich Kroboth zog aus der Negativ-Serie seine Konsequenzen, legte seine Agenden als sportlicher Leiter zurück und konzentriert sich fortan auf seine Tätigkeit als Manager. "Ich behalte die Budget-Hoheit, die sportliche Verantwortung tragen fortan Erich Obermayer und Werner Trost." Letzterer, zuletzt in Pfafstätten (1. Klasse Süd) erfolgreich tätig, löst Kroboth als sportlicher Leiter ab. Obermayer & Trost haben vorerst einmal bis Winter das Sagen. "Danach schauen wir weiter. Wir hoffen, mit dem neuen Gespann den Weg aus der sportlichen Krise zu schaffen", so Kroboth.

Der nunmehrige Ex-Coach Marcus Schlosser meinte in einer ersten Stellungnahme. "Es war sicher die richtige Entscheidung für beide Seiten. Ich habe es nicht geschafft, den Umbruch zu vollziehen. Das Resümee ist ernüchternd, nicht nur wegen des einen Punktes, sondern vor allem auch wegen der Leistungen. Es ist der richtige Zeitpunkt, um ein Zeichen zu setzen." Dennoch zieht Schlosser in Summe ein positives Fazit: "Die 33 Monate waren geprägt von einer erfolgreichen Zeit." Seine sportliche Zukunft lässt er offen: Ich muss meine Batterien in den nächsten Wochen aufladen, lasse alles auf mich zukommen."

Obermayer: "Ich hoffe auf eine charakterstarke Mannschaft"

Der neue Trainer waltete am Sonntag bereits seines Amtes: Erich Obermayer sah sich in Wiener Neudorf die Matinee gegen Brunn/Gebirge (Letztere siegten mit 2:0) an. Zu seiner neuen Aufgabe meinte der Ex-Internationale: "Ich wohne ganz in der Nähe vom Traiskirchner Sportplatz, bin schon lange mit dem Klub irgendwie verbandelt und schaute mir auch immer wieder eine Partie." Nun kamen die Verantwortlichen auf ihn zu: "Ich musste ehrlich gesagt nicht lange überlegen, wusste derzeit eh nicht so recht, was ich als Pensionist mit dem Mehr an Freizeit machen werde", schmunzelt der 60-Jährige.

Daher fiel die Bedenkzeit auch kurz aus, am Montag leitet Obermayer erstmals das Training: "Ich kenne die Spieler persönlich noch nicht, hoffe auf eine charakterstarke Mannschaft. Mein Bestreben ist es mitzuhelfen, das Team in sichere Tabellen-Regionen zu führen, da gehört auch immer etwas das Glück dazu. Ich gehe es in jedem Fall optimistisch an. Wir wollen auf Sicht mit dem Abstieg nichts zu tun haben." Die letzte Trainer-Station von Obermayer war Simmering (Wiener Liga), 2007 trat er dort ab. "Da ich längere Zeit nun nicht mehr im Trainer-Geschäft arbeitete, ist es für mich auch okay, dass der Verein sich das Ganze bis Winter einmal anschauen möchte."

Christian Reichel