"Müssen auf uns selber schauen"

Oberösterreichs einziger Vertreter in der ÖFB-Frauen-Liga, Union Kleinmünchen, bereitet sich derzeit auf die Frühjahrssaison vor. Exklusiv für unterhaus.at unterhielt sich Helmut Pichler mit Cheftrainer Gerald Reindl über den aktuellen Stand der Dinge.



Nach dem Abgang von Andreas Gerard ist euer Trainerteam zu Jahresbeginn geschrumpft, wie habt Ihr die Kürzung bisher verkraftet?
Gerald Reindl: "Der Ausstieg von Andy kam auch für mich überraschend, allerdings kann ich die berufliche Priorität gut nachvollziehen. Wolfgang Zeilinger und Ich werden jetzt durch Co-Trainer Gerhard Braunschmied sehr gut ergänzt, der  als  Schwerpunkte Lauftraining und Athletik betreut."

Wie lief die bisherige Vorbereitung?
Gerald Reindl: "Bei unserem Heim-Hallencup war ich mit dem Abschneiden sehr zufrieden, immerhin war für uns erst im Finale Endstation, wobei der FC Memmingen eine überragende Leistung geboten hat. In der Vorwoche  besiegten wir in einem Testmatch die LASK Ladies mit 10:1, der Gegner stellte eine sehr ambitionierte, aber noch sehr junge Mannschaft, deshalb sollte man das Ergebnis nicht überbewerten."

Und wie lief es gestern gegen den SV Garsten?
Gerald Reindl: "Wir gewannen mit 6:1, wobei Caroline  Stöfan vier Tore schoss, Silke Beidinger und Melina Mares waren je ein Mal erfolgreich."

Also nach dem Resultat eine eindeutige Angelegenheit?
Gerald Reindl: "Wir sind wahrscheinlich schon weiter in der Vorbereitung fortgeschritten, spielen trotz allen Respekts  ja auch um eine Klasse höher und werden auch in der Meisterschaft stärker gefordert.  Die führende Zweitliga-Torschützin Anja Söllner von Garsten  bereitete uns mit ihrer Schnelligkeit doch einige Probleme. Bei den Gegnerinnen  waren auch die bekannten Stützen Tüchler und wiederum Karin Schwaiger dabei, aber wir haben uns auch gegenüber der Vorwoche spielerisch noch einmal gesteigert."

Habt Ihr euch für den Frühjahrsdurchgang verstärkt?
Gerald Reindl: "Im Herbst kamen nach der Auflösung von Doppl-Hart Daniela Spielbichler und Verena Keplinger zu uns, auch Astrid Korunka, die früher für die LASK Ladies kickte, wird unseren Kader verstärken. Leider hat Iris Gaubinger im Winter ihre Karriere beendet und wir müssen versuchen, diese Lücke ehestmöglich zu schließen. Generell ist es nicht leicht, oberösterreichische Talente nach Kleinmünchen zu locken, weil wir kein Geld bieten können. Außerdem sind die Strapazen nicht zu unterschätzen, wobei wir schon einige Glücksfälle haben. „Reli“ Zeilinger  nimmt wöchentlich etliches auf sich und auch „ Debi“ Mirjanic aus Altmünster  ist auf einem sehr guten Weg."

Zu Euren  Konkurrenten  um den Ligaerhalt zählt auch der steirische FC Stattegg, der sich mit einem neuen Trainerduo - Martin Prosser und Dietmar Werner - und gleich fünf, zum teil prominenten Spielerinnen verstärkte: ÖFB-U 17-Stürmerin Deniz Kuyucaklioglu vom USC Landhaus, Sloweniens aktuelle A-Torhüterin Lucija Mori vom ZNK Slovenj Gradec, die kroatische Nationalstürmerin  Petra Glavac, Lourdes Cervantes Dueanas  vom spanischen Erstdivisionär Rayo  Loranca und Mittelfeldspielerin Stefanie  Hierzer vom steirischen Landesliga-Herbstmeister VC Vogau. Ganz ehrlich,  beunruhigt Dich diese Aufrüstung?
Gerald Reindl: "Nominell hat  Stattegg  sicher zugelegt,  die tatsächliche Spielstärke kann ich noch nicht abschätzen. Aber wir müssen zuallererst auf uns selber schauen, uns selbst finden. Die Auslosung gibt uns eigentlich einige  „Etappen“ vor: In den ersten beiden Frühjahrsrunden treffen wir jeweils auswärts auf den Tabellenzweiten  SK Kärnten und den FC Südburgenland, aktuell Dritter der Liga. Punktegewinne wären hier eher unerwartet, aber natürlich total erwünscht. Beim Heimspiel in der dritten Runde gegen den USC Landhaus sollte dann alles stimmen, denn wir haben im Herbst  in der Bundeshauptstadt  bereits eine Topleistung geboten und ziemlich unverdient mit 0:1 verloren."

Einigen Medien war zu entnehmen, dass Du im Herbst Deine fußballerische Weiterbildung beim 1. FC Köln fortgesetzt hast, inwieweit war auch vom Frauenteam (2. Bundesliga Nord) etwas „abzuspicken“?
Gerald Reindl: " Hauptsächlich habe ich mich dort über die Nachwuchsbetreuung der Burschen informiert  und nur ein Training der Frauen beobachtet. Die FC-Frauen wollen ebenfalls in die Deutsche Bundesliga, wird aber heuer noch nicht klappen, weil der FC Freiburg sehr deutlich voran liegt. Dort gelten andere Maßstäbe, zum Beispiel verfügt das Frauenteam über einen hauptamtlichen Trainer und dementsprechende weitere Möglichkeiten, die bei uns nicht realisierbar  sind."

Was hältst Du von der neu installierten Fußballakademie in St. Pölten mit den schulischen Optionen BORG und Bundeshandelsschule?
Gerald Reindl: "Grundsätzlich ein richtiger und wichtiger Schritt, wobei ich mir sehr wünschen würde, dass dann für die Auswahlteams auch die tatsächlich besten Spielerinnen  herangezogen  werden und keine Ostlastigkeit festzustellen  ist."

Gibt es bereits  Interessentinnen bei Kleinmünchen?
Gerald Reindl: "Soweit ich weiß, haben vier Mädchen von uns den  „Tag der Offenen Tür“ genützt. Ob sie sich anmelden, bzw. ob auch die Qualität reicht, muss erst das Sichtungstraining im März zeigen. Für Betrice Ratzinger, Tamira Uttentahler usw. könnte es interessant werden. Wir hoffen auch, dass sich Simone Krammer vom SV Micheldorf dafür meldet. Forciert werden von den Initiatoren vermutlich vor allem die Jahrgänge 1995 und 1996."

Danke für das ausführliche Gespräch und viel Glück für den „Frühjahrs-Kampf“.


Dr. Helmut Pichler

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