45 Jahre im Dienst des Frauenfußballs: Christl Holzmüller

Mit Kleinmünchens Obfrau Christl Holzmüller begeht am Mittwoch eine der großen Pionierinnen des Frauenfußballs In Oberösterreich einen besonderen Geburtstag. Anlass genug für Helmut Pichler, in den Annalen – in zwei Teilen - zu kramen. 1972 stürmte die junge Mühlviertlerin aus Hagenberg in der 1. oberösterreichischen Damenfußball-Meisterschaft erfolgreich für das Team von SVS Linz, das vom prominenten LASK-Fußballer (und WM-Dritten 1954) Alfred „Nitzerl“ Teinitzer betreut wurde. „Konkurrenzklausel“ war damals nicht üblich und so waren die Dienste der jungen Allrounderin, besonders als Torhüterin, auch bei anderen Frauenteams gefragt.

 

Vollblutstürmerin mutiert zu sicherem Rückhalt

1973 war die 16-jährige Keeperin für den ATSV Ranshofen als Gastspielerin beim Freundschaftsspiel gegen den USC Landhaus im Wiener Praterstadion im Einsatz, das Spiel ging mit 0:3 gegen die Favoritinnen verloren. 1974 glänzte Holzmüller auch beim SV Gaflenz, und so war es kein Wunder, dass sie ab 1972 alljährlich durchschnittlich 35 Spiele absolvierte, die Spitze lag 1983 noch bei 56 Matches.

Internationale Vergleiche schon vor der Champions League

Im Mai 1975 nahm Holzmüller mit einer Oberösterreich-Auswahl am VI. Internationalen Damenfußball-Turnier in Bad Neuenahr (Deutschland) teil. Das gigantische Treffen wurde zu Recht als „größtes Frauenfußball-Turnier der Welt“ bezeichnet, weil nicht weniger als 40 Mannschaften aus vier Nationen und aus 13 deutschen Landesverbänden ans Werk gingen. Erstmals als linke Verteidigerin aufgeboten, „konnte ich aber auch nicht verhindern, dass alle fünf Gruppenspiele verloren gingen“, erinnert sich Holzmüller an den lehrreichen Ausflug. Im August desselben Jahres wurde in Gaflenz ein internationales Turnier veranstaltet, bei der die Vielbeschäftigte alle ihre bisherigen sportlichen Engagements noch einmal übertraf. An vier Spieltagen stand sie bei neun Spielen insgesamt mehr als fünf Stunden für Chemie Linz, SV Gaflenz, den SV Laussa, FC Blue Start Zürich (!) sowie die o.ö. Landesauswahl und das österreichische Nationalteam im Tor. Bereits am ersten Spieltag sprang die „Universal-Keeperin“ für die verletzte Torhüterin des Schweizer Teams FC Blue Stars Zürich ein und gewann mit dieser Elf gegen das Team Hollands mit 4:0.

An einem einem Spieltag für vier Teams im Einsatz

Am Marienfeiertag, 15. August, hütete Christl beim 6:1 der österreichischen Nationalelf gegen Blue Stars Zürich das Gehäuse Österreichs, erkämpfte anschließend mit dem SV Gaflenz ein 3:1 gegen Bayern II, hielt mit den Blue Stars Zürich beim 10:0 gegen Holland ihr Kasten sauber und beendete den Spieltag wieder mit der Nationalelf gegen Bayern II mit einem 2:2. Holzmüller „heuerte“ ab 1976 auch beim AC Mühltal (Vorchdorf) an, wo die heimischen Fußballerinnen mit Kickerinnen aus Linz, Stadl Paura und Lambach eine sehr erfolgreiche Mannschaft bildeten.

Auslandsreisen zählten immer wieder zu den Höhepunkten des Spieljahres

Im August 1976 unternahm der SV Gaflenz eine Fünf-Länder-Tournee, die von Holland über England, Belgien-Luxemburg, auch nach Frankreich führte. Dabei wurden zwei Freundschaftsspiele gegen den SC Clemency (Luxemburg, 2:1) und den SV Dordrecht (Holland, 5:2) erfolgreich absolviert.

Sogar der FC Barcelona wurde bezwungen

1977 gastierte Holzmüller mit dem SV Gaflenz in Spanien und traf dabei in einem freundschaftlichem „Doppel“ auf den FC Barcelona: Durch das Goldtor von Johanna Kellnreiter wurden die stolzen Spanierinnen nach einer Abwehrschlacht mit 1:0 im „Hinspiel“ besiegt, die Retourbegegnung ging mit dem selben knappen Ergebnis verloren.

Pech vor dem Länderspiel-Einsatz

Sogar beim steirischen Traditionsklub LUV Graz wurde die Oberösterreicherin 1978 für einige Testspiele engagiert. Zuvor hatte sie allerdings Pech: Just 14 Tage vor einem Länderspiel in Linz gegen die Schweiz, verletzte sie sich und verpasste dieses inoffizielle Ländermatch, das Schiedsrichter Erich Linemayr vor 3000 Zuschauern im Linzer Stadion leitete und das mit 2:6 (0:3) endete.

1980 – Gründung des Staatsligateams Union Kleinmünchen

Durch den Zusammenschluss von Spielerinnen aus den acht Vereinen - SVS Linz, Bad Schallerbach, St. Martin/Traun, Mauthausen, Edt/Lambach, SV Gaflenz, ATSV Ranshofen und SV Lichtenberg - wurde 1980 das Frauenteam der Union Kleinmünchen gebildet. Holzmüller glänzte ab nun hauptsächlich im Tor des Linzer Staatsligisten mit gelegentlichen sportlichen „Seitensprüngen“ zu ihren freundschaftlich verbundenen Vereinen SV Gaflenz, AC Mühltal. So nahm sie 1981 mit dem SV Gaflenz an einer 14- tägigen USA-Tournee teil, wobei drei Siege verbucht werden konnten.

Wieder nicht gegen die Schweiz aktiv

Bei der 0:1-Niederlage 1982 in Luzern gegen die Schweiz war die vielseitige Fußballerin zwar wieder fit, konnte aber als Ersatztorfrau nicht ins Spielgeschehen eingreifen.

Eine „Exhibition“ gegen die starken Männer

In den 80-er Jahren fanden in Linz noch die beliebten „Catcher-Turniere“ statt. In einem „Show-Duell“ behielten die Fußballerinnen der Union Kleinmünchen mit Torfrau Christine Holzmüler mit 1:0 die Oberhand, das Goldtor hatte Rosi Wimmer per Elfmeter erzielt. Für ihre konstant überdurchschnittlichen Leistungen wurde Holzmüller 1985 als "beste Fußballerin“ bei der o.ö. Kronenzeitung-Fußballerinnen-Wahl ausgezeichnet.

Noch ein steirischer Klub als Arbeitgeber

Im Juli 1985 bestritt die fußballerische Weltenbummlerin mit dem DFC Leoben ein Turnier in Budapest und schaffte dann im Inland zwischen 1987 und 1989 einen Hattrick der besonderen Art: Drei mal wurde der Vizemeistertitel in der Frauen-Bundesliga errungen, die der ÖFB 1982 unter seine Fittiche genommen hatte.

1990 erster Meistertitel

1989/90 konnte endlich nach mehreren vergeblichen Anläufen mit 37 Punkten und dem besseren Score von 141:25 vor dem punktegleichen SC Brunn/Gebirge (37, 124: 20) der erste von bis dato insgesamt acht Staatsmeistertiteln errungen werden.

Ausgiebig mit einem England-Gastspiel gefeiert

Diese lang ersehnte Premiere wurde mit einer Auslandsreise gefeiert. Beim „Portsmouth-Cup“ in England wurde Gastgeber Portsmouth City zum Auftakt mit 8:0 bezwungen, einem 3:0 gegen das englische Team Solent WFC (aus Southampton) folgte im Halbfinale ein 6:0 gegen die Havant Ladies (Hampshire) und mit einem deutlichen 6:0 im Endspiel gegen die Grashoppers Zürich sicherten sich die Linzerinnen den Portsmouth-Cup 1990 ohne ein einziges Verlusttor - (das Gehäuse hütete….., eh klar!)

 

Dr. Helmut Pichler

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