Verletzte „Ersthelferin“ im Fußballdress „kurierte“ sich zum Vizemeister!

180 Spiele für die Union Kleinmünchen, den LUV Graz, Neuhofen/Krems und den SV Fenastra Krenglbach bestritt Dr. med. Tina Sindelar-Stockhammer, dabei gelangen dem „Laufwunder“ (O-Ton der Teamkolleginnen!) 27 Tore. Warum die Internistin nach einem Kreuzbandriss in ihrem Fußball-„Herbst“ just noch einmal ein Comeback feiern wollte und wie sie ihre Teamkolleginnen vor den „Geißeln“ : Kreuzbandriss, Muskelverletzung usw. möglichst schützen möchte, verriet die Linzerin im „Ligaportal“-Interview:

 

Tina, wurdest Du in Deiner Laufbahn öfter Zeugin einer schweren Verletzung?

Dr. Sindelar-Stockhammer: „Durchaus, ich habe an Spielen teilgenommen, wo der Notarzt eine Spielerin versorgen musste, Kreuzbandrisse, Unterschenkelfrakturen, Sprunggelenkverletzungen usw. ähnliches mehr.“

Gab es auch „Notfälle“?

„Notfälle, so wie ich sie aus meinem Fachgebiet (Innere Medizin) kenne, gibt es im Fußball ja praktisch keine. Ernst wird es manchmal bei Zusammenstößen, wo es durchaus zu Kopfverletzungen, Bewusstlosigkeit und Verschlucken der Zunge kommen kann, da muss es schnell gehen! Kollaps Zustände, vor allem bei heißem Wetter, sind auch noch zu erwähnen.“

Wie hast Du als Aktive in solchen Fällen reagiert?

„Nun, die eigenen Mitspielerinne wussten ja, dass ich „vom Fach“ bin, und deshalb bin ich da auch sofort hingegangen, um mitzuhelfen. Bei Gegnerinnen galt es „nach Zuruf“ situationsgerecht abzuschätzen, inwieweit sinnvolle Maßnahmen zu treffen sind. Angemerkt sei, dass es sich dabei um „echte Blessuren“ geht, denn leider sind meiner Erfahrung nach vorgetäuschte „Verletzungen“ auch schon im Frauenfußball anzutreffen, allerdings in keinem Verhältnis zum Männerfußball“.

Stellkte sich auch nach ihrer Zeit als Aktive in den DIenst der Mannschaft: Dr. Tina-Stockhammer (Foto: SV Fenastra Kenglbach)  

Wurdest Du selbst in Deiner Laufbahn von schweren Verletzungen geplagt?

„Sehr lange nicht, bis mir im Frühjahr 2017 in Ottensheim ohne gegnerische Einwirkung eine zu abrupte Richtungsänderung zum Verhängnis wurde und ich einen Kreuzbandriss erlitt“.

Kamen da der Gedanke an ein Karriereende auf?

„Nein, denn keine Sportlerin will so ihre Laufbahn beenden. Also unterzog ich mich einer Operation, absolvierte die REHA, feierte ein Comeback und beendete dann als Vizemeisterin der lT1. OÖ. Liga im Sommer 2019 meine Karriere“.

Hast Du je im Wissen um die Folgen einer Verletzung den Fuß „rechtzeitig“ im Zweikampf zurückgezogen?

„Nein, mein Spiel war aber auch nicht so sehr auf intensives Duell ausgerichtet, ich bekam auch nur wenige gelbe Karten in all meinen Spielen, und die sicher hauptsächlich wegen Kritik (lacht). Mit dem Gedanken, was alles passieren könnte, geht „frau“ nicht ins Spiel, es wird vorher versucht, Fitness und Gesundheit bestmöglich auf den Wettkampf auszurichten“.

Inwieweit ist die „Fachfrau“ bei den Mitspielerinnen im Training willkommene Tipp-Geberin?

„Natürlich doch öfter, dabei geht es um die Wahl des Operateurs, Therapiemöglichkeiten, REHA- Vorbereitung“.

Bei Deinem letzten Verein, SV Fenastra Krenglbach, leistest Du gemeinsam mit Deinem Mann, Dominik Stockhammer, einem ausgewiesenen Fachmann als Heilmasseur, einen besonderen Beitrag zum Training?

„Leider traten in der Vergangenheit beinahe „schicksalshaft“ viele Kreuzbandrupturen in meiner Mannschaft auf. nachdem mein Mann und ich 2019-2020 einen Athletiktrainerkurs in Regensburg besuchten sowie einen Online Kurs zum Thema Training in Team Sports (Barca Innovation Hub) absolvierten, versuchten wir das Erlernte in Form eines Trainingsplanes umzusetzen. Dieser beinhaltete vor allem Kraft -Übungen für Beine und Rumpf, auch Mini Bänder kamen zum Einsatz. Im Fitnessstudio in Buchkirchen konnte der Kader diese Übungen durchführen. Im Sinne der Verletzungsprävention ist es wichtig, diese Übungen ganzjährig durchzuführen, natürlich angepasst an die laufende Saison. Hinzukommen noch Faktoren wie Ausdauer, Schnelligkeit und Agilität, welche neben der Kraft Basiselemente einer fußballspezifischen Fitness darstellen. Nicht zu vernachlässigen ist die Regeneration, welche leider oft zu kurz kommt.“

Das klingt sehr anspruchsvoll, worin liegt die Problematik?

Wir bewegen uns hier im Amateurbereich, sehr zeitintensiv und dieses Programm ist auf ein ganzes Jahr ausgelegt. In der Vorbereitungszeit lässt es sich eher durchziehen als während der Meisterschaft. Unsere Spielerinnen besuchen entweder noch die Schule oder gehen einem Beruf nach, heißt nochmals: der Faktor „Zeit“ spielt eine ganz große Rolle, um die Prophylaxe positiv zu gestalten.

Wie siehst Du persönlich die Entwicklung im Frauenfußball in den letzten Jahrzehnten?

„Der Frauenfußball hat einen enormen Aufschwung genommen, die modere Fußballerin muss Technik und Taktik vereinen und das alles bei weitaus gesteigertem Tempo“.

Vielen hwerzlichen Dank für das Gespräch und Alles Gute für Deine weitere Zukunft!

 

Dr. Helmut Pichler

 

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