Aspach/Wildenaus „Rückhalt“: Bei uns genießt der Frauenfußball ganz hohen Stellenwert!

Eigentlich war ihre schwere Knie-Verletzung für Aspach/Wildenaus-„Multi“ Mag. Lisa Hatheuer Anlass genug, vor einiger Zeit schweren Herzens ihre Laufbahn als Kickerin zu beenden, aber dann kam alles doch wieder ganz anders, wie die Juristin in ihrem leidenschaftlichen „Plädoyer“ für den Frauenfußball im LIGAPORTAL darlegt:

 

 

Auch diesmal blieb Lisa (ganz rechts) Siegerin gegen die Stürmerin (Foto: Willi Grinninger, kickerin.at)

LIGAPORTAL: „Lisa, wenn ich nicht irre, warst Du zu Beginn Deiner Fußball- Laufbahn Feldspielerin?

Lisa Hatheuer: „Das ist nur „fast“ richtig. Ich war bis zu meiner vermeintlichen Fußball-Pension zwar als Feldspielerin im Einsatz, habe mich jedoch schon bei meinen Fußballanfängen in Pischelsdorf am Engelbach vor ca. 10 Jahren, mit der Position der Torfrau richtig „angefreundet“. Damals wurden interessierte Mädels zu einem Probetraining zusammengetrommelt, für das Feld waren auch genug Spielerinnen vorhanden, aber es fehlte noch: eine Torfrau. Ich habe mich gemeldet und dann war ich auch schon fix im Tor aufgestellt. Bei meinen späteren Wechseln z.B. nach Altheim oder zu Aspach/Wildenau, waren dort bessere Keeperinnen verfügbar und so war ich fortan als Feldspielerin unterwegs“.

Wie kam es zu Deinem Comeback, und warum dann wieder im Tor?

„Meine Entscheidung, die Fußballschuhe an den „berühmten Nagel“ zu hängen wurde mir leider verletzungsbedingt abgenommen, als ich mir im März 2019 im Training einen Kreuzbandriss zuzog. Ein Jahr später folgte dann noch eine Meniskusverletzung und fasste ich daher den Entschluss, vorerst die „Treter mit den Stollen“ nicht mehr anzuziehen. Irgendwann war dann einmal Not an der Frau – auch im Tor. Unsere Ex-Trainerin Mia Leithinger überlegte, welche Feld-Spielerin wir hier einsetzen könnten, da meldete ich mich einfach. Fortan musste ich dann öfter im Tor aushelfen – vor allem eben aufgrund personeller Probleme. Es hätte zwar sicherlich bessere Torfrauen als mich gegeben, aber wir brauchten einfach jede einzelne Spielerin am Platz, also zog ich mir die Schuhe doch wieder an.

Nun ist es Gottlob so, dass ich meinem Knie wieder vollständig vertraue und dass alles wieder wie vor der Verletzung funktioniert. Deshalb bin ich sehr froh, auch noch am Spielfeld ein Teil der Mannschaft zu sein und nicht nur im administrativen Bereich. In der Saison 2021/22 kam ich auf 12 Einsätze und in der neuen Meisterschaft sind es auch schon wieder 3 Spiele. Es ist einfach etwas anderes, mit 3 Punkten vom Platz zu gehen, wenn man selber gespielt hat. Deshalb möchte ich gerne so lange spielen, wie es irgendwie geht“.

Sportliche Leiterin, Managerin, „Ideen-Königin“, Rechtsberaterin, in welchen Vereins-Funktion warst Du noch nicht für Aspach/Wildenau tätig?

„Da möchte ich ein wenig relativieren und mich nicht so hervorgehoben sehen, denn in unserem Verein arbeiten ja Gott sei Dank viele ideenreiche Köpfe. Bei Aspach/Wildenau bin ich noch dazu in einem Klub, der schon immer hinter seiner Frauenmannschaft stand. Aus meiner Erfahrung ist in manchen Vereinen der Frauenfußball noch immer nicht angekommen oder wird sogar belächelt, andere Vereine akzeptieren den Frauenfußball halt so leidlich. Und dann gibt es da die Gemeinschaft in Aspach/Wildenau, die sich schon sehr lange und aktiv für den Frauenfußball stark gemacht hat. Vor allem sind wir darüber sehr froh, dass der Verein seine Frauen mit dem gleichen Engagement und Mitteln fördert wie seine Männer. In so einer Truppe ist man gerne Mitglied und hilft, wo es nur geht, sei es in der Kantine, beim Heckenschneiden, beim Verkauf von Tippscheinen, als Vorstandmitglied oder am Spielfeld. Man hilft gern in jeder Position, weil man genauso viel zurückbekommt, wie man hineinsteckt. Außerdem mag ich die Herausforderung von neuen Aufgaben und finde, dass man in so einer Position auch für das Leben viel lernt“.

Woher nimmst Du die enorme Energie für den Frauenfußball, Du bist ja auch beruflich als Juristin voll gefordert?

„Der Fußball bildet für mich einfach einen guten Ausgleich zum Alltag. Ich liebe meinen Beruf als Juristin und gehe darin voll und ganz auf – aber manchmal ist es gut, sich am Sportplatz mal richtig auspowern zu können. Das stellt einfach einen wichtigen Teil meines Alltags dar und ist für mich notwendig, um im Berufsleben voll funktionieren zu können.

Ein entscheidender Punkt ist aber, dass ich all die ganze Arbeit, die eine Fußballmannschaft mit sich bringt, nicht allein stemmen muss. Die Führungscrew besteht in unserer Frauenmannschaft nicht nur aus mir als Sektionsleiterin, sondern aus einem ganzen Team. Beginnen wir bei Stefanie Baier, die immer ein offenes Ohr für mich hat, egal ob am Spielfeld oder in administrativen Bereichen. Bei ihr kann ich immer etwas „outsourcen“. Weiters hilft unsere Kapitänin Elisabeth Hartl, auch zu ihr kann ich mit jedem Anliegen kommen und sie betreut auch unsere facebook Seite bestens. Johanna Wernisch begleitet mich schon seit meiner Zeit beim SK-Altheim und ist mittlerweile zu meiner besten Freundin geworden, zur Hilfestellung ist sie immer bereit. Unser Trainerteam mit Lukas Vlazny und neu: Michel Baier, beide übernehmen trotz voller eigener Auslastung immer noch eine Aufgabe, wenn man sie braucht. Hannah Steidl Hannah hat mittlerweile ihre Karriere beendet und steht uns trotzdem immer noch zur Seite, sowohl als Schriftführerin, Kantinendame, fürs Verfassen der Stadionnews oder auch einfach, wenn man ein offenes Ohr braucht. Du siehst, ich muss alle Anforderungen nicht allein bewerkstelligen“.

Was bereitet Dir die größte Freude im Frauenfußball, was siehst Du selbst als „Belohnung“ für Dein großes Engagement an?

„Sicher freue ich mich am meisten, wenn ZuschauerInnen auch zu den Frauenspielen kommen. Jahrelang spielte ich vor leeren Tribünen, das hat sich mittlerweile geändert. Der Frauenfußball ist zwar noch nicht voll in der Gesellschaft angekommen – da haben wir noch einen langen Weg vor uns – doch das Interesse wird immer größer. Nicht nur durch Frauen und Mädchen, die sich für den Frauenfußball stark machen – sondern auch durch Männer, die dahinterstehen und uns an der Seitenlinie anfeuern. Das ist ein besonderer Lohn: wenn beim Heimspiel am Wochenende unsere zahlreichen Vereinsmitglieder dabei sind und auch unsere Herren-Kampfmannschaft zusieht und uns anfeuert“.

Helmut Pichler

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