Rassismus-Vorwürfe! Riesen-Eklat bei U16-Spiel - was geschah wirklich?

wels fclask bigDie Vorfälle beim U16-Meisterschaftsspiel zwischen dem LASK und dem FC Wels am vergangenen Samstag beschäftigen ganz Fußball-Oberösterreich. Trauriger Höhepunkt waren die schweren Rassismus-Vorwürfe des dunkelhäutigen LASK-Trainers Alexandre Gilles gegenüber Verantwortlichen und Zuschauern der Welser. Diese zeigen sich nach den Anschuldigungen tief geschockt, vermuten ein Ablenkungsmanöver. "Das tut mir so weh. Ich habe selbst einen dunkelhäutigen Spieler in der Mannschaft", sagt Coach Gerhard Gruber.

FC Wels geschockt: "Lächerlich und traurig!"

Es steht 2:1 für den LASK, als das von Schiedsrichter Josef Hahn geleitete Duell um Platz eins in der U16 Nachwuchsliga vorzeitig abgebrochen wird. Der Grund: FC Wels-Coach Gerhard Gruber Trainer Gillestritt mit seiner Mannschaft ab. Es kommt zu Tumulten, Schreiduelle sowie wüste Anschuldigungen folgen - und gipfeln in schweren Rassismusvorwürfen gegenüber den Welsern. "Ich bin total entsetzt, kann nicht glauben, was da berichtet wird. Das ist lächerlich und vor allem traurig. Jeder rassistische Trainer ist bei uns völlig fehl am Platz, jeder weiß, wie groß der Ausländeranteil beim FC Wels ist", zeigt sich Wels-Obmann Stellvertreterin Tamara Schröttner-Brandmair schwer geschockt von den Vorwürfen des dunkelhäutigen LASK-Trainers. Tatsächlich stehen im Kader der Welser mehrere Akteure von nichtösterreichischer Herkunft, darunter auch dunkelhäutige Spieler aus Ägypten und Kamerun. 

"Habe es selbst von der Weite gehört!"

Dennoch ist der Fall für Schiedsrichter und LASK-Nachwuchsleiter Josef Hahn klar: "Ich habe es selbst von der Weite gehört, Eltern und der gegnerische Trainer haben unseren Trainer rassistisch beschimpft. Ich habe es selber ehrlicherweise nur von der Entfernung gehört, es gibt aber weitere Zeugen. Eltern von Kindern, die bei uns in einem anderen Jahrgang spielen, haben es gehört, Eltern von unseren Kindern und auch neutrale Zuschauer. Was ich selbst wirklich genau gehört habe, war "Scheiß Neger". Aus welchem Mund das gekommen ist, ist nicht einfach zu sagen. Mir hat aber unser Trainer gesagt, er habe genau vernehmen können, dass das aus dem Mund vom Welser Trainer gekommen sei. Ich bin selbst völlig am Boden. Ich bin in meinem Beruf als Betriebsrat bei der GESPAG (OÖ Gesundheits- und Spitals-AG) ein Beschützer der Menschen", sagt Hahn.

"Das nagt so sehr an mir!"

Unterstellungen, die Wels-Coach Gerhard Gruber aufs Schärfste zurückweist. "Das ist das höchste, was ich heute gehört habe und das werde ich nicht auf mir sitzen lassen. Es ist schwer für mich, mich zu verteidigen, weil der LASK wahrscheinlich 50 Eltern hat, die sagen werden, dass ich das gesagt hätte. Das Einzige, was ich zu ihm gesagte habe, war: 'Habt ihr das nötig, dass wir das Spiel so zu Ende bringen müssen?' Daraufhin hat er mich angeschrien und ist auf mich losgestürmt. Ein paar Leute haben ihn zurückgehalten, ich habe dann kein Wort mehr zu ihm gesagt, bin ganz normal weitergegangen", stellt Gruber klar. Er habe eine portugiesische Frau, einen Schwarzen, einen Kroaten, einen Bosnier in der Mannschaft. Von ihm werde es nie eine ausländerfeindliche Aussage geben, weil für ihn alle Menschen gleich seien, betont er weiter. "Solche Aussagen tun mir so weh, das arbeitet mich innerlich so auf. Das nagt wirklich sehr an mir."

Ablenkungsmanöver vermutet 

Obmann Stellvertreterin Schröttner-Brandmair kann das nur bestätigen. Sie lege ihre Hand für Gruber ins Feuer. Auch von den Zuschauern seien keine rassistischen Beschimpfungen gekommen. Die einzige Beleidigung sei von einem Vater gefallen, der den Linienrichter als "blöde Sau" beschimpft habe. Man habe ihn daraufhin sofort zurechtgewiesen, verrät die Funktionärin. Sie vermutet ein Ablenkungsmanöver des LASK: Man wolle damit anscheinend vom Auftreten von Alex Gilles ablenken. Der Vorwurf: Er soll unter anderem während des Spiels den Welser Trainer sowie Eltern mehrmals lautstark beschimpft haben und durch aggressives Verhalten aufgefallen sein. 

Das sagen die Außenstehenden

Unterstützt wird sie in ihren Aussagen von zahlreichen anderen Vereinen der Liga. Bei Begegnungen mit der von Alexandre Gilles betreuten Nachwuchsmannschaft des LASK soll es immer wieder zu einigen Unstimmigkeiten sowie ungebührlichem Verhalten des Übungsleiters gekommen sein. Das wurde von weiteren Klubs der U16 Nachwuchsliga in aller Deutlichkeit gegenüber ligaportal bestätigt. Gilles erhält aber auch Unterstützung. 2012 war er als Co-Trainer beim FC Münzkirchen tätig. Sektionsleiter Johann Öllinger: "Alle waren sehr begeistert von ihm. Er hat eine sehr gute Ausbildung, war selber ein guter Fußballer. Er hat einen sehr guten Zugang zu den Spielern, ist ein guter Motivator und enorm ehrgeizig. Menschlich ist er locker drauf, und bei Spielern und Zuschauern sehr beliebt. Dazu kam der Charme mit seiner Mischung aus Englisch, Deutsch und Hochdeutsch." 

Vorverlegung als Ausgangspunkt

Doch wie kam es überhaupt zu den Tumulten? Erster Ausgangspunkt waren Unstimmigkeiten im Vorfeld der Begegnung. Zunächst auf Grund eines Vorverlegungswunsches der Linzer. Ursprünglich war die Partie nämlich um 16:30 angesetzt worden, der LASK erbat einen Anstoß um 16:00 - auf Grund des fehlenden Flutlichts auf der Sportanlage in Zöhrdorf. Davon setzten die Linzer den Gegner erst am Donnerstag in Kenntnis, den Verband am Freitag. Der FC Wels unterstellt dem LASK Absicht: "Im Nachhinein ist das für mich sehr fraglich. Dass die Anlage kein Flutlicht hat, wusste man", prangert Obmann Stellvertreterin Tamara Schröttner-Brandmair an.

Daraus ergab sich das Dilemma, dass man kurz vor Spielbeginn plötzlich ohne Schiedsrichter dastand. "Das Spiel war schon besetzt gewesen. Wenn man aber eine zeitliche Verlegung vornimmt, wird der Schiedsrichter vom System automatisch abbestellt. Steht er dann nicht mehr zur Verfügung, wird er auch nicht nachbesetzt, weil einen Tag vorher finden keine Besetzungen mehr statt. Kontaktiert man den Schiedsrichter persönlich, hat man in so einem Fall normalerweise kein Problem. Ich unterstelle ihnen daher, dass das von der Optik her grundfalsch war, weil sie das wissen hätten müssen", sagt Schröttner-Brandmair weiter. 

LASK-Nachwuchsleiter Josef Hahn setzt sich zur Wehr. "Wir haben geschaut, wie sich das in Sachen Dunkelheit entwickelt und haben zugewartet. Dann haben wir den Entschluss gefasst, mit Wels zu reden, sodass wir das Spiel von Auwiesen nach Zöhrdorf verlegen, damit wir nicht am Kunstrasen spielen müssen und die Partie dafür eine halbe Stunde vorverlegen. Die Welser haben ihre Zustimmung gegeben. Wir haben die Anfrage an den Verband geschickt, das Spiel zu verschieben. Das wurde gemacht. Warum dann kein Schiedsrichter gekommen ist, kann ich nicht genau sagen", berichtet Hahn. 

Nachwuchsleiter übernahm Spielleitung

In Absprache mit Trainern und Verantwortlichen stellte sich Hahn nach langen Diskussionen selbst zur Verfügung, das Spiel zu leiten. Da die Welser keinen Hilfsschiedsrichter mit dabei hatten, stand als weitere Alternative nur eine Absage im Raum. Der Nachwuchsleiter erklärte sich bereit - "für den guten Zweck, damit die Jungs zum Spielen kommen", sagt er. Eine Entscheidung, die er bitter bereut: "Aus heutiger Sicht - nie wieder." Das Unheil nimmt seinen Lauf, die Welser fühlen sich massiv benachteiligt. "Der Schiedsrichter war überfordert. Er hat nach dem Spiel selbst gesagt, er hatte vorher noch nie ein Spiel geleitet. Er hat den Linienrichter dauernd gefragt, was er tun solle, hat auch im Computer danach nichts eintragen können." Trainer Gerhard Gruber schlägt in die gleiche Kerbe: "Die Rote Karte zu Beginn war noch völlig korrekt. Im Laufe des Spiels hat sich immer mehr die Tendenz ergeben, dass Fouls übersehen worden sind. Ab dem 1:1 ist dann gar nichts mehr gepfiffen worden." Schiedsrichter Hahn hält dagegen: Komischerweise habe der Ausgleich von Wels bei den Zuschauern Gehässigkeit ausgelöst. Es habe dann einige schwierige Entscheidungen gegeben, so der Nachwuchsleiter. Eigentlich wären diese Aktionen mit einer Blauen Karte gegen die Welser zu ahnden gewesen, aber in seiner gutmütigen Art habe er es bei Verwarnungen belassen.

FC Wels trat ab

Weil Gruber eine massive Gefährdung der Gesundheit seiner Spieler befürchtete, trat er mit seiner Mannschaft ab. Es sei ihm klar gewesen, dass die Partie dann mit 0:3 gewertet werden würde. "Irgendwo gehören aber Grenzen aufgezeigt", erklärt der Coach. Das Fass zum Überlaufen brachte die Vorgeschichte zum 2:1 für den LASK. "Im Mittelfeld wurde ein Spieler von uns umgeschnitten, er hat geschrien vor Schmerzen." Die Szene lief weiter, aus abseitsverdächtiger Position erzielten die Schwarz-Weißen die Führung. "Sogar der LASK-Spieler hat sich bei unserem Spieler sofort entschuldigt, alle sind gestanden und haben nur auf den Pfiff gewartet. Das Tor war dann eineinhalb Meter Abseits, während unser Spieler noch immer am Boden gelegen ist", sagt eine erzürnte Tamara Schröttner-Brandmair. "Es war ein Laufduell, kein Foul. Und es war absolut kein Abseits, das haben sogar die Zuschauer von Wels selbst gesagt", entgegnet Schiedsrichter Hahn. 

Neuaustragung wahrscheinlich

Das Abtreten der Welser ist die Folge, es folgen wüste Diskussionen, die ihren negativen Höhepunkt in den Rassismus-Vorwürfen finden. Der Ball liegt nun beim Oberösterreichischen Fußballverband, eine Neuaustragung gilt als wahrscheinlich. Einer solchen haben auch beide Trainer bereits zugestimmt. Eines ist fix: Abgehakt sind die Vorfälle lange nicht, weitere hitzige Diskussionen werden wohl folgen. 

Redaktion

Foto: fc-muenzkirchen.at

Sichere dir bis zu 100€ als Freiwette und wette auf deine Lieblingssportarten.