Der Fußball und der Tod

„Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.“ Es waren die berührendenoberndorfinger_komm.jpg Worte von Vaclav Havel, die Teresa Enke nach dem Tod ihres Mannes Robert auf den Partezettel diktierte. Und auch wenn die Umstände des Ablebens des deutschen Torhüters mit jenem von Norbert Hubinger völlig different sind, so sind die Begleiterscheinungen der Tragödien die selben. Warum? Weil es sich um Menschen gehandelt hat, die in der Öffentlichkeit gestanden sind. Weil sie in ihren Vereinen das Um und Auf waren. Und weil jenen, die den Verstorbenen sehr nahe gestanden sind, in ihren schmerzhaften Tagen der Trauer nicht die Ruhe und Einkehr gegönnt werden kann, die den Hinterbliebenen normalerweise zuteil wird – weil eben aufgrund des öffentlichen Interesses die Ereignisse auch medial dokumentiert werden.

Diese Tatsache ist ein sichtbares Merkmal, wie der Tod im Spannungsfeld des Fußballs spezielle Begleiterscheinungen nach sich zieht. Ein anderes, dass er auch schnell wieder verdrängt wird, dem Alltag weichen muss. Wohl deshalb, weil Emotionalität, Spannungsaufbau und sportliche Schlagzeilen der Ausrichtung der medialen Berichterstattung eher zielführend sind als Tragödien und Tränen. Die Fans auf den Tribünen ihr schlechtes Gewissen so besser ablegen, wenn sie ihre Mannschaft bejubeln. Den Trainern und Spielern die Freude über Tore und Siege einfacher fällt. Diese Thesen klingen in Anbetracht der tragischen Ereignisse in Weißkirchen freilich brutal – und sind doch so realitätsnah. Aber: Die mediale Reflexion in diesem großem Ausmaß, die tiefe Erschütterung über die Horrornachricht und die berührend ehrliche und aufrichtige Anteilnahme von zahlreichen Akteuren in Fußball-Oberösterreich beweisen in diesem Fall umso mehr, dass nach Norbert Hubingers Tod niemand sofort wieder zum Alltag übergehen kann.

Und all das unterstreicht zudem, wie sehr der 52-Jährige über seine Familie und den ATSV Sattledt hinaus geschätzt worden ist. Respekt, den man sich gerade im Fußballgeschäft erst einmal erarbeiten muss. Udo Jürgens hat neulich in einem Interview behauptet: „Der Mensch lebt so lange weiter, bis der Letzte gestorben ist, der an ihn denkt.“ Hubingers Schatten wird über der OÖ-Liga noch sehr lange, über dem Waldstadion wohl ewig liegen. Dort, wo die Ziegelsteine und Holzbretter seinen aufopfernden Arbeitsschweiß aufgesogen haben. Wo eine Mannschaft spielt, die seine Handschrift trägt. Wo seit Jahrzehnten einem Leitbild gefolgt wird, dass er vorgelebt hat. Wo er am Samstag verabschiedet wird. Am Arbeitsplatz seines Lebenswerks.

Video: In Erinnerung an Norbert Hubinger

von Raphael Oberndorfinger

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