Ciao mit ?Wow?

Tor in der 78 Minute. Das nächste eine Minute später. Zwischen der 80. und 87. Minute folgen sieben weitere Treffer. Ehe der Ball in der 89. Minute oberndorfinger_komm.jpgzum letzten Mal im Netz zappelt. Es war der finale Punch zum 30:1-Sieg. So geschehen und gesehen vergangenes Wochenende in der steirischen Gebietsliga beim Spiel St. Lorenzen gegen St. Stefan. Und ja, die Sportart hieß tatsächlich Fußball. Was in Anbetracht dieses Wissens implizieren sollte, dass es sich um ein Warm-Up eines WM-Teilnehmers gegen eine mit Kernöl vollgepumpte Ministranten-Truppe gehandelt haben muss. Tatsächlich fand das Bestschießen aber am letzten Spieltag im regulären Meisterschaftsbetrieb statt – mit dem bitteren Beigeschmack, dass St. Lorenzen nun aufgrund eines um drei Treffer besseren Torverhältnisses doch noch Meister wurde.
 
Selbst das Wort Farce wäre in Anbetracht dieser Umstände eine Untertreibung. Zumal sich vor allem St. Stefan angesichts dieser schiefen Optik einmal hinterfragen sollte. Da gilt auch nicht der vermeintliche mildernde Umstand, dass in der letzten Runde vor der Sommerpause kuriose Ergebnisse Saison haben wie derzeit sonst nur Miniröcke an den Strandbars. Wobei Ersteres ohnehin eine leidige Erscheinung mit jährlichem Replay ist. Auch wenn es für die meisten Teams sportlich um die berühmte goldene Ananas geht, die Entscheidungen im Titel- oder Abstiegskampf schon längst gefallen sind, so sollte man meinen, den Teams müsste dennoch ein anständiger Abgang in die Pause am Herzen liegen. Ein Ciao mit „Wow“. Ein Adios ohne Chaos. Und nicht ein Good-bye mit einem kräftigen „Oh wei“.
 
Umso beeindruckender, wie einige OÖ-Ligisten die für manche Spieler lästige und überflüssige, weil bedeutungslose, Zusatzbelastung gemeistert haben. Etwa Vöcklamarkt mit jenem 3:1-Sieg in Gmunden, welcher einen würdigen Meister erst zu so einem macht. Oder auch die LASK Juniors, die den Titelkampf zwar verloren, zum Schluss aber in Steyr 4:2 gewonnen haben. Oder mit Mondsee jener Prügelknabe, der trotz beziehungsweise just nach dem besiegelten Abstieg in Traun noch den ersten Auswärtssieg der Saison einfuhr. Und letztlich die Grieskirchner, die beim 5:1 gegen Sattledt den Fans nicht nur ein versöhnliches Feuerwerk boten, sondern auch gleich ein Zuckerl im Hinblick auf die neue Saison. Denn wer ein Kaliber wie Robert Lenz an Land zieht, setzt ein deutliches Zeichen. Jenes, sportlich wettbewerbsfähig sein und Siege einfahren zu wollen – anstatt mit einem 1:30 nicht nur Spiel, sondern auch den letzten Funken Ehre zu verlieren.
 
von Raphael Oberndorfinger 

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