Vorbildlich: Legionärin Jakober verzichtet auf Gehalt während der Corona-Pause

Im Herbst kam Oberösterreichs „Langzeit-Gastarbeiterin" Magdalena „Leni“ Jakober nach einem prächtigen Start bei Bundesliga-Absteiger Borussia Mönchengladbach nur mehr sporadisch in der 2. Liga zum Einsatz. Ligaportal wollte von der 26-jährigen Offensiv-Spezialistin wissen, warum, und befragte die frühere LASK- und Kleinmünchen-Akteurin auch über prägende Eindrücke ihrer Deutschland-Karriere und ihre zukünftigen Pläne.

 

Leni, wie sehr hat Euch die spontane Abbruchs-Entscheidung in der 2. Bundesliga getroffen?

„Natürlich ist es sehr schade, dass die Saison gleich zu Beginn der Rückrunde abgebrochen werden musste. Andererseits muss ich zugeben, tut es auch einmal gut, einfach herunterzukommen. Neben dem Fußball gehe ich 40 Stunden in der Woche arbeiten. Da bleibt kaum freie Zeit übrig. In der Zwangspause ist es mir wichtig, mich fit zu halten, sie schafft aber auch Zeit und Raum für andere Dinge“.

Wie hältst Du Dich in der Zwangspause fit?

„Wir haben vom Trainerteam einen Trainingsplan bekommen, welcher Lauf- und Kraft-Einheiten beinhaltet. Das Programm ergänze ich selbst noch mit Yoga. Außerdem nutze ich die Zeit, um alte Hobbies zu reaktivieren und neue zu finden. So habe ich mir beispielweise ein Cruiser Board gekauft, mit dem ich schon fleißig in der Gegend herumfahre, wenn auch noch etwas langsam“ (lacht).

In einigen Medien war zu lesen, etliche Profi-Fußballerinnen hegen angesichts der auch wirtschaftlichen Corona-Krise große Ängste, wie geht es Dir dabei?

„Ich selbst sehe mich nicht als Profi-Fußballerin, denn „Profi“ zu sein bedeutet, die Tätigkeit als Beruf ausüben zu können. Durch den Fußball habe ich zwar einen Nebenverdienst, aber: der Verein hat aufgrund der derzeitigen Situation mit großen finanziellen Einbußen zu kämpfen. Ich habe mich in Rücksprache mit unserem Koordinator der Frauen- und Mädchenabteilung daher bereit erklärt, für die spielfreie Zeit komplett auf mein Gehalt zu verzichten, da ich aufgrund meiner Haupttätigkeit noch genügend Einkommen habe“.

Könnte Borussia Mönchengladbach als Frauenteam auch finanzielles Unheil drohen?

„Denke ich nicht, weil die Kosten der Frauenabteilung nur einen sehr kleinen Teil des Budgets der Borussia betragen“.

Wären Geisterspiele zur sportlichen Fortsetzung der Meisterschaft eine Lösung?

„Im Gegensatz zu den Männern halten sich die Zuschauerzahlen im Frauenfußball doch in sehr bescheidenen Grenzen. Wir sind es gewohnt, vor nur wenigen hundert Zuschauern zu spielen“.

Wie bilanzierst Du Dein persönliches Abschneiden in der Herbstmeisterschaft?

„Im Herbst habe ich mehr als die Hälfte der Spiele aufgrund einer hartnäckigen Schleimbeutelentzündung im Fuß verpasst“.

Bisher hast Du in 69 Spielen als Legionärin mitgewirkt, was ist Dir davon als positivste Erinnerung im Gedächtnis geblieben?

„Einer der schönsten Momente war natürlich mein erstes Bundesligaspiel mit dem FF USV Jena auswärts gegen die SGS Essen. Ich wurde beim Stand von 1:2 eingewechselt und wir haben am Ende noch den Ausgleichstreffer erzielt. Für mich war dieses Spiel eine Belohnung für langjähriges, hartes Training und bedeutete gleichzeitig, dass mein Traum in Erfüllung gegangen ist“.

  Woran denkst Du nicht so gerne zurück in Deiner Karriere?

„Während meiner Karriere hatte ich schon mit einigen Verletzungen zu kämpfen. An die vielen anstrengenden Reha-Einheiten und die vielen Aufbautrainings, um wieder fit zu werden, denke ich nicht so gerne zurück“.

Derzeit spielen etliche ÖFB-Internationale in der 1. und 2. Deutschen Bundesliga, hast Du persönlichen  Kontakt?

„Wenn ich im Spiel auf andere Österreicherinnen treffe, wie beispielsweise im letzten Jahr auf Sarah Zadrazil bei Turbine Potsdam oder Katharina Schiechtl bei Werder Bremen, da unterhalten wir uns vor oder nach dem Spiel. Außerhalb des Platzes gibt es keinen Kontakt.“

Aus Oberösterreich ist Deine Landsfrau Laura Wienroither bei der TSG Hoffenheim tätig, verfolgst Du ihren Werdegang?

„Wie bei allen anderen Österreicherinnen, die im Ausland spielen, verfolge ich auch ihren Werdegang mit großem Interesse“.

Wo bist Du derzeit beruflich engagiert?

„Nach dem Abschluss meines Master-Studiums der Bildungswissenschaften in Würzburg und der Übersiedlung nach Mönchengladbach bin ich nun schon seit über einem Jahr als Referentin für berufliche Bildung bei der Firma WBS Training, Mönchengladbach, beschäftigt“.

Siehst Du Deine berufliche und sportliche Zukunft in Deutschland?

„Irgendwann möchte ich schon wieder zurück nach Österreich. Allerdings, wann das sein wird, kann ich aus jetziger Sicht nicht sagen, das hängt aber auch von den Möglichkeiten für meine berufliche Weiterentwicklung ab“.

Wie schätzt Du die Chancen des Frauen-A-Teams Österreichs ein, an der EM 2022 in England teilzunehmen?

„Ich traue es ihnen schon zu, vorausgesetzt, sie bleiben von Verletzungen weitgehend verschont“.

Wie eng ist während der „normalen“ Zeit der Kontakt zu Deiner Heimat Linz?

„Ich telefoniere beinahe täglich mit meiner Familie und meinen Freunden. Mein Papa kommt mich alle zwei, drei Monate besuchen“.

Vielen herzlichen Dank für Deine Ausführungen, ganz viel Glück und Erfolg weiterhin im Sport und im Beruf!

 

Helmut Pichler 

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