„Rekordlerin“ Jankova nahm sich nur für das Nationalteam eine kleine „Auslands-Auszeit“

Mit drei Jahren kam Bilia Jankova aus Bulgarien nach Linz, mittlerweile kann auch das sattsam bekannte Virus die 300-Spiele–Marke der Kematen-Piberbach-Torhüterin nur hinauszögern, aber nicht verhindern: der „eiserne“ Rückhalt des LSC Linz, Union Wolfern, WSC Hertha, des Zweitligisten Union Geretsberg und des aktuellen Viertplatzierten der O.Ö. Liga sprüht schon wieder vor Ehrgeiz, ins Training einzusteigen und hofft inständig, in absehbarer Zeit das „Rekordspiel“ in Angriff nehmen zu können. Ihren Karriereverlauf ließ die Langzeit-Stütze für Ligaportal Revue passieren.

 

Bilia, wann begann Ihre fußballerische Laufbahn?

"Mit zwölf Jahren kickte ich im gemischten Team des SK St. Magdalena und wechselte 2007 zu den LASK Ladies, dem späteren LSC Linz, wo ich im Frauenfußball startete und sowohl im A-Team als auch in der ehemaligen 1b-Mannschaft aktiv war".

Wer trug beim ehemaligen Bundesligisten das „Einser-Leiberl“?

„Babsi“ Gabriel, die mir durch ihre Sprungkraft und ihren großen Ehrgeiz enorm imponierte. Mit meinen 1,88 zähle ich ja zu den größeren Spielerinnen, aber zu Barbara habe ich immer aufgeschaut und sie mir als ganz großes Vorbild genommen. An ihren Leistungen habe ich immer meinen eigenen Status messen können. Als Gabriel dann weg war, habe ich zu meiner eigenen Leistungssteigerung bei den Burschen des SV Chemie das Torhüter-Training mitgemacht, weil ich mich zu wenig gefordert fühlte".

Sie waren bis dato fast durchwegs in Oberösterreich tätig, warum die Ausnahme 2013/14?

"Als bulgarische Staatsbürgerin hatte ich mir in den Kopf gesetzt, dort auch in der Nationalmannschaft zu spielen. Ich bekam durch Vermittlung der ehemaligen Wacker Innsbruck Spielerin Aysel Ahmedova auch ein Engagement in der dortigen obersten Spielklasse bei Spartak Varna,  absolvierte dann ein Freundschaftsspiel mit Bulgariens Auswahl gegen Griechenland und stand auch im Kader für das zweite Testspiel gegen Mazedonien sowie fix im Nationalkader. Kurz vor diesem zweiten Match knickte ich im Training um und musste w.o. geben. Anschließend wurde aber auch die finanzielle Unterstützung des Frauenfußballs sehr stark eingeschränkt. ich hätte die Möglichkeit gehabt, mit einer Freundin nach Russland zu wechseln, aber der Frauenfußball genießt dort nicht den Stellenwert wie etwa in Deutschland, England oder Frankreich. Im Zusammenhang mit der großen Entfernung und auch aus familiären Gründen, meine Mutter lebt in Linz, wollte ich dieses große Risiko nicht eingehen. So kehrte ich nach Oberösterreich, zum LSC, zurück".

Wie ging es nach dem Comeback beim LSC weiter?

"Nach einem halben Jahr erhielt ich ein Angebot der Union Wolfern und nahm an. Weil aber abzusehen war, dass Wolfern nicht mehr in der 2. Liga spielen wollte und nicht sicher war, ob nicht der Abstieg sogar bis in die unterste Frauenklasse führen würde, was ich mir altersmäßig nicht mehr zumuten wollte, wechselte ich zum WSC Hertha. Nach dessen Auflösung im Frühjahr 2019 spielte ich ein halbes Jahr beim Zweitligisten Union Geretsberg".

Warum kam es zur Übersiedlung zu Kematen-Piberbach?

"Aus beruflichen Gründen war die Entfernung nach Geretsberg auf Dauer nicht mehr zu schaffen, obwohl ich mich im Innviertel sehr wohl gefühlt habe. Ich habe bei meinen längeren Reisen ins Innviertel keinen einzigen Kilometer bereut, den ich zurücklegen musste, denn das Training dort war für mich das Beste, das ich in allen meinen Vereinen vorgefunden habe. Diese Mannschaft ist mit ihrer vorbildlichen Trainingsbeteiligung und ihren Leistungen für mich die Nummer eins in Oberösterreich, weil sie sich mit Eigenbau-Spielerinnen in der 2. Bundesliga behauptet. Da ist sich keine zu schade, für die andere zu kämpfen und zu spielen".

 Zurück zum Herbstdurchgang,  sind Sie zufrieden mit dem Abschneiden?

"Jein, als Aufsteiger auf Zwischenplatz vier zu landen, ist großartig, andererseits wäre sogar mehr drinnen gewesen."

Warum?

"Im letzten Spiel dominierten wir das Match gegen Taufkirchen, mussten eigentlich einen „Dreier“ machen, womit wir mit 18 Zählern nur drei Punkte hinter Herbstmeister Krenglbach auf Platz drei gelandet wären, mussten aber nach dem 1:2-Rückstand dann noch froh sein, in der letzten Minute den 2:2-Ausgleich zu schaffen".

Welches Ereignis würden Sie als schönstes Erlebnis in Ihrer  langen Laufbahn bezeichnen?

"Als es vor einigen Jahren mit dem LSC um den Meistertitel ging, standen wir im letzten Spiel daheim gegen Nebelberg unter Siegzwang, ich kam nur deshalb zum Einsatz, weil Ramona Kohlberger verhindert war, stand unter Dauer-Beschuss, konnte etliche schwierige Bälle halten, schrammte knapp an einer „Roten“ wegen Torraub vorbei und dann gelang uns in der letzten Minute aus einem „lucky punch“ noch der der 1:0-Siegtreffer, einfach unvergesslich, mein bestes Spiel".

Große Enttäuschungen waren sicher  auch dabei?

"Ja, zwei Situationen sind mir da in der Erinnerung haften geblieben: sicherlich das Missgeschick mit der bulgarischen Nationalmannschaft vor dem Mazedonien-Spiel und dann meine Verletzung zwei Tage vor dem o.ö. Cupfinale im Mai 2016. Mit Wolfern traf ich  im Endspiel auf Garsten und  brach mir vorher einen Finger im Training. Trainer Michael Windisch wollte kein Risiko mit einer verletzten Torhüterin eingehen und so wurde ich erst ab der 60. Minute beim Stand von 0:2 eingewechselt, blieb dann zwar ohne Gegentreffer, aber den Pokal haben wir verpasst."

Ihre große Begeisterung für den Fußball blieb aber auch während der aktuellen Zwangspause auf dem grünen Rasen ungebrochen?

"Mein Beruf als Personalmangerin bei HOGO, Wels, und Fußball sind meine zwei wichtigsten Fixpunkte, ich betreibe den Sport mit ganz viel Leidenschaft. So beginnt meine Vorbereitung auf ein Spiel auch schon zwei Tage vorher, dabei stimme ich mich schon mental auf die Begegnung ein. Ich analysiere anhand von Videos Spiele, achte auf die Schusstechnik von Stürmerinnen, ihre Vorliebe für die bevorzugten Torecken bei Elfmetern usw. Nach meiner aktiven Karriere möchte ich auch gerne als Trainerin arbeiten, einen Trainerschein habe ich schon in der Tasche".

Wie haben Sie sich in den letzten Wochen in Schuss gehalten?

"Von Cheftrainer Christoph Söllradl bekamen wir ein detailliertes Fitnessprogramm, Harald Hel stellte für uns Koordinations-Übungen zusammen. Wir sind sicher alle topfit und freuen uns schon auf das Training in Kleingruppen am kommenden Montag".

Sind dabei Torhüterinnen bevorzugt?

"Ja, da wir alle Bälle berühren dürfen (lacht), im Gegensatz zu den Feldspielerinnen, die nur ihren eigenen Ball anfassen sollen".

Ihr größter Wunsch?

"Außer bester Gesundheit für alle, dass ein Start in die  Meisterschaft im Herbst möglich wird und es wieder einen Vergleich mit den anderen Teams gibt".

Herzlichen Dank für das ausführliche Gespräch und ganz viel Glück für Ihre weiteren sportlichen Pläne!

 Sucht im Frauen- Fußball immer wieder neue Herausforderungen: Bilia Jankova (Foto aus 2019: Helmut Pichler) 

 

Helmut Pichler 

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