Ungeschlagener Meister punktete mit mannschaftlicher Geschlossenheit

altIn der Sommerpause erkundigte sich Helmut Pichler beim Sektionsleiter und Co-Trainer der Union Vöcklamarkt-Ladies, Harald Wagner, nach dem Erfolgsgeheimnis des Meisters der Frauenklasse West und holte auch noch einige Statements zu allgemeinen Anliegen des Frauenfußballs ein.



Herr Wagner, zum Titel herzlichen Glückwunsch. Haben sie bzw. ihr Team schon im Herbst 2011 mit dem ersten Platz  gerechnet?

"Danke für die Glückwünsche! Vor Beginn der Meisterschaft haben wir sicherlich nicht mit dem Gesamtsieg gerechnet. Wir haben Geretsberg 1b und auch Munderfing stärker eingeschätzt."

Geretsberg 1b hatte am Ende nur einen Punkt Rückstand, obwohl Vöcklamarkt in 14 Spielen ungeschlagen blieb, kamen da zwischendurch Zweifel am Meistertitel wegen der hartnäckigen Verfolgerinnen auf?

"Ja, vor allem nach dem Punkteverlust in Munderfing (2:2), als wir die Tabellenführung zwischenzeitig an Geretsberg abgeben mussten. Es hätte uns natürlich leicht passieren können, dass wir ohne Niederlage trotzdem nur den zweiten Platz belegt hätten. Gott sei Dank hat aber dann auch Geretsberg gegen Aspach/Wildenau nur ein Remis erreicht und dadurch kamen wir wieder zurück ins Titelrennen."

Worin sehen sie persönlich die Erfolgsfaktoren: Trainercrew, Spielerinnen, Trainingslager, Spielglück… ?

"Der ausschlaggebende  Erfolgsfaktor ist sicherlich unsere mannschaftliche Geschlossenheit. Wir haben derzeit eine gute Mischung zwischen erfahrenen Spielerinnen, die konstant starke Leistungen bringen und jungen, talentierten Spielerinnen, die permanent dazulernen, zur Freude von Meistertrainer Albert Zauner und mir als Co- Trainer. Natürlich gehört auch immer wieder Spielglück dazu, das ist klar. Vor allem ist auch sehr wichtig, dass man vom Verletzungspech verschont bleibt, denn wenn einige starke Spielerinnen ausfallen, kann sich das Blatt schnell wenden."

Stellen sie bitte den Usern ein wenig das Meisterteam vor: Wann und von wem wurde das Erfolgsteam gegründet, wie viele Spielerinnen umfasst Ihr Kader, welche altersmäßige Bandbreite ist gegeben, wie oft wird wöchentlich trainiert?

"Begonnen haben wir in Vöcklamarkt mit dem Frauenfußball im Herbst 2008. Am Beginn war es jedoch nur eine Hobbymannschaft, die an Hobbyligen teilgenommen hat. Natürlich ist die jetzige Mannschaft mit der „Pionierinnen-Elf“ nicht mehr vergleichbar. Es sind zu unseren jungen Talenten aus dem  Nachwuchs mit der Zeit vor allem erfahrene Spielerinnen dazugekommen. In dieser Hinsicht haben wir natürlich auch davon profitiert, dass sich einige andere Frauenmannschaften aufgelöst haben, wie z.B. Oberhofen, Kammer/Aurach oderalt Schneegattern. Derzeit umfasst unser Kader in etwa 30 Spielerinnen. Darunter sind aber auch einige junge Spielerinnen, die aus Altersgründen noch nicht in der Kampfmannschaft eingesetzt werden können. Die jüngste Spielerin, die ab jetzt in der Kampfmannschaft eingesetzt werden darf, feierte vor ein paar Tagen ihren 14. Geburtstag, die älteste Spielerin, Kapitänin Hilde Kalleitner, ist trotz oder gerade wegen ihrer 41 Jahre nach wie vor eine unentbehrliche und großartige Stütze für unser Team, das aus folgendem Kader gebildet wird: Laura Dalgerer, Elisabeth Pichler, Hildegard Kalleitner, Sarah Katherl, Julia Kroismayr, Manuela Lugstein, Stefanie Plasch, Andrea Wagner, Magdalena Wiespointner, Denisa Chis, Zerina Cosic, Sabrina Gansterer, Theresa Gruber, Eva Grünsteidl, Sabrina Daxer, Sandra Kapsamer, Tamara Muhr, Melanie Neuwirth, Carina Preihs, Birgit Zopf, Ruzica Gabric, Lena Alisa Ossmann, Djella Sadiku, Tamara Lechner und Rosemarie Schrattenecker."

Welche Schichtung weist Ihr Team auf, anders gefragt: Überwiegen Schülerinnen, Studentinnen oder berufstätige Mädchen und Frauen?

"Aufgrund der großen altersmäßigen Bandbreite sind natürlich alle Gruppen vertreten."

Welche Wertschätzung genoss und genießt das UVB-Frauenteam innerhalb des Gesamtvereines, abgesehen vom aktuellen Meistertitel?

"Ich kann mit berechtigtem Stolz behaupten, dass der Frauenfußball in Vöcklamarkt innerhalb des Vereins eine große Wertschätzung genießt und wir auch von allen Seiten respektiert und unterstützt werden. In einem so großen Verein mit einer so erfolgreichen Herren-Kampfmannschaft ist das keine Selbstverständlichkeit! Das gute Umfeld ist auch der Grund, warum wir Spielerinnen von auswärts dazu gewinnen konnten,  für die UVB Ladies zu spielen."

Wie schätzen sie die Spielstärke der drei oberösterreichischen Frauenklassen ein: Grundsätzlich gleichwertig oder ragt eine Klasse  leistungsmäßig heraus?

"Wenn man sich das Abschneiden der Mannschaften im OÖ Frauencup ansieht, dann denke ich, dass die drei Frauenklassen ziemlich gleich stark sein dürften. Natürlich gibt es in jeder Klasse auch Mannschaften, die etwas abfallen, aber die Spitzenteams  in den drei Ligen halte ich für ziemlich ausgeglichen.  Es wird auch sehr interessant, wie sich die drei Meister, die übrigens alle aus dem Bezirk Vöcklabruck kommen, in der OÖ Frauenliga behaupten können."

Dazu auch noch die Frage: Würden sie eine weitere vertikale Gliederung mit zwei oder drei Regionsligen für sinnvoll erachten?

"Nachdem leider auch immer wieder Mannschaften „wegsterben“,  bin ich mir da nicht so sicher, ob man die vertikale Gliederung weiter forcieren sollte. Ich würde eher dazu neigen, die Regionsliga Innviertel, die ja als einzige Liga noch unter den drei Frauenklassen steht, an das Niveau der Frauenklassen heranzuführen und vielleicht später in die Frauenklassen zu integrieren oder sogar eine weitere (vierte) Frauenklasse daraus abzuleiten."

Gott sei Dank ist momentan ein Boom an neuen Frauenteams zu beobachten, erschwert dies andererseits die Rekrutierung des eigenen Kaders?

"Ja, es entstehen immer wieder neue Mannschaften, was sehr positiv ist,  aber wie ich vorhin schon erwähnte, fallen leider auch immer wieder Teams weg. Alleine aus der Frauenklasse West sind heuer mit Munderfing und Frankenburg zwei Mannschaften weggefallen. Dazu hat auch Geretsberg mit der 1b zu spielen aufgehört, weil der Kader für zwei Mannschaften nicht ausreichte. Manchmal glaube ich, dass es für manche Verein mit kleinen Kadern überlegenswert wäre, sich eher zu Spielgemeinschaften zusammenzufinden, als alleine das Experiment Meisterschaft zu wagen."

Thema Finanzen: Finden Sie den derzeitigen Modus der Ablösen, Leihgebühren usw. bei Vereinswechsel richtig? Sollten die Kosten der  „Ausbildungsvereine“ von Seiten der höherklassigen Klubs mehr berücksichtigt werden bzw. wären höhere „Ausbildungsvergütungen“ notwendig?

"Eine wirklich schwierige Frage. Derjenige Verein, der als sogenannter „Ausbildungsverein“ permanent Spieler oder Spielerinnen verliert, wird danach trachten, dass die Ausbildungsentschädigung möglichst hoch ist, jene Vereine, die nur „überleben“ können, wenn sie zukaufen, werden die Sache natürlich ganz anders sehen. Ich persönlich halte nichts davon, dass man die Ausbildungsentschädigungen in astronomische Höhen hochschraubt, denn es muss für Amateurspieler möglich bleiben, den Verein zu wechseln, vor allem wenn sie sich dadurch sportlich verbessern können. Das gilt auch für die Frauen. Natürlich soll auch der Verein, der SpielerInnen ausbildet, seine Kosten ersetzt bekommen, das ist ganz klar. Ich glaube somit, dass das jetzige System ganz OK ist."

Wenn man die Kosten des Meisterschaftsbetriebes und des Cups betrachtet, wären nicht für sämtliche Frauen-Spielklassen ein Liga-Sponsor- bzw. ein Unkosten-Fonds mit mehreren Sponsoren vom OÖFV anzustreben?

"Das wäre natürlich eine super Sache, ich fürchte jedoch, dass das noch eine längere Zeit auf sich warten lassen wird, weil der Vermarktungswert des Frauenfußballs traurigerweise  in Österreich noch viel zu gering ist! Leider ist der Frauenfußball medial so gut wie gar nicht vorhanden, wenn man sich zum Beispiel die „Berichterstattung“ der großen Tageszeitungen ansieht. Und solange sich daran nichts ändert, wird es auch für Sponsoren nicht attraktiv sein, nennenswerte Beträge in den Frauenfußball zu investieren."

Kurz zur Schiedsrichterbesetzung: In der abgelaufenen Meisterschaft konnten sehr viele Spiele der Frauenmannschaften nicht mit  Verbandsschiedsrichtern besetzt werden. Sehen sie darin eine Wettbewerbsverzerrung bzw. wie könnte ihrer Meinung nach hier Abhilfe geschaffen werden?

"Das ist natürlich ein großes Problem, zumal leider dann auch noch viele Hilfsschiedsrichter zum Einsatz kommen, die für den  Frauenfußball leider nicht  den nötigen Ernst entgegenbringen."

Die Härte nimmt meiner Ansicht nach auch im Frauenfußball - sogar in Testspielen zu. Soll hier dem übertriebene Ehrgeiz aus gesundheitlichen Gründen von Trainern, Schiedsrichtern usw. nicht gegengesteuert werden?

"Ja, auf jeden Fall. Ich glaube aber auch, dass manchmal auch diese sogenannte übertriebene Härte von fehlenden koordinativen Fähigkeiten mancher Spielerinnen herrührt. Es sollte meines Erachtens ein permanenter Trainingsschwerpunkt eines jeden Frauenfußballtrainers sein, die Koordination, vor allem die Beinschnelligkeit zu verbessern. Schnelleres Reaktionsvermögen in Zweikämpfen würde sicherlich mancher  Härteeinlage entgegenwirken."

Sehen sie bei Ihrem Verein eine Möglichkeit, das Frauenteam„Vorspiele zu Meisterschaftsspielen bestreiten zu lassen?

"Wir arbeiten daran, haben aber leider das „Problem, dass vor Spielen unserer Kampfmannschaft eine Stunde lang der Platz für das Aufwärmen frei sein muss. Es wäre aber für unsere Mädels und auch für uns Betreuer ein Traum, einmal vor einem gut besuchten Regionalliga-Heimspiel unserer Herren spielen zu können."

Wird es Verstärkungen für die UVB-Ladies in der OÖ Frauenliga geben, wenn ja, welche?

"Der Zugang einer Spielerin, die eine echte Verstärkung sein könnte, zeichnet sich ab, ist aber noch nicht konkret, weshalb ich auch noch keine Namen nennen möchte. Darüber hinaus liegt unser Schwerpunkt heuer auf der Festigung der bestehenden Mannschaft und dem Einbau einiger weiterer junger Spielerinnen, die großes Talent besitzen."

Ihre Erwartungen in der höheren Spielklasse?

"Primär der Klassenerhalt. Wir haben uns vorgenommen, von Spiel zu Spiel zu denken und eine gute Leistung zu bringen. Schön wäre natürlich, wenn wir mit dem Abstiegskampf nichts zu tun hätten, aber das wird bei der ausgeglichen 10er Liga mit drei Absteigern gar nicht so einfach sein."

Soweit es nicht ohnehin schon bisher geschehen ist: Was wollten Sie der Sportöffentlichkeit (Medien, Fans, Verband ….. )  immer schon einmal über Frauenfußball sagen?

"Wie ich vorhin schon erwähnt habe, würde ich mir vor allem wünschen, dass der Frauenfußball medial mehr Aufmerksamkeit erhält. Das würde auf vielen Ebenen helfen: Einerseits wäre es für Sponsoren attraktiver, andererseits würde es den Vereinen auch helfen,  junge Spielerinnen für den Fußballsport zu gewinnen."


Dr. Helmut Pichler

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