Torfabrik schrammte knapp am Start-Zielsieg vorbei

Nur nach einer einzigen Runde, dem Abschluss-Heimspiel im Herbst gegen Windischgarsten (0:2), thronte der souveräne Leader Union  Mondsee nicht an der Tabellenspitze der Frauenklasse Ost und verpasste damit die Herbstkrone. Allerdings musste Winterkönig Windischgarsten schon nach der ersten Frühjahrsrunde die kurzzeitige Führung wieder abgeben. Helmut Pichler unterhielt sich exklusiv für unterhaus.at  mit Trainer Werner Kemetinger und seinem scheidenden Co- Trainer Josef Jelinek im Doppel-Interview ausführlich über den dritten Meistertitel der (Mond-)“Seemädchen“ in Folge.


Herzlichen Glückwunsch  zum neuerlichen Meistertitel, wart ihr immer vom Titelgewinn überzeugt?

Werner Kemetinger: "Eine gewisse Unsicherheit kam in der Winterpause auf, als bekannt wurde, dass sich insbesondere Neuhofen/Krems, aber auch der FC Altmünster dementsprechend verstärkt hatten."

Josef Jelinek: "Im Herbst gab`s noch keine Bedenken, wohl aber etwas in der Übertrittszeit. Windischgarsten verlor allerdings in den ersten beiden Frühjahrsrunden und wir lagen wieder deutlich  an der Spitze."

In welchem Spiel gab es die größte Überraschung?

Werner Kemetinger: "Ziemlich kurios ging es im Frühjahr vor dem Heimspiel gegen Altmünster her. Unsere Standardtorhüterin Katharina Widlroither zog sich beim Aufwärmen einen Ellenbruch zu, ersatzweise musste unsere  Stürmerin Tanja  Ehrschwendtner das Tor hüten und wir gewannen dieses  vorentscheidende  Spiel trotzdem mit 8:3, kaum zu glauben! Vor einer Woche wurde bei Widlroither der Gips entfernt,  wir hoffen sehr, dass sie beim Meisterschaftauftakt daheim am 19. August gegen Antiesenhofen/Weilbach wieder eingesetzt werden kann."

Josef Jelinek: "Eine Schrecksekunde gab es sicherlich bei dieser Vorentscheidung, denn in den letzen beiden Runden mussten wir vier Punkte holen, gegen Altmünster daheim und auswärts gegen Windischgarsten antreten. Die schwere Verletzung unserer Torhüterin konnten wir wegstecken und dann noch einen Kantersieg feiern. Im letzten Spiel revanchierten wir uns mit einem 2:0 bei Windischgarsten für die einzige Meisterschaftsniederlage."

Blieb eure Mannschaft mit Ausnahme von Wiedlroither von Verletzungen verschont?

Werner Kemetinger: "Nein, leider fiel unsere Toptorjägerin Nina Gaderer schon in der 25. Minute des Heimspiels gegen den ATSV Steyr (8:2) in der vierten Runde verletzt aus. Sie feierte bei Beginn der Frühjahrsmeisterschaft ihr Comeback und schoss trotz der Zwangspause  als Torschützenkönigin der Frauenklasse Ost  in zwölf Spielen und dem Teilzeiteinsatz 35 Tore von unserem Gesamtscore von 129:14!"

Josef Jelinek: "Gott sei Dank blieben uns weitere Verletzungen erspart, intensive Vorbereitung und Training konnten auch den Blessuren vorbeugen."

Was ist das große Erfolgsgeheimnis dieser tollen  Mannschaft, die jedes Jahr begeistert?

Werner Kemetinger: "Wir trainieren drei Mal wöchentlich intensiv und bei sehr gutem Trainingsbesuch. Das Zusammengehörigkeitsgefühl wird auch außerhalb des Sportplatzes durch viele gemeinsame Aktivitäten gestärkt. Zuletzt nahmen wir beim Abschlussausflug in Ossiach an einem großen Kleinfeldturnier teil, wo sich auch Stars der ÖFB-Liga beteiligten. Wir konnten sogar ein Remis erreichen, in einem weiteren Match zeigte uns aber logischerweise der ÖFB-Vizemeister ASV Spratzern mit tollen technischen Einlagen bei unserem 1:6, „ wo der Bartl den Most holt“. Der „Anschauungsunterricht“ hilft unseren lernwilligen Mädels sicher wieder weiter."

Josef Jelinek: "Als wir  vor zehn Jahren begannen, standen Spaß und Jux im Vordergrund, Hobbyspiele standen auf dem Programm. Erst als wir vor drei Jahren in den Meisterschaftsbetrieb der Regionsliga Innviertel einstiegen, wurde der Frauenfußball ernsthaft betrieben. Jetzt ist eine gelungene Mischung mit einer altersmäßigen Breite von 15-37 Jahren am Werk. Torhüterin Widlroither war und ist die Integrationspersönlichkeit in unserem Team, die den Zusammenhalt nachhaltig fördert. Aus dem Kader mit Katharina Maria Widlroither, Stefanie Knieger, Carina Lohninger, Elisabeth Luger, Monika Mörtenhuemer, Maria Stabauer, Anna Edtmayer, Sophie Gregor, Regina Maier, Susanne Meidl, Julia Nussbaumer, Eva Maria Oberascher, Laura Oberschmid, Charlotte Sandgaard Pedersen, Beatrice Plötzeneder, Daniela Reisinger, Julia Edtmayer, Tanja Ehrschwendtner und Nina Gaderer haben Cheftrainer Werner Kemetinger und ich ein erfolgreiches Team geformt."

Welche Chancen rechnet Ihr euch jetzt in der OÖ Frauenliga aus?

Werner Kemetinger: "Wir möchten möglichst nichts mit dem  Abstieg zu tun haben und uns im Mittelfeld platzieren. Befreundete Trainer, die gut Bescheid wissen über das Niveau der OÖ Frauenliga, schätzen uns nicht als Abstiegskandidaten ein und trauen uns einen Platz im Mittelfeld zu. Wir werden sehen, aber sind auch zuversichtlich, weil wir in der vermutlich spielstärksten Frauenklasse Meister wurden."

Josef Jelinek: "Ich bin zwar nicht mehr unmittelbar davon betroffen, denke aber, dass wir uns im Mittelfeld positionieren wollen. Gar der Meistertitel würde uns ohnehin in Verlegenheit bringen, weil die nächsthöhere Spielklasse von unserem Verein nicht mehr finanzierbar wäre."

Dem Vernehmen nach wechselt eine Ihrer besten Spielerinnen, Kapitänin Susanne Meidl, zum ÖFB-Ligisten Union Kleinmünchen, wird es weitere Abgänge bzw. Verstärkungen geben?

Werner Kemetinger: "Wir wünschen Susanne beim ÖFB-Ligisten alles Gute, obwohl es für sie sicherlich nicht einfach wird. Die Konkurrenz ist hochqualifiziert, auch die Reisestrapazen und der wöchentliche Zeitaufwand sind nicht zu unterschätzen. Sie soll sich aber  auf jeden Fall selbst einmal ein Bild von der neuen Situation machen. Der Kader bleibt  ansonsten unverändert, wir sind nicht gezwungen, uns unbedingt zu verstärken, halten aber Ausschau und würden eine echte Verstärkung natürlich mit offenen Armen aufnehmen. Unser  Kernteam umfasst etwa 12, 13 Spielerinnen, die über das Rüstzeug für die OÖ Frauenliga verfügen. Der Rest des Kaders besteht aus großen Talenten, die noch ein wenig Zeit brauchen. Bei der Torhüterin müssen wir uns auch wappnen vor etwaigen Verletzungen, weil wir in den letzten Jahren verwöhnt waren, Widlroither immer verschont von Blessuren blieb. Mit Ehrschwendtner, die schon gute Figur machte, und auch Elisabeth Klug haben wir aber auf jeden Fall Optionen für den Fall des Falles.“

Josef Jelinek: "Natürlich wünschen wir Susanne, dass sie Erfolg hat in der höchsten Spielkasse hat, aber es wird auch eine schwierige Aufgabe. Thema Verstärkungen: Wer immer große Lust und Liebe zum Frauenfußball verspürt, ist bei uns herzlich willkommen, wir treten aber nicht als Großeinkäufer und Abwerber auf."

Welchen Stellenwert genießt das Frauenteam innerhalb der Union Mondsee, nachdem es in den letzten Jahren konstant mit Spitzenleistungen aufwarten konnte?

Werner Kemetinger: "Nachdem wir anfangs schon etwas belächelt wurden, hat sich das Klima sehr verbessert. Wie werden nicht mehr mit einer „Stammtischmannschaft“ verwechselt und die Leistungen: Drei Mal Meister ensuite (Regionsliga Innviertel, Regionsliga Hausruckviertel und Frauenklasse Ost)  werden dementsprechend anerkannt."

Josef Jelinek: "Die Akzeptanz ist jetzt auf jeden Fall gegeben, die Wertschätzung  ist hundertprozentig vorhanden und wurde gesteigert."

Wäre es denkbar,  einmal das Frauenteam im Vorspiel vor den Männern antreten zu lassen?

Werner Kemetinger: "Wir sind mit den Besucherzahlen, die bis 200 gehen, sehr zufrieden. Derzeit sind die Spiele der Männer-Reserve schwächer besucht, weil der Zustrom erst der Kampfmannschaft der Männer gilt, die ganz knapp nicht in die OÖ-Liga aufgestiegen ist. Statt der Reserve anzutreten, brächte meiner Einschätzung nach nicht mehr Publikum für uns."

Josef Jelinek: "Diese Option hätte sich ergeben, wenn die Männer aufgestiegen wären, denn dann hätte die 1 b  einen gesonderten Spieltag (Sonntag) erhalten. Aber ich bin auch sehr zufrieden mit unserem Stammpublikum, dem wir schon einige ausgiebige Siege präsentieren konnten."

Ihr größter Wunsch für die neue Saison?

Werner Kemetinger: "Möglichst im gesicherten Mittelfeld zu landen und vor allem von schwereren Verletzungen verschont zu bleiben."

Josef Jelinek: "Da ich ja jetzt meine Tätigkeit beim Frauenteam beendet habe, möchte ich lieber ein kurzes Resümee über die vergangenen zehn Jahre ziehen: in diesem Zeitraum ist viel Arbeit angefallen, jetzt sollen die Jungen ran. Mein Nachfolger wird Dominik Weixler, dem ich für seine Tätigkeit alles Gute wünsche! Ich selbst habe das Dezennium genossen, besonders die letzten drei Jahre, die jeweils vom Titel gekrönt waren. Nun geht’s mit der Nachwuchsbetreuung weiter, aber natürlich werde ich den Fortgang des Frauenteams auch weiter beobachten."

Danke vielmals für eure Geduld und Zeit. Wünsche euch alles Gute für die neue Saison und die sportlichen Aktivitäten!


Dr. Helmut Pichler

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